Montag, 7. Mai 2007

WM 2007

2 : 4
(1:1, 1:1, 0:2)
Schweden Russland

Matchbericht



Russland gewinnt Hauptprobe

Von Samuel Hufschmid

Dank guter Offensivleistung und einer Steigerung im Schlussdrittel gelang es den Russen, die bis anhin ebenfalls ungeschlagenen Schweden zu besiegen. 4:2 lautet das Schlussresultat, Morozov war mit zwei Toren der erfolgreichste Spieler. Das Spiel fand bei bester Stimmung in der ausverkauften Khodynka-Arena statt.

Mit Russland und Schweden trafen zwei der heissesten Titelanwärter aufeinander. Beide Teams stehen noch ohne Verlustpunkt an der Spitze der Tabelle und sind auch was die Anzahl geschossener Tore angeht den anderen Teams weit voraus. Ein Offensivspektakel durfte erwartet werden, dachte wohl auch der Stadion-DJ, der den Einzug der Russischen Mannschaft mit einer Triumpf-Fanfare, das Warmspielen mit einem Mix aus "Final Countdown" und "The Winner Takes It All" untermalte.

Die erste Chance hatten aber die Schweden. Zwei Minuten waren gespielt, als der Russe Grebeshkov mit der Hand nach einem hohen Puck griff, diesen unglücklich ablenkte und Davidsson direkt vor die Füsse legte. Dieser Lapsus, der zudem noch in Überzahl passierte, hätte fast zur frühen Führung der Nordländer geführt. Einige Strafen führten zu einer weiteren Überzahlsituation der Schweden, die nach nur 20 Sekunden mit einem schnellen Zuspiel von Martensson auf Thornberg zum ersten Treffer führte.

Die russische Mannschaft zeigte, dass sie sich keineswegs so geschlagen geben würde. Zwei hochkarätige Chancen (Radulov, Kondratiev) und ein aberkanntes Tor innert zwei Minuten weckten auch bei den Fans neue Hoffnungen. Die Schweden standen weiter unter Druck, dies führte zu mehreren Strafen und in der 18. Minute sogar zu einem Penalty. Stralman konnte den entwichenen russischen Angreifer als letzter Mann nur noch mit unfairen Mitteln stoppen. Der daraus resultierende Penalty verwandelte Morozov gekonnt, indem er den Torhüter zuerst rechts umspielte und dann den Puck über den bereits am Boden liegenden Keeper lupfte.

Das zweite Drittel begannen die Russen nur zu viert, da Zaripov noch eine Minute auf der Strafbank verweilen musste. Schweden konnte aber weder von dieser, noch von der nächsten Überzahl-Situation profitieren. Es kam noch schlimmer, denn als Morozov zurück aufs Feld durfte, verhalf er seinen Mitspielern lediglich durch seine Präsenz zu einem Torerfolg. Die schwedischen Verteidiger mussten nämlich plötzlich diesen weiteren Angreifer decken und weil beide sich dafür zuständig hielten, öffneten sie Grebeshkov den Weg zum Tor.

Die Emotionen entluden sich kurz darauf in einem Handgemenge, das den Schweden erneut die Möglichkeit gab, bei Überzahl den Ausgleich zu schiessen. Obwohl sich die Gelben unter einem enormen Pfeifkonzert gut im Drittel der Einheimischen festsetzen konnten, gelang ihnen der Treffer nicht. Die Russen waren es, die nach 29 Minuten fast mit 3:1 in Führung gegangen wären, aber das Tor wurde ihnen erneut aberkannt. Die Schweden erarbeiteten sich einige Chance, Tarnstrom hätte, perfekt angespielt, in der 29. Minute den Puck nur noch am geschlagenen Torhüter vorbeischieben müssen, traf aber nicht. Vielleicht stimmt das Sprichwort vom Glück des Tüchtigen wirklich, denn die Art, wie die Schweden zum Ausgleich kamen, war sehr kurios. Steen, angespielt von Backstrom, fiel rückwärts und brachte das Kunststück fertig, im Fallen den Puck noch Richtung Tor zu befördern. Dass dieser dann auf unerfindliche Weise ganz langsam unter dem Torhüter ins Tor kriechen würde, hätte niemand gedacht. Deshalb war es kurz ganz still im Stadion, und auch der Torschütze musste vor dem Jubeln ein zweites Mal hinschauen.

Das letzte Drittel begann mit einer Starken Phase der Schweden. In Überzahl konnten sie sich festsetzen und erspielten sich zwei grosse Tormöglichkeiten. Bremberg machte diese Möglichkeit jedoch zu Nichte, indem er völlig überflüssig in der gegnerischen Zone ein Foul verübte, das dieser starken Phase in Überzahl ein Ende setzte. Wenig später traf Malkin ins Schwarze. Von Markov angespielt zog er von der blauen Linie voll ab und bezwang den schwedischen Torhüter mit diesem überaus präzisen Gewaltschuss. Eine Reaktion der Schweden blieb aus, man hätte sich in einem Freundschaftsspiel wähnen können, wäre in der 54. Minute nicht eine Rempelei ausgebrochen, bei der sogar der Helm des Schiedsrichters in Mitleidenschaft gezogen wurde. Danach kam ein Geniestreich von Morozov, der mit einem Sprungangriff einem Schweden den Puck abluchste, Ninoviev lancierte, diesem nachjagte und prompt den Pass zurückerhielt, den er mit vollem Speed nur noch am Goalie vorbeischieben musste. Zwei Tore Vorsprung und einige gute Paraden des russischen Torhüters reichten, denn den Schweden gelang auch zu sechst gegen vier kein weiteres Tor mehr. Russland gewann, doch vielleicht kommt für die Schweden die Möglichkeit zur Revanche schneller als sie denken würden. Vielleicht sogar in wenigen Tagen an gleicher Stelle – dieses Spiel hätte dann aber sicherlich nicht mal Phasenweise mit einem Freundschaftsspiel zu tun.



Telegramm:

Khodynka-Arena, Moskau. - 14'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR: Pellerin (CAN), Losier (CAN)/Masik (SLK). - Tore: 8:43 Thörnberg (Jörgen Jönsson, Mårtensson/Ausschluss Proshkin) 1:0. 17:39 Morozov (Penalty) 1:1. 23:27 Grebeshkov (Malkin, Kharitonov) 1:2. 38:22 Steen (Bäckström, Mårtensson) 2:2. 49:51 Malkin (Markov, Frolov) 2:3. 56:33 Morozov (Zinovjev) 2:4. - Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen Schweden, 8-mal 2 Minuten gegen Russland.

Schweden: Ersberg (Ersatz: Backlund); Åkerman, Tärnström; Hållberg, Enström; Johansson, Sandström; Strålman; Kahnberg, Wallin, Emvall; Hörnqvist, Davidsson, Bremberg; Mårtensson, Jörgen Jönsson, Thörnberg; Steen, Bäckström, Mansson.

Russland: Jemerenko (Ersatz: Koshechkin); Nikulin, Proshkin; Gonchar, Markov; Atjushov, Grebeshkov; Jemelin, Kondratjev; Morozov, Zaripov, Zinovjev; Frolov, Malkin, Kovalchuk; Radulov, Schastlivy, Kharitonov; Kulemin, Neprjajev.

Bemerkungen: Schweden ohne Kenny Jönsson, Henriksson, Warg und Hedström, erstmals mit Kahnberg und Mansson. Russland ohne Ovjechkin (gesperrt). - Schüsse aufs Tor: 30:31 (11:9, 10:10, 9:12).


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