Sonntag, 6. Mai 2007

WM 2007

6 : 3
(2:0, 1:1, 3:2)
Russland Schweiz
 

Matchbericht



 
 

Früher Rückstand nicht mehr wettgemacht

Von Martin Merk

Die Schweiz unterliegt dem WM-Gastgeber Russland, der sich nach der ungenügenden Leistung gegen Italien klar verbessert zeigte, 3:6. Ein Rückstand aus der ersten Minute konnte nicht wettgemacht werden – dafür erzielte man die ersten Tore gegen eine Top-Nationa an diesem Turnier.

Gegen die russischen Kabinettstückchen hielt die Schweizer Abwehr für ganze 34 Sekunden dicht. Noch bevor es einen Wechsel gab, landete ein Befreiungsschlag Julien Vauclairs bei Danis Zaripov. Der vor dem Tor stehende Sergej Zinovjev brauchte nur noch zum 1:0 für den Gastgeber einzuschieben. Beat Gerber verpasste eine Minute später bei einem russischen Abwehrfehler und einem Sturmlauf von Andres Ambühl die direkte Ausgleichsmöglichkeit. Zur nächsten Gelegenheit kam es nach einer Szene in der 9. Minute. Als Valentin Wirz der Bande entlang nach vorne stürmte, prallte er in den Ellbogen des von der Strafbank gekommenen Alexander Ovjechkin. Während Wirz beim Aufprall den Helm verlor, sich Blessuren am Kopf zuzog und vom Eis begleitet werden musste, gab der tschechische Schiedsrichter Milan Minar dem Russen nach langen Diskussionen eine Fünf-Minuten-Strafe. Er sah eine hinterlistige Ellbogen-Bewegung nach hinten zu Wirz’ Kopf und damit auch eine Verletzungsabsicht. Wirz wurde für den Rest der Partie nicht mehr eingesetzt und in Hinblick auf das Viertelfinale geschont. Die Entrüstung der Russen über die Strafe war jedoch umsonst: Sie stellten in dieser Phase selbst im Boxplay mit ihren millimetergenauen Pässen die bessere Mannschaft und als Ilja Kovalchuk (er sass Ovjechkins Strafe ab) von der Strafbank kam, bestrafte dieser auf Pass von Andrej Markov die Schweizer für ihr Verfehlen mit dem 2:0.

Im Mitteldrittel erhöhte Zaripov nach einem perfekten Zuspiel Petr Schastlivys bei einem schnellen Angriff auf 3:0. Die einzige Schweizer Chance über weite Strecken des Mitteldrittels vergab im Anschluss Julien Sprunger, als er auf den russischen Schlussmann Vasili Koshechkin zulaufen konnte, jedoch vor dem Torhüter scheiterte.

In der 39. Minute zeigte schliesslich mit Jevgeny Malkin der andere russische NHL-Youngster der Russen sein unsportliches Gesicht. Nach einem Check von Steve Hirschi brachte er diesen von hinten mit dem Stock zu Fall, um ihn danach am Boden liegend von hinten mit der Faust auf den Kopf zu schlagen. Dass Malkin für seine Tätlichkeit mit zwei Minuten davonkam, muss wohl an der Heimatmosphäre gelegen haben. Die Schweizer antworteten dafür mit dem 3:1. Gestört von Ivo Rüthemann wurde Koshechkin durch einen Blueliner Mark Streits bezwungen.

Die aufgekeimten Hoffnungen der Schweizer wurden zu Beginn des Mitteldrittels, als Andres Ambühl auf der Strafbank Platz nehmen musste, kurz dezimiert, als Markov einen Schuss Kovalchuks zwischen Hillers Schoner ins Tor lenkte. Nur 26 Sekunden später traf jedoch Paul Di Pietro auf einen Abpraller zum 4:2. Im Powerplay vermochte jedoch Alexander Frolov in der 46. Minute den russischen Vorsprung auf 5:2 zu erhöhen. Im Alleingang erzielte Schastlivy in der 50. Minute gar das 6:2. Zwei Minuten später nutzte Marc Reichert ein russisches Fehlzuspiel per Weitschuss zum 6:3. Die Schweizer spielten das Offensiv-Eishockey trotz der verloren gegangenen Partie am Schluss munter mit.

Insgesamt war der russische Sieg klar verdient. Die Russen zeigten ihre Präzision auf, die Schweizer waren zu fehlerhaft. Sie konnten immerhin von sich reden machen durch ihre ersten drei Treffer des Turniers gegen eine Top-Nation und ein starkes Boxplay. Im Viertelfinale trifft die Schweiz als Vierter am Donnerstagnachmittag auf den Sieger der anderen Zwischenrunden-Gruppe (Kanada oder USA).



Stimmen:

Patric Della Rossa, Stürmer Schweiz: «Wir haben uns sicher mehr vorgenommen und sind teilweise vorgeführt worden. Wir machten sehr viele Fehler, die wir im Vorfeld nicht hätten machen wollen. Ich habe sehr gesündigt. Lange hat es gut ausgesehen und beim 3:1 und 4:2 hatten wir lange an uns geglaubt. Dann hatten wir unnötige Strafen, Tore kassiert und das Spiel war natürlich gelaufen.»

Ralph Krueger, Headcoach Schweiz: «Wir wussten, dass wir einen harten Test hatten, wie gut wir momentan sind. Wir machten viele mentale Fehler, vor allem wenn wir am Puck waren. Das einzig Zufriedenstellende war, dass wir einen Weg fanden, gegen Russland drei Tore zu erzielen. Die Fehler waren atypisch, ich hatte das Gefühl, dass die die Köpfe leer waren, aber die Jungs kamen am Schluss immer noch und wollten mehr. Der Scheibenumgang war ganz klar unsere Schwäche, hat zu Strafen und Gegentore geführt. Wir wissen nun, wie wir am Donnerstag spielen müssen. Nun ist die aktive Regeneration wichtig nach vier Spielen in fünf Tagen. Morgen sind wir weg vom Eis. Die Spieler sollen den Tag selbst veranstalten, die Batterien aufladen und ab Dienstag geht die Vorbereitung auf das Spiel am Donnerstag los.»

Vjacheslav Bykov, Headcoach Russland: «Es war ein nervöses Spiel, das wir später in den Griff kriegten. Es gab viele Strafen am Anfang und es war schade, dass Ovjechkin einen Restausschluss erhielt, da keine Absicht vorlag. Ich hoffe nun, dass es wenigstens beim Restausschluss bleibt.»



Telegramm:

Khodynka-Arena, Moskau. – 12'000 Zuschauer. – SR: Minar (CZE), Feola (USA)/Kicha (UKR). – Tore: 0:34 Zinovjev (Zaripov) 1:0. 13:50 Kovalchuk (Markov) 2:0. 29:44 Zaripov (Schastlivy, Proshkin) 3:0. 38:58 Streit (Lemm/Ausschluss Malkin) 3:1. 42:00 Markov (Kovalchuk, Malgin/Ausschluss Ambühl) 4:1. 42:26 Di Pietro (Streit, Reichert) 4:2. 45:45 Frolov (Markov/Ausschluss Della Rossa) 5:2. 49:37 Schastlivy (Kharitonov) 6:2. 51:30 Reichert (Di Pietro) 6:3. – Strafen: 5-mal 2 plus 5 Minuten und Spieldauer-Disziplinarstrafe (Ovjechkin) gegen Russland, 8-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Russland: Koshechkin (Ersatz: Jemerenko); Nikulin, Proshkin; Gonchar, Markov; Atjushov, Grebeshkov; Jemelin, Kondratjev; Morozov, Zaripov, Zinovjev; Frolov, Malkin, Kovalchuk; Radulov, Schastlivy, Kharitonov; Kulemin, Neprjajev, Ovjechkin.

Schweiz: Hiller (Ersatz: Aebischer); Vauclair, Streit; Blindenbacher, Bezina; Gerber, Forster; Hirschi; Lemm, Jeannin, Wichser; Rüthemann, Ambühl, Paterlini; Della Rossa, Monnet, Sprunger; Di Pietro, Camichel, Reichert; Wirz.

Bemerkungen: Schweiz ohne Steinegger, Sannitz (beide verletzt) und Manzato (überzählig). Russland komplett. – 8:42 Wirz nach Ellbogen-Check von Ovjechkin mit Kopfverletzung ausgeschieden. – Schüsse aufs Tor: 37:16 (9:8, 9:3, 19:5). – Beste Spieler: Danis Zaripov; Mark Streit.


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Fotos von Thomas Oswald


























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