Montag, 30. April 2007

WM 2007

2 : 1
(1:0, 0:0, 1:1)
Schweiz Italien
 

Matchbericht



 
 

Schweizer Zittersieg gegen Italien

Von Martin Merk

Wie gegen Lettland mussten die Schweizer auch gegen Italien zittern und gewannen 2:1. Damit ist die Zwischenrunde erreicht. Nun sei die Hölle überstanden, fasste der Nationaltrainer Ralph Krueger den Start zusammen und kündigt gegen Schweden anderes Eishockey an.

Gegen den technisch äusserst limitierten Aussenseiter Italien erlebte die Mannschaft von Ralph Krueger, welche erneut mit Jonas Hiller im Tor antrat, den Start alles andere als einfach. Die biederen Italiener konnten zwar spielerisch nicht viel bieten, versuchten es dafür mit Einschüchterungspotenzial.

«Rambo» Roland Ramoser schickte Sannitz ins Spital

Im Mittelpunkt stand dabei Roland Ramoser, der hölzerne, 190 cm grosse und 92 kg schwere Flügel aus Südtirol. Bereits nach fünf Minuten hätte er gemäss den Schiedsrichter-Richtlinien unter die Dusche gehört, als er von hinten Raffaele Sannitz mit dem Ellbogen in die Bande checkte (im Sandwich mit Luca Ansoldi) und damit den Tessiner ausser Gefecht setzte. Sannitz konnte verlor das Bewusstsein und musste mit der Bahre vom Feld und ins Spital transportiert werden. Wegen einer schweren Hirnerschütterung ist die WM für ihn wohl beendet. Erstmals auf die Strafbank landete Ramoser erst nach sieben Minuten, als er auch Paul Di Pietro von hinten checkte.

Italiens Strafen sorgten für Hemmungen und Tore

Als sich auch Carter Trevisani solcher Methoden gegen Romano Lemm bediente, revanchierte sich dieser im anschliessenden Powerplay. An der Torlinie von der linken Seite passte er mustergültig zu Goran Bezina in die Mitte, der die Schweizer in Führung brachte. Mit dieser ging es in die Pause – auch mit etwas Glück, als die Italiener in den letzten Minuten des Startdrittels zu Chancen kamen.

Im Mitteldrittel konnten die Schweizer anfänglich etwas Tempo ins Spiel bringen und so den Gegner zu überfordern, jedoch nahmen die Schweizer Spielanteile mit der Zeit ab und die Chancen blieben ungenutzt. Die grösste Chance hatte der Italiener John Parco, als er in der 38. Minute alleine auf Hillers Tor entwischen konnte, der Appenzeller jedoch mit einem «Big Save» glänzte. Den Schweizern schien das gehemmt wirkende Powerplay zum Verhängnis zu werden, denn bei fünf gegen fünf Feldspielern vermochten sie mit mehr Raum durchaus gute Möglichkeiten zu kreieren. Im Schlussdrittel wurde das gemütlichere Auftreten der Schweizer dann schliesslich bestraft: Julien Vauclair verlor hinter dem Tor einen Zweikampf gegen Roland Ramoser, dessen missglückter Pass sprang vom Pfosten nach vorne und wurde zur Beute von Luca Ansoldi, der zum 1:1 traf. Giorgio de Bettin hatte wenig später gar die Führung auf dem Stock. Doch die Schweizer bekamen weiterhin die Vorteile auf der Hand serviert: Sie waren technisch stärker und wissen mit den Spielregeln besser umzugehen. Die Italiener gaben den Ausgleich durch Strafen selbst wieder aus der Hand, als die Schweizer ab der 49. Minute in doppelter Überzahl antreten durften. Unmittelbar mit dem Ablauf der späteren Strafe erzielte Ivo Rüthemann auf einen Abpraller das 2:1 für die Schweizer. Die mit vielen Schüssen erfolglosen Schweizer Stürmer gewannen an Selbstvertrauen und konnten das Spiel über die Runde bringen, die Italiener, mit einer Strafe in den letzten zwei Minuten, vermochten das Spiel nicht mehr zu drehen.

Verbesserungen gegen Schweden zwingend

Die Schweizer waren zwar gegen Italien überlegen, doch hätte das Spiel auch mit dem umgekehrten Resultat enden können. Dass man nicht überzeugt hat und so von den Schweden überfahren würde, ist innerhalb der Mannschaft jedoch bewusst. Es bleibt zu hoffen, dass man nach dem Druck, zwei «Pflichtsiege» realisieren zu müssen, gegen die favorisierten Skandinaviern mit eine befreiten Aufspielen bessere Leistungen bringen kann.



Stimmen

Romano Lemm, Stürmer Schweiz: «Es ist immer schwierig, so ein Gegner muss man respektieren. Sie sind keine schlechte Mannschaft und können auch etwas mit dem Puck machen. Wir hatten zu viele verlorene Chancen. Wir sind defensiv solid gestanden, müssen aber mehr Kreatives vor dem Tor machen. Wir haben das Tempo noch nicht so hoch, wie wir es sonst gehabt haben. Es muss jeder selbst die Verantwortung übernehmen und schauen, dass die Spritzigkeit wieder zurück kommt. Wir haben nun zweimal gewonnen ohne herausragende Leistung und wissen, dass wir besser spielen können. Sonst wird das gegen Schweden nichts. Der Ausfall von Raffaele Sannitz hatte sicher auch einen Einfluss. Er ist defensiv und offensiv ein guter Center und wir sahen, wie schlecht es ihm ging. Wir hoffen, dass es ihm wieder besser geht.»

Ralph Krueger, Headcoach Schweiz: «Wir erwarteten ein gut organisiertes und hart arbeitendes Italien. Wir hatten ein enges erstes Drittel, im zweiten Drittel hätten wir die Chancen zur Führung gehabt, jedoch nicht genutzt, dadurch wurde es schwierig. Am Ende zählen nur die drei Punkte. Auch solche Spiele müssen zuerst gewonnen werden. Wir dürfen nicht so arrogant sein und denken, dass wir mit fünf oder sechs Toren gewinnen werden. Wir haben im zweiten Drittel Italien extrem dominiert. Nach diesen Spielen ist der Druck von hinten weg, nun kommt der Spass. Die letzten fünf Tage waren die Hölle und nun kommt der Himmel. Nach diesen Spielen wird man eine andere Art von Mannschaft sehen. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir uns nicht steigern können.» Besonders hob Krueger den Einsatz von Martin Steinegger hervor: «Er hatte grosse Schmerzen und mit Spritzen gespielt. Er konnte im gestrigen Training nicht einmal seinen Arm heben, hatte so trainiert und gesagt er würde spielen, fertig, aus.»

Michel Goulet, Headcoach Schweiz: «Es war ein hervorragendes Spiel mit hart arbeitenden Teams. Leider hatten wir zu viele Strafen genommen. Wir haben jedoch Fortschritte gemacht und müssen nun das Positive für das Spiel gegen Lettland mitnehmen.»



Telegramm:

Khodynka-Arena, Moskau. – 6520 Zuschauer. – SR: Schütz (DEU), Dedioulia (WRU)/Oskirko (RUS). – Tore: 15:44 Bezina (Lemm, Di Pietro/Ausschluss Trevisani) 1:0. 44:18 Ansoldi (Roland Ramoser, Helfer) 1:1. 51:57 Rüthemann (Blindenbacher, Lemm/Ausschluss Chitarroni) 2:1. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 9-mal 2 Minuten gegen Italien.

Schweiz: Hiller (Ersatz: Aebischer); Streit, Forster; Blindenbacher, Bezina; Gerber, Steinegger; Vauclair; Lemm, Jeannin, Wichser; Della Rossa, Monnet, Sprunger; Reichert, Ambühl, Rüthemann; Di Pietro, Wirz, Camichel; Sannitz.

Italien: Carpano (Ersatz: Hell); Lorenzi, Strazzabosco; Helfer, Borgatello; Signoretti, Trevisani; Florian Ramoser; Margoni, Ansoldi, Roland Ramoser; De Bettin, Chitarroni, Parco; Lefebvre, Cirone, Scandella; Faggioni, De Toni, Rigoni.

Bemerkungen: Schweiz ohne Manzato, Hirschi und Paterlini (alle überzählig). Italien ohne Bustreo. – 4:43 Sannitz mit Hirnerschütterung ausgeschieden. – 20. Pfostenschuss Lemm. 29. Lattenschuss Ambühl. – 54:51 Time-out Italien. – Schüsse aufs Tor: 28:18 (8:4, 11:5, 9:9). – Beste Spieler: Sandy Jeannin; Carlo Lorenzi.


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Fotos von Thomas Oswald


























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