Antwort auf:
Ist die Champions Hockey League nicht mehr finanzierbar?
von Klaus Zaugg

Die ZSC Lions haben in der Champions Hockey League (CHL) internationale Sportgeschichte geschrieben. Aber gibt es für die CHL eine Zukunft? IIHF-Generalsekretär Horst Lichtner macht dazu brisante Aussagen.

Der wichtigste Geldgeber der Champions Hockey League (CHL) ist der russische Energie-Gigant Gazprom. Im Gegenzug zu diesem Engagement hat Gazprom-General Alexander der Medwedew einen Sitz im IIHF-Council bekommen - im «Bundesrat» des Internationalen Eishockey-Verbandes. Die IIHF organisiert die CHL.

Die Finanzkrise hat auch Gazprom stark getroffen und die Frage von 20 Minuten Online geht deshalb an IIHF-Generalsekretär Horst Lichtner: Ist die Champions Hockey League überhaupt noch finanzierbar, wenn Gazprom Schwierigkeiten hat? Medwedew ist auch der starke Mann der russischen Liga KHL, die mit grossen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.

Lichtners Antwort auf eine sportpolitisch und wirtschaftlich so explosive Frage ist ein Meisterstück der Sportdiplomatie. Erstens einmal hält er fest, dass die Zusammenarbeit mit dem CHL-Investor aus Russland für die nächsten zwei Jahre vertraglich geregelt ist. Dann aber fragt er auch: «Was heissen in der heutigen Zeit Verträge?» Also ist doch nicht alles so sicher? Lichtner: «Wir führen in den nächsten zwei Wochen Gespräche in dieser Sache.»


Sparen ist angesagt

Oder anders gesagt: Man geht über die Bücher. Um zu sparen? Lichtner: «Ja, wie jedes Unternehmen in diesen Zeiten suchen auch wir nach Sparmöglichkeiten.» Wie viel sind es? 30 Prozent? 10 Prozent? Lichtner nennt kein konkretes Sparziel. Aber er sagt, dass die Einsparungen für die nächste CHL-Saison im zweistelligen Prozentbereich liegen. Und wie immer, wenn gespart wird, geht das ohne Qualitätsverlust. So ist das heute jedes mal, wenn gespart wird. Allerdings hat Lichtner gute Argumente, dass weniger Geld nicht auf die Qualität drücken muss: «Die Kosten für die Entwicklung der Marke Champions Hockey League haben wir beispielsweise für die nächste Saison nicht mehr.»

So oder so hat sich die CHL gut entwickelt. Die vielleicht wichtigste Kennzahl: In allen wichtigen Ländern war der Zuschauerschnitt der CHL-Spielen höher als der Durchschnitt in der höchsten Liga des jeweiligen Landes. Die CHL ist ein Produkt, das von den Fans akzeptiert und von den schreibenden Medien gut aufgenommen worden ist. Das Problem ist die fehlende TV-Abdeckung, die Lichtjahre von der TV-Präsenz der Champions League im Fussball entfernt bleibt - und die TV-Präsenz ist der Sauerstoff des internationalen Sport-Geschäftes. No TV, no money.


Das Fernsehen ist ausschlaggebend

Die Frage ist nach einer CHL-Saison nicht, ob die CHL ein gutes Produkt ist. Die ist mit «Ja» beantwortet. Die Frage ist es, ob es geling, ein gutes Produkt ins Fernsehen zu bringen und zu finanzieren und unabhängig von einzelnen Investoren wie Gazprom zu machen.

Für die nächste CHL Saison ist bisher der SC Bern als Qualifikationssieger qualifiziert. Die Berner müssen in die CHL-Qualifikation. Direkt für die CHL-Hauptphase wird der Meister qualifiziert sein. Sollte der SCB Meister werden, würden die ZSC Lions «nachrutschen». Als CHL-Titelverteidiger sind die ZSC Lions nicht automatisch für die CHL gesetzt.


20min.ch