Bericht aus dem WB:

"Eine der besten Center wird frei. Und Visp mischt mit
Übers Wochenende sind Gerüchte im Zusammenhang mit dem EHC Visp ins Kraut geschossen. Eine Spurensuche.

Roman Lareida
Jewgeni Schirjajew (31) hat beim EHC Olten einen Vertrag bis Ende der nächsten Saison, also bis 2022. Deshalb ist er nicht auf dem freien Markt. Normalerweise.

Jetzt muss man wissen, dass es sich beim Stürmer mit ukrainischen Wurzeln um einen der besten Schweizer Center der Liga handelt. In Olten, das ähnlich ehrgeizige Ambitionen und ähnlich grosse Schwierigkeiten wie der EHC Visp hat, ist er zusammen mit dem Kanadier Gary Nunn der beste Skorer. In der Liga sind nur Arnaud Montandon (Siders) und Dario Kummer (Langenthal) aktuell und rein statistisch bessere Mittelstürmer.

Einer sagt: «Wo Rauch ist, ist bekanntlich auch Feuer»
Doch die Zeiten sind nicht normal. Und darum ergibt sich nach ein paar Telefonaten folgende interessante Geschichte, die offiziell so von keiner Partei abgesegnet worden ist. Was an der Brisanz jedoch nichts ändert. Also: Ein enger Beobachter des EHC Olten sagt, im Vertrag von Schirjajew stehe eine Klausel drin, wonach der Klub (der Spieler nicht!) das Recht habe, Ende Saison frühzeitig aus dem laufenden Arbeitsverhältnis aussteigen zu können. Und weil Olten sparen und das Budget runterfahren müsse, und Schirjajew teuer sei, würden sich die Solothurner von ihm trennen wollen. Man darf ohne Bestätigung dieser Zahl davon ausgehen, dass ein Spieler des Kalibers Schirjajew bei einem Klub des Kalibers Olten gegen 120000 bis 130000 Franken verdient.

Jewgeni Schirjajew ist der Sohn von Waleri Schirjajew, der unzählige Jahre in der Schweiz spielte, mit dem SC Bern Meister wurde und mit La Chaux-de-Fonds viermal (!) zwischen der NLB und NLA auf- und abgestiegen war. Die Schirjajews leben in Neuenburg, auch wenn der Vater Trainer beim HC Luzern (Regio League) ist. Jewgeni jedenfalls wuchs eishockeytechnisch in La Chaux-de-Fonds auf, seine Frau kommt aus dem Ort. Eine Rückkehr in die Stadt der Wurzeln liegt mit über 30 Jahren also drin. Deshalb ein Anruf dorthin und nun kommt der EHC Visp ins Spiel. Ein enger Beobachter des HC La Chaux-de-Fonds sagt, dass Schirjajew sehr wohl gerne zurückkehren würde, der Klub aber mit der Offerte von Visp nicht mithalten könne. Das jedenfalls habe er aus dem Klub vernommen. Und so denke er, dass die Chance, dass Schirjajew im Oberwallis lande, überhaupt nicht klein sei. Ganz im Gegenteil. Sollte das tatsächlich so sein, dann wird der Spieler im Gehalt wohl Abstriche machen müssen. Und vielleicht gewinnen die Emotionen übers Geld und er landet doch noch in La Chaux-de-Fonds.

Aus Visp ist dazu in einem ersten Anlauf nichts zu vernehmen. «No comment»! Und doch verrät ein hochrangiger Vertreter des Klubs irgendwann im Laufe des Gesprächs: «Wie sagt man so schön: Wo Rauch ist, ist bekanntlich auch Feuer.» Ist der Deal also womöglich schon gemacht? Über Bewegungsspielraum jedenfalls verfügte Sportchef Bruno Aegerter, denn es laufen nicht weniger als 17 (!) Verträge aus. Wenn nicht noch die grosse Wende eintritt, so wird es auch zu zwei neuen Ausländern kommen müssen. Wobei Van Guilder noch etwas mehr Chancen besitzt, fiel er doch fast zwei Monate aus. Auch Aegerter selbst steht unter Druck: Von seinen Transfers – Berger, Holdener, Merola, Haas, Sterchi – hat bislang noch keiner eingeschlagen.

National League mit 14 Teams: Visp unter Druck
Das offenbare Umwerben Schirjajews muss in einem grösseren Zusammenhang verstanden werden. Mit dem Umzug in die Lonza Arena sind im EHC Visp eine neue Ära und neue Möglichkeiten entstanden. Angesichts der bisherigen Krisensaison ist es dem Klub etwas peinlich, grosse Töne zu spucken. Dementsprechend verhalten gibt man sich denn auch im Management. Das mag ehrenhaft sein, aber am eingeschlagenen Marsch in Richtung Spitze ändert das nichts. Vor allem: Weil die National League sich in Richtung Aufstockung von heute 12 auf 14 Mannschaften entwickelt, ergeben sich diese und die nächste Meisterschaft gute Möglichkeiten für eine Promotion. Die Swiss-League-Meister können nämlich ohne Ligaqualifikation in die höhere Liga wechseln. Die National League wird ihre Topliga danach wohl nicht wie gewünscht ganz schliessen dürfen (unlauterer Wettbewerb?), was auch sportkulturell ein schlechter Witz wäre. Aber die Durchlässigkeit dürfte danach ziemlich erschwert sein. Deshalb geraten Klubs mit modernen Hallen wie Visp, Olten oder Ajoie unter Druck, wollen sie ihr grosses Ziel nebst Kloten erreichen. Die Nervosität steigt unter den Ehrgeizigen spürbar."
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