Am Ende der NLB Saison ein kurzer Rückblick und Ausblick auf verschiedenen Ebenen.

Die vergangene Saison:
Beginnen wir ganz zuhinterst. Gestern wurde der HC Ajoie verdientermassen Nationalliga B Meister. Wer hätte am Anfang der Saison oder der Playoffs damit gerechnet? Dies spricht ganz klar für die Ausgeglichenheit und Spannung in der Liga. Dies gilt es, mit allen Mitteln beizubehalten. Welche Liga im Halbprofitum kann in fünf Jahren fünf verschiedene Meister küren?

Die Raperswil Jona Lakers konnten die Nationalliga B in keinster Weise so prägen und polarisieren, wie dies die letzten übermächtigen Anwärter für die Nationalliga A (Lausanne und Langnau) getan haben. Sie spielten jedoch eine solide Saison und bestätigten mit der Finalteilnahme im ersten Jahr ihren anspruch auf einen Aufstieg. Die Voraussetzungen sind durchaus gegeben, wobei scher zu bedenken ist, dass die Verankerung in der Bevölkerung immer noch stark unter dem Namenswechsel leidet. Wer in einem Finale nicht 3000 eigene Fans mobilisieren kann, muss sich zwangsläufig Gedanken um seine Fanbasis machen.

Der EHC Winterthur ist fast in allen Belangen eine Bereicherung für die Liga gewesen. Schade das es sportlich (noch?) nicht zu mehr gereicht hat. Ohne Söldner und andere Top-Transfers wird es auch im nächsten Jahr schwer werden, etwas zu reissen.

Thurgau spielte nach einer soliden Playoffqualifikation eine beachtliche Serie gegen Rapperswil-Jona, zu mehr reichte es einmal mehr nicht. Der SCL, EHCO, EHCV und HCL konnten ihren Ambitionen insbesondere in den Playoffs nicht gerecht werden. Olten wurde dieses Jahr der Titel, nach dem überstehen der Viertelfinals quasi auf dem Silbertablett serviert. Die Chance wurde jedoch ein weiteres Mal nicht genutzt. Unvermögen und Unruhen im Führungsgremium standen dem Erfolg im Wege. Die Langenthaler scheiterten bereits im Viertelfinal kläglich an Martinach. Welches mit der Halbfinalqualifikation die sportlichen Ziele erreichen konnten. Ein Exploit gegen Rapperswil blieb jedoch aus.

Aus Visper Sicht:
Nach einem sehr harzigen Saisonbeginn konnten dank einigen Korrekturen Spieler/Trainer zu einer gewissen Kontinuität zurückgefunden werden. Das Cup-Spiel gegen den grossen SC Bern war mit Sicherheit das grosse Highlight. Wie oft gelingt es einem übermächtigen Gegner in einem Ernstkampf so nahe zu kommen? Diese Leistung ist sehr hoch zu werten und es hat auch gezeigt, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckte. Dieses Potenzial konnte leider viel zu wenig oft abgerufen werden.

In der Viertelfinalserie gegen Olten gelang dies mindestens einmal zu wenig. Im Spiel 2 vor heimischem Publikum hat man rückblickend betrachtet diese Serie verloren. Eine Mannschaft mit zu wenig Willen und Biss. Verlor ein Spiel, welches vieles möglichhätte machen können. Wir erinnern uns an die beiden unvergesslichen Meistersaisons. Nun gilt es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und die selben Fehler nicht nochmals zu begehen. Mit den bis anhin getätigten Transfers, ist mit Sicherheit eine Korrektur welche nötig war gelungen. Aus visper Sicht kann wieder hoffnungsvoll in die Zukunft geschaut werden.

Chancen und Gefahren der Nationalliga:
Die Nationalliga B nimmt nächste Saison zwei weitere reine Farmteams auf. Nun werden es deren drei an der Zahl sein. Bei Biasca besteht zumindest die Hoffnung, dass eine gewisse Identifikation der Anhänger zum Club bestehen bleibt und dass sich der Verein ähnlich wie Winterthur positionieren kann. Bei Zug wird es ein zweite GC geben. Diese Entwicklung ist aus sportlicher aber auch wirtschaftlicher Sicht für die gesamte Nationalliga sehr kritisch zu betrachten. Dies wurde bereits zur Genüge diskutiert. Trotzt den gesamten Negativpunkten bleibt darauf zu verweisen, dass nun die Nationalliga mit 24 Mannschaften wieder genügend Teams hat. Einem sportlichen Auf- und Abstieg zwischen 1. Liga und Nationalliga B steht nach Ablauf der Abstiegsfrist nichts mehr im Wege. Bis dahin werden hoffentlich auch wieder aufstiegswillige Teams der 1. Liga in die Nationalliga B drängen wollen. Einige Kandiaten werden wohl Basel, Sierre, Chur und eventuell Arosa sein.

Ein Auf- und Abstieg zwischen der höchsten und zweithöchsten Spielklasse muss aus sportlichen Aspekten auch in Zukunft möglich sein. Falls Rapperswil bei einem Rückzug von Kloten deren Platz einnehmen sollte, stehen jedem Sportfan die Haare zu berge. Die Schweiz ist nicht Amerika und die sportliche Leistung muss immer das wichtige wenn nicht einzige Kriterium für die Zugehörigkeit in einer Liga sein.

Über die Grösse und den Modus der Nationalliga wird in Zukunft mit Sicherheit weiterhin heiss diskutiert. Wichtig ist, dass die Interessen aller berücksichtigt werden und dass die Weiterentwicklung des Eishockeysports auf breiter Ebene im Zentrum steht.

Chancen und Gefahren des EHC Visp:

Was sind die Chancen und Gefahren des EHC Visp. Dies wird anhand von den zwei realistischen Szenarien festzuhalten. Dabei gibt es drei sehr relevante Einflussfaktoren. Diese sind die Infrastruktur in Visp, die Gestaltung der Nationalliga und die Entwicklung im Kanton Wallis. Wobei die Infrastruktur mit Abstand das wichtigste Kriterium darstellt.

neue Halle in Visp
Falls Visp im Herbst einer neuen Eis- und Eventhalle zustimmt, steht einer Vorwärtsstrategie nicht mehr viel im Weg. Bei gleichblibender Konstellation in der Nationalliga und im Walliser Eishockey muss mittelfristig der Aufstieg ins Auge gefasst werden und versucht werden sich als Hockeyklub der Walliser zu positionieren. Bei einer Erhöhung der Plätze in der Nationalliga A auf 14 oder 16 Teams wird dem Aufstieg nichts im Wege stehen, bei einer Reduktion auf 10 wird man auch eine Spielklasse tiefer glücklich.
Falls Siders bis zu einem allfälligen Aufstieg wieder zurück ist, wird sich der Aufstieg bedeutend schwieriger gestalten.

keine neue Halle in Visp
Visp wird die nächsten fünf Jahre weiterhin in der Nationalliga B herumdümpeln, kann durchaus einige sportliche Erfolge feiern, zu mehr wird es jedoch nicht reichen. Danach kann es sehr düster aussehen, falls die Attraktivität der Liga weiterhin abnimmt. Warum soll in eine unattraktive Liga ohne sportliche Perspektiven investiert werden? Wie kann in der Litternahalle überhaupt noch Nationalliga Hockey gespielt werden. Weitere Reduktionen in der Zuschauerzahl und kostspielige Sanierungen werden anstehen. Ein Rückzug in die erste Liga scheint nicht unrealistisch.

Was ist eure Meinung zu diesen Punkten? Wie sieht ihr die Zukunft? Ich hoffe, hiermit einen Teil zur Wiederbelebung des zu tode moderierten Visper Forum beitragen zu können. Lasst die Diskussionen beginnen - der Sommer wird lang.


Bearbeitet von Against All Odds (02/04/2016 16:14)