Habe den Text von Burgener im NZZ Folio nun auch gelesen und muss sagen, dass mir der Text grob betrachtet gar nicht so schlecht erscheint. Der Schreiber versucht, semi-professionele Sportler, die es nicht ganz an die nationale oder gar internationale Spitze gebracht haben, wie eben beispielsweise Aeschlimann vom EHCO, zu portraitieren sprich ein Bild von deren Leben zu zeichnen. Meines Erachtens gelingt das dem Schreiber des Textes gar nicht so schlecht. Ich jedenfalls kann mir nach der Lektüre irgendwie ein Bild von Aeschlimann machen, das vielleicht nicht einmal so weit von der Realität entfernt ist. 3 grobe Fehler macht Burgener jedoch: Erstens, er arbeitet mit dem Stereotyp Oltens als einer langweiligen, ideenlosen, grauen Mittellandstadt, und beleidigt so unnötig und blödsinnig die Stadt Olten und ihre Einwohner. Zweitens, er setzt den Nationaliga B-Eishockey, der dem Mittelland, dem Jura und dem Wallis (!) vorgesetzt werde, herab und damit natürlich auch diese Regionen. Drittens er stellt Aeschlimann durch die Blume als einen "Looser" dar. Und auch das ist falsch! Herr Burgener scheint eine Phobie gegen das Provinzielle zu haben bzw. sich von dem selben abgrenzen zu wollen, vermutlich weil er selbst ja auch eher aus der Provinz stammt. Langer Rede kurzer Sinn: Der Text von Burgener bezüglich Aeschlimann ist meiner Meinung nach zu vielleicht 80 Prozent gelungen, weil man sich aufgrund des Textes tatsächlich ein einigermassen realistisches Bild von Aeschlimann machen kann. Zu vielleicht 20 Prozent ist der Text total neben den Schuhen und entwertet so den ganzen restlichen, eigentlich guten Text. Dies weil es absolut nicht angeht, gewisse Regionen, gewisse Menschen herzunehmen und sie als minderwertig zu bezeichnen! Das geht absolut nicht und ist unter jeder Kanone! Der Text hätte als ganzes gut sein können, wenn Herr Burgener in seiner Kindheit Anstand und Respekt vor anderen Menschen und anderen Regionen gelernt hätte, oder anders rum gesagt, wenn er ein etwas weniger elitär-aufgeblasenes, snobististisches Weltbild hätte. Denn richtig ist: Es gibt in der Schweiz nicht nur die grösseren Städte (Metropolen gibt es in der CH keine!) wie Zürich, Basel, Bern, Genf, etc., sondern auch die zahlreichen Kleinstädte wie Olten, Aarau, Langenthal, Baden, Sursee, etc. etc. Und dann gibt es noch die unzähligen Dörfer in den Agglos und in den ländlichen Gebieten (eines davon: Saas Fee). Und all diese Orte haben ihren Reiz und ihre Berechtigung!!! Es lebt sich in Olten oder Kappel (man suche sich aus, welches man wolle) nicht schlechter als in Zürich oder Genf. Auch ist man in der ganzen Schweiz heute eigentlich mehr oder weniger am Puls der Zeit. Hinter dem Mond ist heute noch nicht einmal mehr Saas Fee, im Gegenteil. Schluss: Burgeners Text hat eine interessante Anlage, ist streckenweise gelungen, insgesamt aber ein Faux Pas sondergleichen, etwas was eine NZZ so niemals hätte publizieren sollen, wenn sie sich nicht billigsten Boulevard-Journalismus vorwerfen lassen will, was diese stereotype Herabwertung der sog. "provinzielleren" Teile der Schweiz sind. Die Schweiz besteht aus vermutlich deutlich mehr als zwei Drittel aus "Provinz", ja sie lebt in und von der "Provinz". Es lebe die schweizerische Provizialität! Und noch was, ich hoffe, der Traum vom Aeschlimann wird noch wahr, dass er mit dem EHCO in die Nati A aufsteigt! Er wird in seinem Leben sehr viel mehr Freude empfunden haben, als Burgener das bis jetzt möglicherweise je hat!


Bearbeitet von HoppOute (09/10/2013 21:28)
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Oute het d'Isebahn, Oute het Charme ond Oute het: De EHC Oute!