Ein Wandervogel weit weg von Zuhause

Romano Pargätzi will eines Tages zurück nach Davos

Als Romano Pargätzi im Alter von 20 Jahren das Landwassertal und den HC Davos in Richtung Unterland verliess, tat er dies mit einem lachenden, aber gleichzeitig auch mit einem weinenden Auge. Sein Ziel war schon damals klar: Eines Tages wieder in die Heimat zurückkehren und vor den Augen seines Vaters und Spengler-Cup-Direktors Fredi Pargätzi im Trikot des HCD für Furore sorgen.

Wandervögel sind in den Bündner Bergtälern keine Seltenheit. Schon im 17. Jahrhundert verliessen Tausende Schreiner, Wirte und Bäcker ihre geliebte Heimat, um in der Fremde Geld und Glück zu finden und eines Tages wieder mit vollem Geldbeutel und reichlich Erfahrung in ihr Dörfchen zurückzukehren. Romano Pargätzi, Sohn des Spengler-Cup-Direktors Fredi Pargätzi, ist das typische Beispiel eines modernen Wandervogels: Obwohl er seine Heimat Davos im Juniorenalter verliess, träumt der 23-Jährige im Dienste des EHC Olten bereits jetzt von einer Rückkehr ins Reich der Steinböcke.

Bereits mit 20 Jahren war für Romano Pargätzi die Zeit gekommen, um Abschied zu nehmen. Abschied von den Bergen, dem Schnee und dem Davoser Eispalast, wo er während seiner Jugend alle Junioren-Stufen des HC Davos durchlaufen hatte. Der Grund: Da ich möglichst viel Spielpraxis und Erfahrungen sammeln wollte, blieb mir nur der Weg ins Unterland. Denn beim HCD reichte es mir noch nicht für die erste Mannschaft.", erinnert sich Pargätzi. Vom beschaulichen Städtchen im Engadin zog es den jungen Mann mit dem klingenden Namen zuerst zum HC Thurgau in die Nationalliga B, wo er sich rasch einlebte und auf dem Eis zu gefallen wusste: In seiner ersten Saison buchte der junge Verteidiger bereits stattliche 32 Skorerpunkte (8 Tore, 24 Assists). Da die sportlichen Perspektiven im Thurgau allerdings nicht optimal waren, wechselte der Bündner nach seiner ersten Saison zum EHC Olten.



Je älter, desto besser"

Dort hat sich Pargätzi unter seinem kanadischen Trainer Dan Ratushny zu einem defensiv kompletten Spieler entwickelt: Romano ist ein sehr intelligenter Verteidiger, der selbst in hektischen Situationen stets die Übersicht und die Ruhe behält. Als Trainer habe ich die Möglichkeit, ihn in allen möglichen Spielsituationen einzusetzen. Das macht ihn äusserst wertvoll.", erklärt sein Coach. Und wo sieht Ratushny noch Verbesserungspotential? Romano müsse in gewissen Momenten noch die richtige Mischung aus defensiver Stabilität und offensiven Akzenten finden. Doch er sei auf dem richtigen Weg, glaubt Ratushny. Schliesslich werden Verteidiger mit zunehmendem Alter nur noch besser.", scherzt der 39-Jährige aus der kanadischen Provinz Ontario, der früher selbst als Verteidiger in Nordamerika, Europa und Asien engagiert war. Und was meint Vater Fredi über den jungen Wandervogel aus dem Nest der Pargätzis?

Romano ist wie sein Vater"

Auf die Frage, was seinen Sohn denn auf und neben dem Eis auszeichne, antwortet Fredi Pargätzi mit einem Lächeln auf den Lippen: Romano ist wie sein Vater. Das zeichnet ihn aus.", um nach einer kurzen Pause anzufügen, dass sein Sohn natürlich noch andere Stärken besitze: Seine hervorragende Technik, sein Auge für die Mitspieler und sein äusserst starker erster Pass. Neben dem Eis sei Romano einerseits sensibel und seriös, andererseits aber stets für jeden Spass zu haben. Spass hat der 23-Jährige in Olten genug: Die Stimmung im Team ist einzigartig. Während auf dem Eis alle konzentriert sind, geht in den Pausen und nach dem Schlusspfiff die Post ab.", bestätigt Pargätzi. Dass der Bündner dabei keineswegs hinten ansteht, liegt wohl im Blut. Denn woher könnte dieser ausgeprägte Sinn für Humor denn stammen? Das habe ich von meinem Vater geerbt. Ganz sicher.", weiss Pargätzi Junior.

Zurück in die Heimat?

Sobald allerdings die sportliche Leistung Romanos im Zentrum steht, werden selbst die beiden Bündner Spassvögel sachlich. Ich rufe meinen Vater nach jedem Spiel an um ihm einen Spielbericht zu liefern. Wir versuchen dann, das Spiel zu analysieren um daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.", erklärt Romano. Für die Zukunft schmieden Vater und Sohn bereits fleissig Pläne. Pargätzi besitzt bei Olten noch einen Vertrag bis 2012. Nachher soll Romano den Sprung in die höchste Spielklasse packen. Für seinen jetzigen Trainer Dan Ratushny steht fest: Romano wird den Sprung in die NLA schaffen, daran zweifle ich keine Sekunde." Und wer weiss, vielleicht geht dann sogar der grösste Traum des sympathischen Wandervogels in Erfüllung: Die Rückkehr in seine Berge, in seine Heimat und in seinen geliebten Davoser Eispalast.

Von Daniel Schmed

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