Bericht von klauss zaugg (20min.ch).
Mittwoch, 27 Januar 2010 09:40
«Time-out» mit Klaus Zaugg
Warum ein sportlicher Abstieg möglich ist
Klaus Zaugg
Drei Teams dominieren die NLB: Visp, Lausanne und Olten. Vorausgesetzt, alle drei Teams erfüllen die wirtschaftlichen Bedingungen für einen allfälligen Aufstieg, lautet die grosse Frage: Kann eines dieser drei Teams in der Liga-Qualifikation den NLA-Letzten sportlich gefährden?

Ich habe nun diese drei Spitzenteams mehrmals beobachtet, zuletzt am Dienstag beim «Gipfeltreffen» Lausanne und Olten. Das sportliche Niveau der NLB wird tendenziell eher unterschätzt. Spitzenspiele wie Lausanne gegen Olten (3:2) sind qualitativ in mehreren Bereichen (Spieldisziplin, Intensität, Spielorganisation) überdurchschnittlich. Die grosse Frage aber lautet: Sollte eines dieser drei Teams die NLB gewinnen - ist dann der NLA-Letzte in der Liga-Qualifikation in Gefahr?

Wir erinnern uns: Vor einem Jahr begann Lausanne die NLB-Playoffs mit zwei Niederlagen gegen Thurgau. Am Schluss fehlte ein einziger Sieg über Biel für den Aufstieg.

Alle drei B-Spitzenteams sind gut ausbalanciert, gut organisiert, physisch und mental bemerkenswert robust und sehr gut gecoacht. Visp ist offensiv das dynamischste und ausgeglichenste NLB-Team. Lausanne die in jeder Beziehung unberechenbarste Mannschaft, abgesichert vom besten NLB-Goalie (Mona) und Olten holt mit hoher Disziplin, guter Organisation und Mut zur Offensive aus seinem Potenzial am meisten heraus.

Tempospiel als Schlüssel zum Erfolg

In einer Liga-Qualifikation wird der NLB-Sieger über und der NLA-Letzte unter seinen Möglichkeiten spielen. Denn der NLB-Sieger steigt mit dem Selbstvertrauen aus drei gewonnenen Playoffserien (und 12 Siegen) ins Rennen. Den NLA-Letzte belastet und hemmt die Frustration aus zwei verlorenen Playoffserien (und 8 Niederlagen).

Das beste Rezept gegen alle drei NLB-Topteams ist Tempospiel. Bereits durchschnittliches NLA-Tempo halten die Verteidiger bei allen drei Teams auf Dauer nicht aus und nur Lausannes Torhüter Gian-Luca Mona ist dazu in der Lage, für seine Mannschaft gegen einen NLA-Gegner die Differenz zu machen. Aber offensives Tempospektakel funktioniert nur bei guter Balance, hoher Disziplin und viel Selbstvertrauen. Sonst wird daraus eine wilde, unkoordinierte Flucht nach vorne und in den Abgrund.

Lakers am stärksten gefährdet

Spielen die SCL Tigers mit einem starken Torhüter Benjamin Conz ihr bestes Hockey und setzen als Ausländer vorne Brendan Brooks und Alexandre Daigle ein, droht ihnen in der Ligaqualifikation keine Gefahr. Weder Olten noch Visp noch Lausanne sind dazu in der Lage, Stürmer wie Brooks und Daigle in guter Form mit der zweiten, dritten oder vierten Linie zu bremsen. Sie müssten ihre eigenen Ausländer für diese Defensivaufgabe opfern und damit die offensive Durchschlagskraft verlieren.

Die Lakers wären von ihrer Spielanlage her am stärksten gefährdet: Gegen die drei NLB-Topteams ist John Slettvolls zu defensive (und oft zu passive) Spielanlage eine taktische Todsünde. So wird der Tempovorteil freiwillig preisgegeben. Der Gegner kommt und Schwung, stürmt mit Segeln, die vom Sturmwind der Emotionen gebläht werden vorwärts und Lausanne, Visp und Olten sind dann dazu in der Lage, an einem guten Abend eine NLA-Verteidigung zu knacken. Der NLA-Vertreter muss alles tun, damit das Spektakel vor dem gegnerischen und nicht vor dem eigenen Tor stattfindet.

Biel bereit, Ambri mit starkem Keeper

Die Bieler wissen bereits, wie unberechenbar eine Ligaqualifikation sein kann. Sie sind aber diese Saison für einen solchen Showdown viel besser gerüstet als vor einem Jahr: Erstens haben sie mit Reto Berra einen besseren Goalie, in jedem Fall zwei bessere Ausländer, die stabilere Abwehr und sind offensiv durchschlagkräftiger. Und Kent Ruhnke ist ein Coach für Extremsituationen.

Ambri hat mit Thomas Bäumle einen Torhüter, der in einer Liga-Qualifikation die Differenz machen kann. Aber die fehlende offensive Durchschlagskraft könnte im entscheidenden Moment zu einer zu defensiven Spielanlage verleiten und zu einem (zu?) grossen Problem werden.

Ich beurteile hier nur Biel, die SCL Tigers, die Lakers und Ambri, weil mit ziemlicher Sicherheit diese vier Teams die Playouts bestreiten werden.

Lausanne mit den besten Chancen

Welches der drei NLB-Spitzenteams ist am gefährlichsten für den NLA-Vertreter?

Ganz eindeutig Lausanne. Der neue Coach John van Boxmeer hat das Spiel vereinfacht, besser strukturiert, die Disziplin und Intensität erhöht, den Jungs Beine gemacht und dafür gesorgt, dass jeder härter arbeitet: Die Pomadigkeit der ersten Saisonhälfte, die an den HC Lugano mahnte, ist weitgehend verschwunden. Der Mannschaft fehlen allerdings im Vergleich zum Vorjahr «Grinder», die einschüchternd spielen und provozieren können wie Thomas Rüfenacht (jetzt bei Zug). Wie vor einem Jahr könnte der Heimvorteil (das 7. Spiel wird beim NLA-Klub ausgetragen) die Differenz machen.

Olten hat zwar die Disziplin und die Spielorganisation, um das Tempo eines NLA-Gegners abzubremsen - aber nicht die Skorer, um gegen einen NLA-Goalie genügend Tore zu erzielen. Visp hätte die offensive Dynamik, um eine NLA-Abwehr zu knacken, dazu zwei ausländische Stürmer, um auch gegen einen NLA-Goalie erfolgreich zu sein - aber nicht die Abwehr und den Torhüter, um eine Liga-Qualifikation zu gewinnen.

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Ja, ein sportlicher Abstieg in die NLB droht dem NLA-Letzten. Aber nur dann, wenn Lausanne die NLB gewinnt.

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