© Sonntag / MLZ; 02.12.2007; Seite 42

Sport Solothurn

Zweifelsfrei der Beste seines Landes

Oltens Verteidiger Clarence Kparghai ist nicht nur wegen seiner afrikanischen Wurzeln einer der auffälligsten Eishockeyspieler

Er ist ganz sicher der beste Eishockeyspieler seines Landes. Clarence Kparghai, Oltens schneller Verteidiger, ist aber nicht nur der beste, er ist auch der einzige Eishockeyspieler Liberias. Dort gibt es noch nicht einmal eine Eishalle.

Von Hans Peter Schläfli
Wie sich die Zeiten doch ändern: Als 1982 Henry Taylor unter dem damaligen Spielertrainer Barry Jenkins zum EHC Olten stiess, durfte die Schweizer Tageszeitung mit grössten Titelbuchstaben noch ungestraft vom «ersten Neger im Schweizer Eishockey» schreiben. Dies hätte heute sofort eine Anzeige wegen Verstosses gegen das Antirassismusgesetz zur Folge. Doch 1982 war noch alles etwas anders. Es war auch das Jahr, als der jetzige Trainer Dino Stecher, gerade 18-jährig, beim EHC Olten Ersatzgoalie wurde, während der legendäre Jim Koleff vorne die Tore schoss.

Im Gegensatz zum Fussball, wo auch in der Schweiz Spieler aus allen Kontinenten als Profis angestellt werden, sind die dunkelhäutigen Spieler im Eishockey bis heute die Ausnahme geblieben. Mit Clarence Kparghai (Olten) und Cyrill Pasche (Neuchâtel) in der NLB sowie Michael Ngoy (Fribourg Gottéron), Jan Alston (ZSC Lions) und Anson Carter (Lugano) in der NLA sind es immerhin schon 5.

Dass er einer der wenigen dunkelhäutigen Spieler im Schweizer Eishockey ist, ist für Oltens blitzschnellen Verteidiger Clarence Kparghai überhaupt kein Thema. «Ich erlebe keinen Rassismus», sagt der 22-Jährige mit dem guten Auge für den öffnenden Steilpass, «unter den Mitspielern schon gar nicht. Nur bei Auswärtsspielen bekomme ich manchmal den einen oder anderen dummen Spruch zu hören, aber das ist nichts Persönliches. Das ist mir einfach egal, die kennen mich ja gar nicht.» Die Gelassenheit eines Clarence Kparghai wirkt bei rassistischen Bemerkungen wie das Teflon in der Bratpfanne: Nichts bleibt haften.

Genau genommen ist Clarence Kparghai ja auch ein Berner, und das erkennt man beim ersten Wort aus seinem Mund. «Ich bin als Fünfjähriger in die Schweiz gekommen», erklärt er seine afrikanischen Wurzeln. Seine Mutter sei vor den Bürgerkriegswirren geflüchtet, da sie hier gute Bekannte hatte, auf deren Hilfe sie sich verlassen konnte.

So sieht sich Kparghai, heute 22-jährig, mehr als Schweizer denn als Liberianer, doch seine Wurzeln verleugnet er nicht. Die Frage, ob es in Liberia eine Eishockeymannschaft gebe, beantwortet er mit einem Lachen: «Es gibt nicht einmal ein Eisfeld. In Liberia interessiert man sich nur für Fussball.»

Als den besten liberianischeN Eishockeyspieler aller Zeiten dürfte er sich bezeichnen. Er hat aber auch echte Erfolge in seinen Palmarès graviert: Zwei Spiele bestritt er letzte Saison mit Davos, und obwohl er in der entscheidenden Phase nach einer Verletzung zu Thurgau in die Nationalliga B transferiert wurde, darf sich Clarance Kparghai Schweizer Meister nennen – als erster Afrikaner der Eishockeygeschichte.

Clarence Kparghai ist auch ein richtiger Schweizer, er besitzt das «rote Büchlein mit dem weissen Plus». Nach seiner Juniorenzeit beim SC Bern spielte er in der Saison 2004/05 für Langenthal. Dann wechselte er zu Davos in die NLA. «Eine Verletzung hat mich bös aus dem Tritt gebracht», erklärt der 183 cm grosse und 76 kg schwere Verteidiger seinen Karriereknick. Als er den Anschluss in Davos nicht sofort wieder fand, wurde er zu Thurgau transferiert. Doch rasch kam der nächste Lichtblick: Mit Biel kam er zum Saisonende noch in der Ligaqualifikation zum Einsatz.

Der gute Schlittschuhläufer erhielt trotzdem kein Angebot mehr aus der Nationalliga A, und so unterschrieb er für diese Saison beim EHC Olten. Er sieht den Transfer als Fortschritt: «Die Verhältnisse in Thurgau sind recht ähnlich, aber in Olten ist die Stimmung besser. Wir haben hier auch mehr Erfolg», meint Kparghai. Der EHCO liegt ja in der Nationalliga B gerade knapp über dem Strich, und somit ist er auf Kurs. «Natürlich möchten wir uns noch den einen oder anderen Platz nach oben kämpfen, aber das Ziel sind ganz klar die Playoffs.»

«Es gefällt mir zwar hier, aber in der Nationalliga B kann ich nicht genug verdienen, um mir davon eine gute Zukunft aufbauen zu können», erklärt der 22-Jährige, der nun in Schönenwerd wohnt, warum er den EHC Olten als Sprungbrett sieht. «Ich will zurück in die Nationalliga A, und wieder in eine grosse Stadt.» Konkretes Interesse einer grossen Mannschaft gebe es derzeit aber keines. «Ich will nun in jedem Match mit Olten positiv auffallen», nennt er seine Methode, wie er für sich die Tür zur NLA wieder aufstossen will.

Doch die Leistungen der Oltner waren in den letzten Spielen nicht gerade berauschend. Kparghai hat dafür keine eindeutige Erklärung. «Gegen die GCK Lions haben wir gut begonnen, aber im Mitteldrittel ist der Faden gerissen.» Warum wisse er aber auch nicht.

Viele Strafen gegen die Stars waren ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Mittlerweile wurde nun die Trennung von Jean François Boutin bekannt. Am negativsten fiel aber der neue Amerikaner William «Billy» Tibbetts auf: 70 Strafminuten in nur 5 Spielen. «Er arbeitet daran», nimmt Clarence Kparghai den Lecompte-Ersatz in Schutz. «Er ist eben aus einer ganz anderen Liga gekommen und hat sich noch nicht an die Verhältnisse in Olten und in der Nationalliga B gewöhnt.»



Der Junge hat 'ne tolle Einstellung. Schön auch, dass er nicht nur labert sondern wirklich arbeitet. GUTE BESSERUNG, CLARENCE! Wir brauchen Dich.
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