Interview mit Florence Schelling

Heute Abend, recht kurzfristig, findet die Fragerunde mit Florence Schelling statt.
Das Zeitfenster ist von 20:30 bis 21:30 Uhr.
Wie immer kann man jetzt schon Fragen stellen, wenn man heute Abend nicht dabei sein kann.

Zur Person:
Begonnen hat Florence Schelling ihre Karriere bei den Elite Junioren der GCK Lions. Während dieser Zeit absolvierte sie ein Testspiel im NLB-Team der Lions. Sie war somit die erste Frau die in einem Nationalligateam der Männer eingesetzt wurde.
Gleichzeitig spielte sie für das Frauenteam der ZSC Lions.

An der WM 2008 wurde der Trainer der Northeast University in Boston auf Sie aufmerksam. Seither studiert sie in Boston Wirtschaftswissenschaften und spielt für die Huskies, das Team der Universität. Dank sehr guten Leistungen erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen. Ein besonderes Highlight war es bestimmt, dass sie letztes Jahr im Fenway Park mit den Huskies an den Winter Classics teilnehmen konnte.

Seit sie 13 war spielte sie für die nationalen Frauenauswahlen und gehörte ab 2005 zum Kader der A-Nationalmannschaft. Sie konnte bisher an 5 Weltmeisterschaften (4 als Stammtorhüterin) sowie 2 olympischen Spielen (beide als Stammtorhüterin) teilnehmen.

Quelle: Wikipedia

Vom 16. - 25. April 2011 findet die Frauenweltmeisterschaft in der Schweiz statt. Gespielt wird im Hallenstadion Zürich und im Deutweg Winterthur. Florence Schelling wird wieder für die Schweiz im Tor stehen.



Herzlich Willkommen!

Hoi Florence,

Wie geht es dir nach deiner Saison in den USA? Seit wann bist du wieder in der Schweiz und konntest du ein bisschen das Sommerwetter geniessen?

Guten Abend!
Der oben geschriebene Beitrag fasst meine bisherige Karriere ziemlich gut zusammen.
Ich stehe ab jetzt für Fragen zur Verfügung.

Mir geht es sehr gut. Ich bin seit gestern wieder in der Schweiz und war schon mit der Mannschaft auf dem Eis. Viel Zeit um das Sommerwetter zu geniessen hatte ich noch nicht. Zur Zeit steht die WM klar im Vordergrund. Ich werde danach noch genügend Zeit haben.

- Erste Frau mit einem Spiel in der "Männer-Nationalliga"
- Grosse Erfolge in Übersee

Sie nehmen eine wichtige Vorreiterrolle für künftige Spielerinnen ein. Wie sehen sie selbst diese Rolle?

Ciao Florence
Fraueneishockey ist in der Schweiz ein bisschen ein Tabuthema. In unserer emanzipierten Gesellschaft ist es wohl akzeptiert, dass Frauen Eishockey spielen, wirklich interessieren tut sich jedoch niemand dafür. Wie sieht das eigentlich in den USA aus? Ist Frauenhockey dort ein grosse Thema? Kommen viele Leute zu den Spielen?

Ich bin mir der Vorreiterrolle bewusst und hoffe mit meinem Beispiel junge Mädchen inspirieren zu können. Ich bekomme oft E-Mails von jungen Mädchen die Fragen an mich haben und bemühe mich immer ihnen weiterzuhelfen und ihnen aufzuzeigen, dass auch als Frau viel möglich ist.

Ich glaube nicht das Fraueneishockey in der Schweiz ein Tabuthema ist. Es wird sehr gut akzeptiert, jedoch ist die Medienpräsenz nicht sehr gross, was unser Nachteil ist. In der USA ist es das Gegenteil, wir haben viele Zuschauer und ein relativ grosses Thema. Klar ist es auch, dass bei mir in Boston nicht so viele Leute für Eishockey interessiert sind, da Boston eine sehr europäische Stadt ist. Wenn man Boston mit Minnesota vergleicht haben wir relativ wenige Zuschauer, jedoch sehr viel mehr als in der Schweiz.

Eine Frauen-WM in der Schweiz gab es ja vorher noch nie (ausser Division I). Was ging dir durch den Kopf, als du davon erfuhrst und was erhofft ihr euch fürs Schweizer Frauen-Eishockey vom Event? Denkst du, es wird sich dadurch viel ändern?

Hey Florence

Würdest du lieber in den USA oder bei einem schweizer NLB Team spielen?
Gibt es auch Anfragen aus der 1. Liga oder der NLB?

Grüsse chräie

hoi florence

wie lange wirst du noch in der Universität beschäftigt sein? Wie sieht deine sportliche Zukunft im Anschluss aus? Was für Optionen prüfst du? Bestehen Chancen in einer nordamerikanischen Liga als Profi weiterzuspielen (was verdient man in einer solchen Liga in der USA durchschnittlich?)?

Fragen über Fragen...

Ich freute mich riesig darüber, dass die WM in der Schweiz stattfindet. Speziell für mich ist auch, dass ich sonst immer in der USA bin und ich mich sehr darüber freue, wieder in der Schweiz zu sein. Wir erhoffen uns mehr Akzeptant, Medienpräsenz und dass die Leute sehen, dass Fraueneishockey auch sehr spannend sein kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich je nach dem wie wir abschneiden, relativ viel ändern könnte für das Fraueneishockey in der Schweiz.

Wie sieht deine Freizeit (zumindest die wenige, die dir neben dem Eishockey bleibt) aus?
Oder auch, wie sieht ein normaler Tagesablauf von dir aus?

Erstmals danke an Role, der einmal mehr ein Interview organisiert hat!

Nun zu meiner Frage:

Es gibt ja Diskussionen, das Frauen-Eishockey-Tunier bei Olympischen Spielen aus dem Programm zu werfen, da der Niveau-Unterschied zwischen den Topnationen Kanada und USA und dem Rest viel zu gross ist. Was hältst du von dieser Idee und wie denkst du, könnte man diese Niveau-Lücke schliessen?

Welchem Schweizer Männerverein drückst du eigentlich die Daumen?

Ciao Florence

Wir haben zwei tolle Lady-Teams in Weinfelden am Start und sind sehr dankbar für deren Aktivismus und Energie. Die Damen sind eine echte Bereicherung für den Verein.

Kannst du mir vielleicht einen Tip geben wie wir von Vereinsseite optimal mithelfen können die Teams zu fördern und für weitere Spielerinnen interessant zu machen?

Kürzlich haben wir mit einem Mixed-Team viel Spass gehabt an der Schweizer Meisterschaft der Fanclubs. Wie hast du es erlebt in einer gemischten Mannschaft zu spielen? Hast du eine gewisse zusätzliche Motivation gespürt?

Hallo Chräie,
Das ist eine sehr gute Frage, das Niveau in der NLB ist natürlich besser, als die Collegeliga in der USA. Ich glaube ich würde lieber in der NLB spielen, jedoch hat sich diese Chance noch nicht ergeben. Bis jetzt hab ich noch keine Anfragen bekommen, wäre jedoch offen für welche.

Ich werde noch ein Jahr in der USA an der Universität spielen und studieren. Es bestehen einige Optionen für nach der Uni, wie zum Beispiel, zurück in die Schweiz zu kommen oder anschliessend mein MBA in der USA zu absolvieren. Es gibt in Boston und in Kanada eine Frauen-Profiliga, jedoch weiss ich nicht wie viel man dort verdient.

Gibt es im Frauenhockey ähnliche Playoffrituale wie bei den Männern? (ein Pendant zu den Bärten z.B)

Leider gibt es diese Diskussionen immer wieder, jedoch wissen viele Leute nicht was im Hintergrund abgeht. Da ich in der USA spiele, komme ich relativ viel mit darüber, was USA und Kanada für Ressourcen haben. Wir in der Schweiz genauso wie die anderen europäischen Teams haben diese jedoch nicht. Wir machen inzwischen immer einen Schritt näher an Finnland und Schweden, aber USA und Kanada machen immer noch einen Schritt weiter weg von diesen Nationen. Deshalb wird es zwar schwierig, aber nicht unmöglich, diese Niveau-Lücke zu schliessen.

Viel Freizeit bleibt eigentlich nicht übrig.

Mein Tagesablauf ist eigentlich jeden Tag der selbe. Ich habe jeden Morgen Vorlesungen von 8-11.30 Uhr und danach von 12-15 Uhr Training. Der Rest vom Tag verbringe ich mit Hausaufgaben und unternehme etwas mit Freunden.

HC Davos!

Wie bist du eigentlich zum Eishockey gekommen?

Was denkst du könnt ihr dieses Jahr bei der WM erreichen? Die Top-4 (CAN, USA, FIN, SWE) zu knacken scheint ja ziemlich schwierig, auch wenn du dich bestimmt gerne an den 4. Platz vor drei Jahren in China zurückerinnern wirst Was braucht es, ums ins Halbfinale zu kommen und könnte der Heimvorteil dabei eine wichtige Rolle spielen?

Ich finde es super, dass Weinfelden zwei Mannschaften hat!! Ich würde Ihnen vorschlagen, dass man den Ladies immer die Option gibt, mit den Jungs trainieren zu können oder sogar in der Meisterschaft mitzuspielen, solange sie dies noch können. Es ist unglaublich, wie man den Unterschied sieht, wenn ein Mädchen die Möglichkeit hatte, mit den Jungs zu trainieren oder zu spielen. Dazu kommt noch, dass so der Verein eine Kostenentlastung bekommt, da die Mädchen so zu genügend Trainingseinheiten kommen, ohne das der Verein 3-4 Trainings pro Woche durchführen muss, was ja sehr kosten intensiv ist.

Ich hatte seit den Bambinis bis in der NLB immer eine super Mannschaft gehabt, die mich immer unterstützt und vor allem auch akzeptiert hat. Eine Motivation war es auf jeden Fall, da ich den Jungs immer zeigen wollte, dass eine Frau genauso gut oder sogar besser sein kann.

Hallo Florence,

Was denkst du wie sich das Das Frauen Eishockey weiter entwickeln wird? Kann es auch sein, dass das Spiel auch mehr physischer wird wie bei den Männern?

Hmm, nein gibt es eigentlich nicht. Auf jeden Fall nicht in den Teams in denen ich gespielt habe.

Ich habe 2 ältere Brüder, die auch Eishockey spielen. Da ich früher immer mit ihnen mit ins Training musste und Zuhause in der Garage als Torhüterin hinhalten musste, wollte ich mit 4 Jahren auch anfangen.

Unser Ziel ist klar, wir wollen in die Top 6. Schwierig wird es auf jeden Fall, jedoch unmöglich ist nichts, wie wir bewiesen haben in China als wir Schweden geschlagen haben und im vergangenen Januar Finnland. Was wir brachen um ins Halbfinal zu kommen... Ehrgeiz, Kampf, Wille, und umso besser wäre die Unterstützung der Fans, und in gewissen Fällen auch ein bisschen Glück.

Es ist schwierig zu sagen, wie sich das Frauen Eishockey weiter entwickeln wird. Eines ist klar, das Eishockey hier in der Schweiz ist schon sehr viel physischer als in allen anderen Ländern, da hier die jungen Mädchen bis 19 mit den Jungs spielen dürfen.

ciao Florence, welcher Torhüter ist eigentlich dein Vorbild, Sulander oder ein goalie der in Nordamerika spielt, und was hälst du von Nicole Bullo, ich sage sie ist die Nummelin des HCL Frauen-Teams.

Vielen Dank Florence für deine Teilnahme an der Fragerunde und die sehr kompetenten Antworten. Sorry dass es am Ende so kurzfristig war, aber ich fand es toll dass du vor der WM noch mitmachen konntest.
Alles Gute weiterhin in Boston und auch in der Nati.
An der WM werde ich sicher an einem Halbfinal dabei sein, vielleicht auch noch mehr, mal schauen.

Ich habe ehrlich gesagt kein Vorbild. Ich schaue mir sehr viele verschiedene Torhüter an und nehme von jedem ein bisschen etwas mit.
Nicole Bulle ist eine sehr wichtige Spielerin für uns in der Nationalmannschaft, wir sind froh sie in der Mannschaft zu haben.

Merci euch beiden!

Herzlichen Dank und ich bin froh, hat es doch noch geklappt.