Primitiver geht immer !
Dies sollte eigentlich ein Nachspiel haben. Sei es aus Unsportlichkeit als auch als Verstoss gegen das Pandemiegesetz des BAG. Macht nur weiter so und wir können nicht mal mehr Hockey im Live-Stream sehen!

3:2 nach Penaltyschiessen: Der HC Thurgau gewinnt das Skandalspiel von Visp.
Die vierte Begegnung zwischen dem EHC Visp und dem HC Thurgau in dieser Saison bietet auf zwei Schauplätzen beste Unterhaltung. Auf dem Eis stehen sich zwei kämpferische Teams auf Augenhöhe gegenüber. Und auf der Tribüne drehen Vertreter des EHC Visp komplett durch.

Der 3:2-Sieg des HC Thurgau in der Lonza-Arena war erspielt, erkämpft und mehr als verdient. Im Normalfall wäre das Scheinwerferlicht zuerst auf das von Anfang bis zum Ende unterhaltsame Spiel gefallen. Doch was während der Partie auf der Tribüne ablief, ist so unglaublich, dass es zuerst erzählt werden muss.

Bis weit nach Spielmitte führte der HC Thurgau dank eines Doppelschlags in der zwölften Minute durch Adrian Wetli und Michael Loosli 2:0. In der fast leeren Lonza-Arena ahnte noch niemand, was bald geschehen würde. Dann tauchte Mark Van Guilder alleine vor HCT-Goalie Nicola Aeberhard auf und versenkte den Puck zum 1:2 im Netz. Visp witterte plötzlich wieder Morgenluft. Und die in dieser Saison arg gebeutelte Geschäftsleitung der ambitionierten Walliser machte sich immer mehr bemerkbar. Deren Vertreter waren praktisch die einzigen Zuschauer im Stadion.

Visps Geschäftsführer flippt völlig aus
Zuerst liess sich Sportchef Bruno Aegerter zu lautstarken Rufen in Richtung Schiedsrichter Stefan Eichmann hinreissen, weil er offensichtlich mit dessen Leistung nicht zufrieden war. Aegerter durfte sich mit der Verpflichtung von Trainer Yves Sarault erstmals wieder seiner ursprünglichen Rolle widmen, nachdem er zuvor den EHC Visp interimistisch selber gecoacht hatte. Die Rufe von der Tribüne Richtung Referees - notabene alle von offiziellen Klubvertretern des EHC Visp - sie wurden jetzt immer lauter, immer primitiver.

Dann, als Visps Captain Andy Ritz per Shorthander zum 2:2 ausglich (45.), waren die Walliser beflügelt, hatten den vierten Sieg aus den letzten fünf Spielen vor Augen. Als Schiedsrichter Eichmann dann kurz hintereinander zwei Visper Spieler auf die Strafbank schickte, mussten bei EHC-Visp-Geschäftsführer Sébastien Pico Sicherungen durchgebrannt sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der Leiter des Millionen-Eishockeyunternehmens die Corona-Schutzmaske vom Gesicht riss und Schiedsrichter Eichmann wie ein Berserker aufs Übelste beschimpfte. Pico stampfte wütend von seinem Sitz runter Richtung Eisfläche, wo er noch weitere Tiraden Richtung Spielfeld losliess. Ein Verhalten, das im Sinne des Sports und des Fairplays hoffentlich Eintrag in den Schiedsrichterrapport findet und auch sanktioniert wird. Angesichts dessen war das verbale Rencontre auf der Tribüne zwischen einem Verwaltungsrat des EHC Visp und Thurgaus Goalietrainer Tim Bertsche betreffend einer strittigen Szene geradezu ein Klacks.

Thurgau zeigt spielerische Qualitäten
Auf dem Eis hatte man von Anfang an den Eindruck, dass dieser EHC Visp heiss war. Drei Siege aus den vergangenen vier Spielen sorgten für mächtig Selbstvertrauen und machten die Walliser in der Swiss-League-Tabelle zu den ersten Verfolgern des HC Thurgau. Mit Yves Sarault wurde endlich ein neuer Mann an der Bande gefunden, der das vom Kurs abgekommene Schiff mit frischem Wind weiter auf Kurs Richtung Tabellenspitze bringen soll. Doch für das Visper Trainerdebüt des früheren NLA-Stürmers hatten die Walliser den falschen Gegner ausgesucht. Der HC Thurgau war nach zuletzt durchzogenen Leistungen wieder einmal voll im Element. In der Lonza-Arena musste sich die Equipe von Trainer Stephan Mair für einmal nicht nur auf ihre kämpferischen Eigenschaften verlassen. Thurgau bezwang den EHC Visp auch mit spielerischen Mitteln.

Nach überstandener Druckphase des Heimteams nutzte der HCT sein funktionierendes Kollektiv, um in Führung zu gehen. In der zwölften Minute erzielte der neu verpflichtete Adrian Wetli seinen ersten Treffer für die Ostschweizer - und das in bester Skorer-Manier. Er verwertete abgebrüht ein herrliches Zuspiel von Verteidiger Sebastiano Soracreppa über das halbe Feld zum 1:0. Und nur 41 Sekunden später stand es 2:0. Michael Loosli drückte vor Visps finnischem Goalie Rasmus Tirronen den Puck über die Linie.

Powerplay bleibt eine Thurgauer Schwäche
Auch im zweiten Drittel störten die Thurgauer das offensiv eingestellte Heimteam früh in der gegnerischen Zone. Und das, wie aus dem Lehrbuch. Gefährliche Angriffe wurden so meist schon im Keim erstickt. Doch anders als noch im Startdrittel verkam das Spiel nach vorne bei den Gästen zur Nebensache. So erarbeitete sich Visp fast unbemerkt immer mehr Spielanteile. Van Guilders 1:2 nach Spielmitte lag zwar ein Fehler des HCT zu Grunde. Doch überraschend kam dieser Treffer nicht.


Im Schlussdrittel bot sich dem HC Thurgau die grosse Chance, um mittels Powerplay vorentscheidend 3:1 in Führung zu gehen. Doch erneut zeigte sich, dass das Überzahlspiel eine grosse Schwäche dieser Mannschaft ist. Nicht nur verpassten die Ostschweizer in dieser Phase die Vorentscheidung, sie kassierten gar den 2:2-Ausgleichstreffer mit einem Mann mehr auf dem Eis. Mit grösstem Einsatz retteten sie sich in die Verlängerung, wo beide Teams sehr nahe am Siegtreffer waren. Das Spiel bot bis zum Schluss beste Unterhaltung von beiden Seiten. Dominic Hobi, Jan Mosimann und T.J. Brennan vergaben die besten Chancen für den HCT.

Im Penaltyschiessen aber setzten sich die Gäste durch. Einerseits rundete Goalie Nicola Aeberhard seinen starken Abend mit drei Paraden ab und musste sich nur von Makai Holdener bezwingen lassen. Andererseits zeigten sich auf Seite des HCT Janik Loosli und Jan Mosimann besonders treffsicher. So stopften die Thurgauer mit dem vierten Sieg im vierten Direktduell dieser Saison den vorlauten Zuschauern in Visp nicht nur das Maul. Sie halten die Walliser in der Tabelle mit sieben Punkten auf Distanz.