Normalerweise bin ich hier im Forum ein sehr grosser Kritiker, aber das was jetzt passiert kann ich überhaupt nicht verstehen. Nagut, dass man als Fan enttäuscht ist, dass man 8-Mal nacheinander verliert, kann ich nachempfinden. Ich hätte auch lieber acht Mal gewonnen, aber dass man die ganzen Umstände nicht berücksichtigt, welche zu dieser Serie geführt haben, da habe ich dann doch Mühe.

Die Verletzungen

Schaut einmal die Verletztenliste während diesen 8 Niederlagen an:

- Reto Lory: Stammtorhüter
- Luca Camperchioli: Stammverteidiger
- Fernando Heynen : Stammverteidiger
- Sandro Widmer: Stammverteidiger
- Marc Steiner: Stammverteidiger
- Marc van Guilder: Topskorer der letzten Saison

Nennt mir ein einziges Team in der NLB (ich finde den Namen Swiss-League immer noch grottenschlecht), dass den Ausfall des Stammtorhüters, der vier Top-Verteidiger und des Top-Scorers einfach so wegsteckt und weitergewinnt, als wäre nichts gewesen. Das kann weder Kloten, Ajoie, Olten und auch Visp nicht.

Es fehlen die Power-Play-Verteidiger der letzten Jahre, es fehlen die Box-Play-Verteidiger der letzten Jahre und auch im 5:5 merkt man, dass die Angriffsauslösung nicht gut ist und im eigenen Drittel «blöde» Fehler passieren. Aber hey, heute gegen Siders waren fünf Verteidiger jünger oder 23 Jahre alt und der sechste ist ein gelernter Stürmer. Da gehören halt Fehler dazu, auch wenn sie die Nerven der Fans strapazieren.

Bei den Torhüter müssen wir gar nicht eine Diskussion anfangen. Sowohl Saikkonen wie auch Rochow können Lory nicht das Wasser reichen. Die beiden temporären Torhüter haben eine Abwehrquote von zirka 88%. Lory hatte in der letzten Saison 92 %. Damit du Spiele gewinnst, musst du einen Wert über 90% haben, sonst wird’s schwer. In Toren ausgedrückt, kassiert Lory zirka einen Treffer weniger pro Spiel, als die anderen. Zudem ist Lory ein sehr konstanter Torhüter. Er hat oftmals nicht die spektakulären Paraden, aber dass ihm ein Lapsus passiert, kommt praktisch nie vor.

Aja und der Top-Scorer ist in jedem Team schwer zu ersetzen, vor allem dann, wenn die Meisterschaft schon läuft.

Die Niederlagen

- Thurgau 3:2 (GWG 30:31)
- Winti 3:4 (GWG 55:40 )
- Olten 4:2 (GWG 59:43/EN)
- Siders 3:0
- Langenthal 2:4 (GWG 55:24/EN)
- Thurgau 3:5 (GWG 54:24/EN)
- Winti 5:3 (GWG 34:12/EN)
- Kloten 1:6

Wie man sieht, war man nur bei zwei der acht Partien, welche man verloren hat «chancenlos». Die anderen waren bis zum Schluss spannend und wurden letztlich klarer durch den Empty Netter. Man sieht also, dass man trotz wirklich widrigen Bedingungen immer noch gut mitgehalten hat. Mit ein bisschen Abschlussglück, hätte auch das eine oder andere Spiel auf unsere Seite fallen können.

Die Art der Niederlagen

Ich habe immer gesagt, dass ich hinter dem EHC Visp stehen kann, wenn sich die Spieler für die Mannschaft aufopfern. Dann können sie auch aus der Halle «geprügelt» werden und ich werde weiterhin klatschen. IN den vier Spielen, welche ich gesehen habe, habe ich eine Mannschaft gesehen, die kämpft. Ich habe Spieler gesehen, welche sich in die Schüsse geworfen haben, ich habe Spieler gesehen, die Checks fertig gefahren haben, ich habe Spieler gesehen, welche Sachen versucht haben und ich habe auch Spieler gesehen, die sich für die Mitspieler geprügelt haben. Im Gegensatz zum WB-Reporter sehe ich keine «Schönwetter»-Spieler, welche sich zu Schade sind für das Team zu arbeiten und solche Spieler würden unter Aegerter auch nicht spielen. Manchmal hast du einfach «Schei**e» am Fuss oder besser am Stock und das schwarze Ding will einfach nicht über die Linie.

Ihr seht, auch mich stören die acht Niederlagen, aber man muss sie auch einordnen können und nicht einfach nur das Resultat sehen.

Vorstand und TK

Nun zur zweiten Dauerbaustelle. Hier wird gefordert, dass der Vorstand etwas tun soll, dass Aegerter als Sportchef versagt hat. Da frage ich mich schon, wie man das nach dieser Sommerpause begründen möchte. Folgende Spieler wurden geholt

- Melvin Merola – Topscorer HC Thurgau (44 Spiele – 30 Punkte)
- Lukas Hass – Viertbester Schweizer Scorer beim EHC Olten (44 Spiele – 33 Punkte)
- Makai Holdener – Bester Schweizer Scorer beim HC La Chaux-de Fonds (42 Spiele – 32 Punkte)
- Simon Sterchi – Zweitbester Schweizer Scorer beim HC Langenthal (36 Spiele – 36 Punkte)
- Fabian Eggenberger (Zweiwegverteidiger mit Potential)
- Valentin Pilet ( Verteidiger mit Grösse und Masse mit Potential)
- Pascal Blaser (hier sehe ich das Potential noch nicht, lasse mich aber gerne positiv überraschen)

Als einziger nennenswerter Abgang muss Dolona aufgelistet werden. Wobei Dolona auch nicht jünger wird und auch schon Seuchenjahre hatte, wo er ein Schatten seiner selbst war. Da kann ich gut verstehen, dass man ihm einen Einjahresvertrag angeboten hat, wobei man eventuell eine automatische Verlängerung einbauen hätte können. Aber stellt euch vor, Dolona hätte in Visp einen Zweijahresvertrag unterschrieben und hätte diese Saison kein Bein vor das andere gebracht. Da hätte man den Sportchef auch verflucht.

Während der Saison hat man nach ein paar Spielen den Finnen an der Bande endlich in die Wüste geschickt. Aegerter hat auf Bitten des Vorstandes übernommen. Mit Corona und dem Wegbruch der ganzen Caitering-Einnahmen ist das Anstellen eines neuen Trainers wohl doch eine Geldfrage (es konnte sich übrigens noch kein anderer NLA/NLB-Klub eine Trainerentlassung leisten). Ich nehme nicht an, dass der Finne auf sein Geld verzichtet und ich nehme stark an, dass der EHC Visp auch kein Geld auf der Seite hat, um noch einen zweiten Trainer parallel dazu zu zahlen. Falls also jemand der Kritiker 150kCHF bis 200kCHF auf der Seite hat, kann er sich sicher beim Vorstand melden. Aegerter würde das Amt des Trainers sicher zur Verfügung stellen.

Da bleibt einzig noch der Punkt, mit dem Ersetzen der verletzten Spieler. Ist wohl auch nicht ganz so einfach in der aktuellen Corona-Situation. Als sich MvG verletzt hat, war das Wallis der Corona-Hotspot der Welt. Nirgends gab es höher Zahlen pro 100k-Einwohner. Zudem gab es Länder die noch auf der Quarantäne-Liste des BAG standen und bei vielen war die Schweiz ein Quarantäneland. Auch wenn es bei vielen jungen Menschen keine Probleme im Krankheitsverlauf gibt, gibt es doch den einen oder andere Profi, der Corona mitnimmt und längere Zeit ausfällt. Ich denke mir, dass sich daher mancher überlegt hat, ob es Sinn macht, für vier Wochen zu einem zweitklassigen Team in die Schweiz zu wechseln, dass selber in dieser Zeit in der Quarantäne war.
Bei den Verteidigern und Schweizer Spieler ist es wohl auch nicht einfacher. Lory wurde versucht zu ersetzen, aber sehr gute Torhüter findet man auch in der Schweiz nicht einfach so. Viele A-Teams waren in der Quarantäne und auch das Partnerteam hat momentan andere Sorgen, anstatt den EHC Visp mit Spielern zu unterstützen. Da bleibt also nur noch die Spieler aus der MySports-Liga, bei diesem beachtlichen Niveauunterschied macht das meines Erachtens nicht viel Sinn. Da können gute und gerne die Jungen spielen, die es jetzt tun. Aus meiner Sicht kann man also auch dem Vorstand und Aegerter keine Vorwürfe machen. Das ist natürlich nur meine Ansicht.

Reihenzusammensetzung

Zu guter Letzt, habe aber auch ich einen Kritikpunkt gefunden. Mich regt das ganze Reihenwechseln auf. In der Vorbereitung sah es noch so aus, wie man endlich dieser Austausch der Spielern und Linien nicht mehr machen würde. Aber seit Saisonbeginn ist das wieder ein geheu. Da kann doch keine Chemie entwickelt werden oder eine Feinabstimmung passieren. Ich würde gern mal über mehrere Spiele dieselben Reihenzusammensetzung sehen, So dass sich da auch ein paar Automatismen einspielen können. Meine persönlichen Wunschlinien wären:

Linie 1: Joseph - MvG - Sterchi
Linie 2: Merola - Haas - Holdener
Linie 3: Ranov - Ritz - Haberstich
Linie 4: Burgener -Hofstetter - Petrig
Linie 5: Riatsch – Brügger – Berger/Spinell

Verteidigung:
Linie 1: Camperchioli / Widmer
Linie 2: Heynen / Eggenberger
Linie 3: Pilet / Steiner
Linie 4: Furrer / Wyss

Linie 1 und 2 sind gesetzt und die Linien 3-5 werden rotiert, d.h. immer in derselben Zusammenstellung aber jede Linie spielt nur zwei von drei Spielen.

Fazit

Am Schluss muss jeder Fan selber wissen, wie er die Situation betrachtet. Bei solchen, welchen motzen und sagen, dass sie sich keine Spiele des EHC Visp mehr anschauen, nur weil sie 8-mal in Serie verloren haben, kann ich trotzdem nur den Kopfschütteln. Zu einem Verein steht man, auch dann, wenn vielleicht nicht alles rosig ist. In guten wie in schlechten Zeiten!
Aus meiner Sicht, muss man in den Spielen im Dezember versuchen, irgendwie den Anschluss an die Mittelfeldränge nicht zu verlieren und dann ab Januar, wo der grosse Teil des Lazaretts dann wieder mitspielt, denn grossen Angriff nach vorne zu starten und sich auf die Playoffs vorzubereiten. Es ist egal, ob wir dann dritter oder zehnter werden (Pre-Playoff). Dort werden wir in Vollbesetzung für jeden Gegner zur Gefahr. Ich glaube an dieses Team.

Hopp Vischp!