Ein Cowboy und ein Hornusser für Langnau

Die Fans der SCL Tigers dürfen sich freuen: Der Amerikaner Robert Esche (33), einst in Philadelphia einer der schillerndsten NHL-Goalies, kommt für eine Saison nach Langnau.


Vor gut zehn Jahren entdeckt die internationale Hockeywelt Robert Esche: Er hext bei der WM 2000 in St. Petsrsburgh die USA zu einem sensationellen 3:0 gegen Gastgeber Russland. Sieben Jahre später wird er auch in der russischen Liga KHL spielen.

Dazwischen liegen vor allem fünf turbulente Jahre bei den Philadelphia Flyers und mit dem US-Nationalteam. Auf seiner Torhütermaske lässt er die Country-Stars Waylon Jennings und Hank Williams und Cowboys malen. Er spielt Gitarre und sagt von sich: «I am just a redneck that likes country music.» Will frei übersetzt heissen: «Ich bin ein Landei, das Country Music mag.» Im Emmental wird er sich heimisch fühlen.

Turbulente Zeiten

Der Junge aus Whitesboro (New York) hat es nicht einfach im Leben. Seine Eltern geschieden und sein Bruder Elliot nimmt sich im Alter von 22 Jahren das Leben. Er litt an Depressionen. Es ist die schwerste Zeit im Leben des Robert Esche, er trinkt, wie er später einmal erzählen wird, in dieser Zeit «quite a bit».

Aber er schafft es und wird mental «unzerstörbar». Er steht bei den Flyers in einer turbulenten Zeit im Tor. Am 5. März 2004 ist er einer der Helden in einer der wüstesten Schlägereien in der NHL-Geschichte. Die Partie Philadelphia gegen Ottawa ist entschieden (5:2 und es sind nur noch 1:45 Min. zu spielen. Nun bricht eine Schlägerei aus und am Ende der Partie haben die Schiedsrichter insgesamt 419 Strafminuten ausgesprochen. Esche und Ottawas Goalie Patrick Lalime liefern sich einen der vielen schönen Faustkämpfe in einem Spiel, an das sich die Fans noch heute gerne erinnern.

Charismatischer Weltklasse-Goalie

Esche hat sich überall bewährt. Viermal steht er für die USA an einem WM-Turnier im Kasten (2000, 2001, 2008 und 2009), einmal beim World Cup (2004) und einmal beim Olympia-Turnier (2006). Im der KHL schafft er es zweimal ins All-Star-Team und zuletzt hatte er bei Dynamo Minsk in den Playoffs eine Fangquote von 94,20 Prozent.

Esche ist genau der charismatische Weltklassegoalie mit hohem Unterhaltungswert, den die SCL Tigers brauchen um Nationaltorhüter Benjamin Conz ersetzen und vergessen zu können. Der wehrhafte Riese (189 cm, 92 kg) kann immer noch sein bestes Hockey spielen, und es wird nicht drei Wochen dauern, wird er populär sein wird wie Todd Elik – bloss dass Esche besser weiss, wann es Zeit ist, das Kultlokal «Sattelkammer» zu verlassen. Und wenn er auch in Langnau mal zur Gitarre greift, wird die Post abgehen als sei Todd Elik von vom Dorfberg herabgefahren.

Neuer Verteidiger und Weltklasse-Hornusser

Der zweite Zuzug ist Philippe Rytz (27). Er passt natürlich schon deshalb gut ins Emmental, weil er ein Weltklasse-Hornusser ist. Mit Lyss ist sogar Schweizer Hornusser-Meister geworden und er stamm aus einer der grossen Hornusser-Dynastien im Land. Der gutmütige, kräftige Haudegen (185 cm/80 kg) wird allerdings die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Wohl reifte er einst bei Servette zum Nationalverteidiger – aber wie ein Nationalverteidiger hat er weder bei Servette noch beim SC Bern oder bei Fribourg gespielt. In lichten Momenten glaubt man, Mark Streit sei soeben vorübergefahren. Aber im Spiel von Rytz fehlt die Verlässlichkeit und die Konstanz. Er ist nachgerade legendär für seine kapitalen, eigentlich gemessen an seiner Klasse unerklärlichen individuellen Fehler. Was zwar der Seelenruhe des Coaches, nicht aber dem Unterhaltungswert abträglich ist.

Nach dem Abschluss der Transfertätigkeiten lässt sich über die Langnauer sagen: Sie sind bereit, um zur rocken und zu rollen. Dank Esche sind die SCL Tigers wieder ein Playoffkandidat – Esche kann kann sogar die Fehler von Rytz ausbügeln.



Bearbeitet von SuperTiger (16/06/2011 16:58)