ZSC Lions siegen trotz Ladehemmungen

Von Andreas Bernhard

Das erste Zürcher Derby in der neuen Arena geht an die ZSC Lions. Aufgrund der Spielanteile hätte der Sieg durchaus höher ausfallen können. Doch die Zürcher zeigten sich wenig effizient und mussten bis am Schluss zittern. Nach dem Spiel trafen wir Steve Kellenberger zum Interview.

Chris Baltisberger stand heute in der ersten Linie im Einsatz und kam gleich nach 15 Sekunden zu seiner ersten Chance. Juha Metsola konnte den Direktschuss abwehren. Der erste Abschnitt glich lange dem ersten Drittel vor zwei Tagen gegen Rapperswil-Jona. Die Lions hatten meist mehr vom Spiel, blieben aber am starken Goalie Juha Metsola hängen. Auch das Powerplay funktionierte gleich schlecht wie am Mittwoch. Beim ersten Versuch als in der neunten Minute Nicholas Steiner auf die Strafbank musste hatte Justin Azevedo die einzige Möglichkeit. Sein Direktschuss auf Pass von Sven Andrighetto pfiff knapp am Tor vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hätten Kloten bereits in Führung liegen können. Mikko Lehtonen blieb in der siebten Minute im Spielaufbau an Jonathan Ang hängen. Der Abschluss des Kloteners wurde dann zur sicheren Beute von Simon Hrubec. Ang sass in der 12. Minute als zweiter Klotener auf der Strafbank. Das Powerplay der Lions sah diesmal etwas besser aus. Juho Lammikko lenkte einen Schuss von Dean Kukan an den Pfosten und Juha Metsola konnte einen Ablenker von Simon Bodenmann unschädlich machen. Metsola sorgte auch im dritten Powerplay der Lions in der 18. Minute dafür, dass es noch 0:0 stand. Axel Simic sah von der Strafbank aus, wie sein finnischer Goalie einen Schuss von Lucas Wallmark mit einer starken Abwehr zunichte machen konnte. Noch in derselben Minute kamen die Klotener zu ihrem ersten Überzahlspiel. Patrick Geering wurde für eine Behinderung bestraft. Wie am Mittwoch hielt das Penaltykilling nicht lange stand. Nach nur 11 Sekunden führten der EHC Kloten 0:1. Arttu Ruotsalainen scheiterte zunächst backhand an Hrubec. Den Rebound traf Ruotsalainen aus der Luft und Harrison Luc Schreiber konnte zur Führung erben. Die Klotener nahmen definitiv zuviele Strafen in diesem Drittel. Zum Ende traf es auch noch David Reinbacher. Diesmal konnten die Lions die Überzahl nutzen. Simon Bodenmann sorgte mit einem perfekten Abschluss über den Beinschoner von Metsola hinweg für den Ausgleich 47 Sekunden vor der ersten Pause.

Zu Beginn des zweiten Drittels liessen sich die ZSC Lions gleich zwei Strafen zu Schulden kommen. Alexandre Texier wanderte schon nach 23 Sekunden für ein Stockhalten. Diesmal klappte das Boxplay der Lions viel besser. Sie hatten gar die beste Chance während der Strafe. Andrighetto scheiterte. Fünf Minuten später wanderte der Zürcher gleich selber auf die Strafbank nachdem er Steve Kellenberger den Helm vom Kopf riss. Der EHC Kloten konnte die Strafe nicht ausnützen, kam am Ende des Powerplays aber zu einer guten Chance. Lucas Ekestahl-Jonsson spielte von hinter der Torlinie auf Marc Marchon, der aus nächster Nähe nicht an Hrubec vorbei kam. Bei 5 gegen 5 Spielern auf dem Eis waren die ZSC Lions die klar bessere Mannschaft. Das 2:1 in der 29. Minute durch Juho Lammikko war hoch verdient. Matteo Nodari verlor hinter dem eigenen Tor die Scheibe an Alexandre Texier. Der Franzose passte auf Lammikko, dessen Abschluss Metsola auf unter der Fanghand bezwang. Die Klotener versuchten sofort zu reagieren. Patrick Obrist scheiterte am hervorragend reagierenden Hrubec. Drei Minuten vor der zweiten Pause sorgte Marc Marchon für das nächste Lebenszeichen der Klotener. Doch Hrubec war heute sehr stilsicher und liess nicht nicht beunruhigen. Sein Gegenüber Juha Metsola hatte einiges mehr Arbeit zu verrichten. In der 34. Minute konnte er Reto Schäppi nur mit viel Mühe am Torjubel hindern. In der 38. Minute setzte Andrighetto Azevedo ein. Justin Azevedo wollte Metsola backhand bezwingen, was der Finne nicht zuliess. Eine Minute später scheiterte Chris Baltisberger an Metsola und in der 40. Minute wehrte Metsola in Extremis gegen Justin Sigrist.

Kurz nach Beginn des Schlussdrittels stand Steve Kellenberger zum zweiten Mal ohne Helm da. Juho Lammikko war diesmal für den Verlust verantwortlich. „Gut, beim ersten Mal hat mir Sven den Bügel gerissen. Der hat danach nicht mehr so gut gehalten. Da brauchte es nicht so viel.“, sagte Kellenberger nach der Partie. Kloten konnte vom Powerplay nicht profitieren. Justin Azevedo hatte gar den Shorthander auf dem Stock, kam aber nicht an Metsola vorbei. Patrick Obrist hatte in der 46. Minute eine der seltener gewordenen Möglichkeiten für Kloten. Die Fanghand von Simon Hrubec verhinderte den Ausgleich. Eine Minute später stand Steve Kellenberger wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Er fuhr hinter Chris Baltisberger in die Spielfeldecke. Vor der Bande stürzte Baltisberger und krachte in die Bande. Kellenberger erhielt eine Strafe für Bandencheck und die Schiedsrichter schauten sich die Szene im Video nochmals an. Sie entschieden, es bei einer kleinen Strafe zu belassen. „Chris ist vor mir gestolpert und ich konnte nicht mehr ausweichen und bin halb auf ihn draufgefallen. Chris hat mir auch gesagt, dass es kein Foul war.“, meinte Kellenberger und war sichtlich froh, dass nichts passiert war. „Die Schiedsrichter sagten mir, dass sie die Strafe auch nach dem Studium der Bilder nicht zurücknehmen können.“ Eine ausgesprochene Strafe kann nur erhöht aber nicht zurückgenommen werden. Das Schlussdrittel hatte aber noch einen weiteren Aufreger zu bieten. Reto Schäppi wanderte zweimal auf die Strafbank. Während der ersten Strafe in der 50. Minute scheiterete Miro Aaltonen knapp. Wieder vollzählig scheiterten Justin Sigrist (53.), Chris Baltisberger und Patrick Geering (54.) allesamt an Juha Metsola. Dann wanderte Schäppi in der 56. Minute ein weiteres Mal auf die Strafbank. Für einen hart gepfiffenen Crosscheck. Miro Aaltonen schloss wieder ab und traf zum Ausgleich. Doch kurz davor sah es so aus als hätte Arttu Ruotsalainen Goalie Hrubec im Torraum behindert. Rikard Grönborg war gleicher Meinung und nahm die Coaches Challenge. Die Bilder zeigten, dass Ruotsalainen durch den Torraum fuhr und Simon Hrubec das Bein raushielt, damit Ruotsalainen dagegen fährt. Hrubec hatte die Behinderung erst möglich gemacht. Trotzdem wurde auf Torhüterbehinderung entschieden. Zurecht Steve Kellenberger? „Ich kenne die Regeln hier zuwenig genau. Eigentlich müsste das ja ein Beinstellen gegen Hrubec geben. Aber ja, Arttu fährt halt durch den Torraum und dort darf der Torhüter sich so ziemlich alles erlauben.“. Jeff Tomlinson nahm Metsola 2:25 Minuten vor Schluss vom Eis. Schreiber, Ang und Marchon scheiterten an Hrubec und Andrighetto traf 57 Sekunden vor Schluss ins leere Tor und traf wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff mit einem Befreiungsschlag nur den Pfosten.

Das Fazit von Steve Kellenberger: „Die Lions waren heute die bessere Mannschaft. Wir haben es ihnen im Startdrittel mit den vielen Strafen auch leicht gemacht. Schade, dass wir nur das eine Tor erzielen konnten. Ein Tor reicht halt nicht. Trotzdem konnten wir lange hoffen. Wir gehen in jede Partie, um Punkte zu holen. Wir wollen nicht einfach nur mitspielen. In den letzten Spielen haben wir ein paar Mal leichtfertig Punkte liegen lassen. Das müssen wir unbedingt wieder verbessern und wieder dort ansetzen, wo wir vor der Novemberpause waren.“

Schüsse: 43:27 (19:5;16:9;8:13)

Bully: 33:31

Mannschaftsaufstellung:

ZSC Lions: Hrubec (Ersatz: Waeber); Lehtonen, Weber; Geering, Kukan; Marti, Phil Baltisberger; Trutmann; Texier, wallmark, Chris Baltisberger; Riedi, Andrighetto, Azevedo; Hollenstein, Lammikko, Bodenmann; Bachofner, Schäppi, Sigrist; Diem.

EHC Kloten: Metsola (Ersatz: Zurkirchen); Reinbacher, Kellenberger; Ekestahl-Jonsson, Peltonen; Nodari, Steiner; Randegger; Schreiber, Aaltonen, Ruotsalainen; Ang, Faille, Marchon; Derungs, Bougro, Meyer; Loosli, Ness, Obrist; Simic.

Bemerkungen:

ZSC Lions ohne Roe und Sopa (überzählig)

EHC Kloten ohne Lindemann (verletzt), Altorfer, Spiller, Capaul, Dostoinov und Schmaltz (überzählig)

13. Pfostenschuss Lammikko

57:35 Time out EHC Kloten

57:35 – 59:59 EHC Kloten ohne Torhüter

60. Pfostenschuss Andrighetto