Erste Klotener Heimniederlage in der SwissLeague

Von Rolf Schwarz

Der cleverere aufspielende SwissLeague Traditionsverein SC Langenthal besiegt Gastgeber EHC Kloten in einer mässigen Partie in Kloten mit 5:4 Toren.

Zum ersten Mal begegnen sich heute die Topteams beider Clubs in einem Ernstkampf hier in Kloten. Für Kloten ist der SC Langenthal zugleich der erste Gradmesser in der Swiss League, musste man sich in den ersten Meisterschaftsspielen zuvor mit klar weniger prominenten und starken Gegnern messen. Keine Überraschungen gibt’s punkto Aufstellungen der beiden Teams: bedeutendste abwesende Personalie ist Langenthals verletzter Söldner Campbell.

Nach einer gespielten Minute und bereits der ersten Langenthaler Druckphase muss Kloten ein erstes Mal in Unterzahl spielen und tut dies wenig überzeugend, lässt viele Abschlüsse von Langenthal zu, übersteht letztlich dieses Startfurioso der Gäste aber schadlos.

Es fällt auf, dass in den ersten beiden Dritteln die Klotener Angriffsauslösung nur mässig funktioniert. Die aus der Defensive herausgespielten Pässe sind oft ungenau, resp. schlecht „getimt“, erreichen dadurch einen Stürmer, welcher den Pass nicht annehmen kann oder vom Gegner zu nahe gedeckt ist. So führt das nicht zum Erfolg. Ganz anders die Oberaargauer: Mit Transition-Hockey, dem blitzschnellen Umschalten von Defense auf Offense über wenige Stationen eröffnen die Gäste den Score. Klotens Captain Kellenberger sieht die Gründe für die bessere Organisation des Gegners in dessen grösserer Erfahrung, weil dieser Blöcke und Linien zusammenstellen kann, welche sich bereits besser kennen und länger mit einander zusammenspielen.

Einzige Antwort von Kloten im Startdrittel ist ein gutes Powerplay nach etwa zehn gespielten Minuten mit einem Pfostenschuss von MacMurchy. Ansonsten vergibt man die paar sich bietenden Chancen, darunter auch hochkarätige, wie die von Knellwolf alleine vor dem Tor nach schöner Einzelleistung von Flügelpartner Füglister. Immerhin kann man dem Heimteam keinen mangelnden Einsatz vorwerfen und positiv sei auch, dass man bis zum Schluss gefightet habe, merkt Coach Rötheli nach dem Spiel an. Er erwähnt im Interview auch erneut, dass sein Team keinen Rhythmus habe aufgrund der zuletzt relativ langen Pause.

Die Langenthaler Angriffsbemühungen sind allerdings auch oft fade und leicht durchschaubar für den starken Schlussmann der Klotener, welcher die Schüsse der Gäste sehr gut liest. In der 27. Minute erst kann Kloten den langersehnten Ausgleich erzielen durch Marchon. Er stoppt einen flach aufs Tor von Langenthal abgegebenen Schuss Obrists kurz vor Goalie Mathis noch einmal kurz und schiebt die Scheibe dann sogleich zwischen dessen Beinen hindurch.

Kloten kommt aber trotz dieses Ausgleichstreffers auch im Mitteldrittel nicht in Fahrt und hat zu viele Scheibenverluste. Ein solcher in der eigenen Zone kann vom Gegner geerbt werden und es ist erneut Langenthals Center des dritten Blocks, Giacomo Dal Pian, welcher zum zweiten Mal den Führungstreffer für die Gäste erzielt. Was der kann, kann ich auch, sagt sich wohl Marchon und auch er ist zum zweiten Mal erfolgreich und gleicht zur Spielhälfte wieder aus. Langenthal reagiert erneut und es ist zum dritten Mal Dal Pian mit dem 3:2 Führungstreffer. Diesem folgt nun aber in einem schön vorgetragenen Konter gleich ein erneuter Treffer der Gäste, welche dadurch ihre Führung ausbauen: Nyffeler haut den von Hess aufs Tor abgegebenen Schuss aus der Luft unhaltbar für Starkbaum ins Netz. Seydoux kann darauf auf 3:4 verkürzen mit einem satten Schuss aus der zweiten Reihe und nun scheint Kloten erwacht zu sein.

Kurz nach Wiederaufnahme des letzten Abschnittes erzielt Kellenberger auf Zuspiel von MacMurchy den Ausgleich just in dem Moment, als die Langenthaler nach einer Strafe wieder komplett sind. In der Folge hat MacMurchy drei hochkarätige Chancen. Mittlerweile hat Kloten mehr vom Spiel im Schlussdrittel und hätte genug Gelegenheiten, um das Spiel zu drehen. Langenthal-Coach Hanberg nimmt ein Timeout und rüttelt dadurch sein Team noch einmal wach. Und dieses Timeout erzielt seine Wirkung, denn Langenthal kann mit dem ersten Überzahltreffer der Partie zugleich den Siegestreffer erzielen durch Kelly auf Zuspiel von Topscorer Tschannen.

Bei Kloten stimmt so einiges noch nicht. Die defensive Zuordnung lässt zuweilen zu wünschen übrig und individuelle Fehler führen zu Geschenken im Mitteldrittel, welche die Langenthaler dankend annehmen und in Tore ummünzen. Langenthal ist für Kloten der (erste) erwartet harte Prüfstein in der SwissLeague und Kloten hat sich wohl etwas überraschen lassen und ist erst nach zwei Dritteln erwacht. Coach Rötheli hat noch viel Arbeit vor sich, will er sein Team wirklich bereits für nächsten Frühling zur Mission „sofortiger Wiederaufstieg“ führen.

Telegramm

EHC Kloten – SC Langenthal 4:5 (0:1, 3:3, 1:1)

SWISS Arena, Kloten - Zuschauer: 4'850 (Saisonrekord)- Schiedsrichter: Potocan/Fausel; Kehrli/Cataneo - Tore: 06:10 Dal Pian (Kelly) 0:1; 26:42 Marchon (Obrist) 1:1; 27:47 Dal Pian 1:2; 29:40 Marchon 2:2; 30:30 Dal Pian (Sterchi, Leblanc) 2:3; 31:18 Nyffeler (Hess) 2:4; 38:13 Seydoux (Kellenberger, MacMurchy) 3:4; 40:42 Kellenberger (MacMurchy) 4:4; 46:12 Kelly (Tschannen; Ausschluss Harlacher) 4:5.

Schussverhältnis: 35:30 (11:13, 8:12, 16:5)

Strafen: 2 x 2 Minuten gegen Kloten, 5 x 2 Minuten gegen Langenthal.

PostFinance Topscorer: MacMurchy für Kloten, Tschannen für Langenthal,

Kloten: Starkbaum; Kellenberger (C), Seydoux; Ganz, Back; Weber, Bircher; Harlacher, Steiner; MacMurchy, Obrist (A), Marchon; Knellwolf, Lehmann, Füglister; Wetli, Mettler, Krakauskas (A); Monnet, Sutter, Brunner A..

Langenthal: Mathis; Maret, Randegger; Pienitz, Müller; Scheidegger, Rytz (A); Christen; Kelly, Karlsson, Tschannen; Kummer, Dünner (A), Andersons; Leblanc, Dal Pian, Sterchi; Hess, Nyffeler, Wyss.

Bemerkungen: Kloten ohne Lemm und Brunner Y. (beide verletzt) sowie Steiner O. (Bülach); Langenthal ohne Campbell (verletzt) sowie Marti, Kiener, Gerber, Ahlström und Henauer (alle überzählig); Pfostenschuss Kloten: 11‘ (MacMurchy); 42:50 Timeout Langenthal; 58:34 Timeout Kloten; Kloten ab 58:55 ohne Torhüter; Best Player Kloten: Marchon; Best Player Langenthal: Dal Pian.