Klotener Weihnachtsmärchen

Von Rolf Schwarz

Vorzeitige Bescherung in Kloten: Der wiedererstarkte EHC erspielt sich gegen einen über weite Strecken harmlosen HC Lugano einen diskussionslosen 5:1 Heimsieg und beschenkt sich mit drei wichtigen Punkten.

Eigentlich eine klare Sache: Liga-Schlusslicht Kloten empfängt als 12. den Tabellenzweiten. Der HC Lugano wurde zwar im letzten Spiel von Davos in seinem Aufschwung gebremst. Aber bei Kloten folgt in jüngster Zeit nach jedem Fünkchen Hoffnung wieder der Dämpfer, so auch gestern, wo es im Auswärtsspiel gegen die Grenat aus Genf wieder eine Niederlage absetzte, obschon man wieder nicht schlecht gespielt hatte und resultatmässig wieder lange hat mithalten können. So gesehen müssten die Zürcher Unterländer heute im letzten Spiel vor Weihnachten also positiv eingestellt ins Spiel gehen können, umso mehr als gegen Lugano zuhause auch die Statistik der Klotener positiv ausfällt.

Die Klotener legen gleich sehr entschlossen los und die Paradelinie kann bei der ersten Überzahlgelegenheit, die sich ihnen bietet, gleich den Führungstreffer erzielen, nach nur 9 Sekunden in Überzahl. Auch das zweite Tor vor der Pause fällt wieder kurz nachdem eine Strafe gegen Lugano ausgesprochen worden ist. Diesmal brauchen die Klotener gerademal 6 Sekunden in Überzahl, bevor Sallinens Schuss noch vor dem Tor unhaltbar abgelenkt wird. Weil die Schiris nicht sicher sind, ob’s wohl nicht ein hoher Stock eines Klotener gewesen ist, wird das Video konsultiert, der Treffer aber danach gegeben. Es war wohl Sanguinetti, welcher entscheidend abgelenkt hat.

Im Mitteldrittel dann beginnen die mit neuem Selbstvertrauen gestärkten Klotener gar bei numerischem Gleichstand Tore zu schiessen. Sie treffen gleich dreimal und lassen mit teilweise traumhaften Kombinationen an vergangene Zeiten erinnern. Zunächst ist eine Strafe gegen einen Luganesi angezeigt, aber noch nicht ausgesprochen, da legt Praplan zurück auf den an der blauen Linie stehenden Santala und dieser hämmert die Scheibe ins Tor. Auch der vierte Treffer ist ein Hammer aus Distanz: Leone, wohl selber etwas überrascht, dass er plötzlich vorderster Mann ist, fährt ins gegnerische Drittel rein, bedient Obrist, welcher zurücklegt auf Marchon. Und das 5:0 ist wieder der Paradesturm. Praplan, mustergültig von Hollenstein bedient, sieht links von sich Santala und statt selbst zu schiessen, passt er uneigennützig und überlässt dem Finnen. Luganos Coach Greg Ireland nimmt zwar nach dem vierten Treffer ein Time-Out, aber eine Reaktion der Luganesi kommt danach nicht. Ein Goaliewechsel ist auch nicht mehr möglich, denn Manzato hat bereits in der 5. Minute wegen akuten Magen-/Darmbeschwerden seinem Ersatz Merzlikins Platz machen müssen.

Lugano bäumt im Schlussdrittel auf und kann durch seinen jungen Topscorer Fazzini aus dem eigenen Nachwuchs zehn Minuten vor Schluss den einzigen Treffer im Überzahl schiessen. Zu mehr reicht es aber den heute klar unter ihrem Niveau gebliebenen Luganesi nicht mehr.

Kloten bringt ein bewegtes Jahr 2017 zumindest zu einem versöhnlichen Abschluss. Ausser den Nati-Spielern, resp. den beiden Finnen, welche am Spengler Cup teilnehmen werden, verabschieden sie sich heute bereits in die Weihnachtspause, welche eine besinnliche sein soll und ihnen hoffentlich guttun wird. Lugano bekommt morgen zuhause Gelegenheit, das Jahr ebenfalls noch mit einem positiven Gefühl zu beenden und den zweiten Platz zu festigen.

Telegramm

EHC Kloten – HC Lugano 5:1 (2:0, 3:0, 0:1)

SWISS Arena, Kloten - Zuschauer: 6'311 – Schiedsrichter: Eichmann/Tscherrig; Altmann/Kovacs; - Tore: 12:22 Praplan (Hollenstein, Santala; Ausschluss Sanguinetti) 1:0; 15:58 Sallinen (Ausschluss Wellinger) 2:0; 20:38 Santala (Praplan) 3:0; 30:13 Marchon (Obrist, Leone) 4:0; 36:48 Santala (Praplan, Hollenstein) 5:0; 49:48 Fazzini (Klasen; Ausschluss Trachsler) 5:1.

Schussverhältnis: 44:32 (19:6, 15:16, 10:10)

Strafen: 5 x 2 Minuten gegen Kloten, 6 x 2 Minuten gegen Lugano.

PostFinance Topscorer: Praplan für Kloten, Fazzini für Lugano.

Kloten: Boltshauser; von Gunten (A), Harlacher; Stoop, Bäckman; Ramholt, Kellenberger (A); Brunner; Praplan, Santala, Hollenstein (C); Bozon, Trachsler, Sallinen; Grassi, Schlagenhauf, Bader; Marchon, Obrist, Leone.

Lugano: Manzato (ab 04:18 Merzlikins); Wellinger, Vauclair (A); Sanguinetti, Ronchetti; Chiesa (C), Sartori; Kparghai; Fazzini, Lapierre, Sannitz; Brunner, Cunti, Hofmann; Bürgler (A), Romanenghi, Klasen; Walker, Morini, Bertaggia; Reuille.

Bemerkungen: Kloten ohne Back, Lemm, Bieber, Bircher und Weber (alle verletzt) sowie Egli (U-20 Nati); Lugano ohne Furrer, Ulmer und Lajunen (alle verletzt) sowie Riva (U-20 Nati); 04:18 Torhüterwechsel Lugano; 30:13 Time Out Lugano; Best Player Kloten: Santala; Best Player Lugano: Fazzini.