Klotens Steigflug gebremst – Ambrìs Revanche geglückt

Von Rolf Schwarz

Ein aufopfernd kämpfendes Ambrì mit einem starken Torhüter Zurkirchen kann seine Niederlagenserie gegen harmlose Klotener beenden und verschafft sich dadurch etwas Luft. Kloten agiert heute unglücklich – das Resultat fällt etwas zu hoch aus gemessen am Spielverlauf.

Aus Ambrì-Sicht war Revanche angesagt gewesen nach der 1:4 Schlappe vom vergangenen Wochenende. Die wiedererstarkten Klotener wollten ihrerseits ihre Aufwärtstendenz bestätigen und nachlegen. Die Klotener Neuverpflichtung, der 27-jährige kanadische Center mit langjähriger NHL-Erfahrung, James Sheppard, war noch nicht in der Aufstellung, weil seine Spielberechtigung noch aussteht. Dafür stand ein anderer Neuling auf dem Matchblatt, war aber nicht zum Einsatz gekommen heute: Alain Bircher, Jg 97, Elite A-Junior der Flyers und Sohn des gescheiterten Kloten-Präsidenten Jürg Bircher, schaute sich das Spiel von der Bande aus an.

Die zuletzt so sichere und gelobte Defensive der Flyers versagt in den Startminuten gehörig, und zwar gleich zweimal. Beide Male fürs Tor verantwortlich ist der erste Block der Leventiner um Jubilar Thibaut Monnet, welcher heute sein 800. NLA-Spiel bestreitet und in diesen Anfangsminuten ein Treffer und ein Assist verbuchen kann. Kloten hat zwar im ersten Drittel nicht weniger Spielanteile und an sich die besseren Chancen, aber sie scheitern immer wieder an Zurkirchen und das einzige Mal, wo die Scheibe während einer Überzahlsituation für die Klotener im Ambrì-Tor landet, wird der Treffer nicht anerkannt wegen Torraumoffside.

Kloten kommt besser aus der Kabine und scheint entschlossen zu sein, die Partie zu drehen. Nach vier Minuten im Mitteldrittel können die Flyers den Anschlusstreffer erzielen. Frick täuscht einen Schuss von der blauen Linie an, spielt dabei aber auf den frei neben dem Torpfosten stehenden Casutt, der nur noch einschiessen muss. Jetzt schleichen sich plötzlich viele Fehler ein auf Ambrì-Seite und es gelingt den Flyers immer häufiger, fast mühelos ins gegnerische Drittel hineinzufahren. Ambrì bekundet sichtlich Mühe mit der Tempoerhöhung und Kloten drückt. Doch just als man dachte, dass das Spiel kippt, nimmt diese Druckphase der Flyers ein jähes Ende: Mit einem Doppelschlag innert 70 Sekunden– eher etwas überraschend und gegen den Spielverlauf in diesem Mitteldrittel – kann Ambrì auf 1:4 davonziehen und verschafft sich so ein komfortables Polster. Kloten kann aber unmittelbar reagieren und nur 50 Sekunden danach nochmals verkürzen. Jetzt beginnt ein stetes Auf und Ab. Mal Vorteile hier, mal da. Es entsteht der Eindruck, als wollten beide Teams die Verantwortung, das Spiel zu machen, fortwährend wieder dem Gegner überlassen.

Im Schlussdrittel wird das Spiel noch einmal schnell – sowohl wegen des Tempos auf dem Eis, als auch aufgrund der wenigen Unterbrüche. Kloten rennt an und Ambrì kommt zu Kontermöglichkeiten. Die Klotener bemühen sich zwar, aber es läuft ihnen die Zeit davon. Sie bringen heute die Scheibe nicht mehr ins Tor und zum Schluss krönen die Leventiner ihre kämpferische und abgeklärte Leistung mit einem Empty Netter.

Mit diesem Sieg hat sich wohl Serge Pelletier (vorerst) etwas aus dem Schussfeld nehmen können und Ambrì kann die rote Laterne wieder abgeben. Das heutige Spiel zeigt auch, wie eng beisammen die Teams diese Saison sind.

Telegramm

Kloten Flyers – HC Ambrì-Piotta 2:5 (0:2, 2:2, 0:1)

Swiss Arena, Kloten - Zuschauer: 3'896 - Schiedsrichter: Clément, Stricker; Kovacs, Mauron; - Tore: 03:41 Zgraggen (Monnet) 0:1; 06:26 Monnet (Lhotak, Emmerton) 0:2; 24:05 Casutt (Frick) 1:2; 30:10 Pestoni (Giroux) 1:3; 31:20 Mäenpää (Fuchs) 1:4; 32:10 Hollenstein (Santala, Praplan) 2:4; 57:52 Lauper 2:5.

Schussverhältnis: 32:28 (7:11, 16:13, 9:4)

Strafen: 1 x 2 Minuten gegen Kloten, 6 x 2 Minuten gegen Ambrì.

PostFinance Topscorer: Kolarik für Kloten, Emmerton für Ambrì.

Kloten: Gerber (Bäumle); Stoop, von Gunten; Harlacher, Gustafsson; Frick, Schelling; (Bircher), Collenberg; Praplan, Santala, Hollenstein; Kolarik, Bieber, Leone; Hartmann, Kellenberger, Casutt; Lemm, Liniger, Studer.

Ambrì-Piotta: Zurkirchen (Wolf); Gautschi, Zgraggen; Birbaum, Mäenpää; Trunz, Chavaillaz; Fora, Berger; Lhotak, Emmerton, Monnet; Grassi, Bastl, Lauper; Pestoni, Hamill, Giroux; Duca, Fuchs, Bianchi.

Bemerkungen: Kloten ohne Boltshauser, Obrist, Guggisberg, Olver, Back und Hasani (alle verletzt) sowie Büsser (Winterthur); Ambrì ohne Hall, Stucki und Sidler (alle verletzt) sowie Kamber und Flückiger (beide überzählig); 50' Pfostenschuss Giroux; 57:36 Timeout Kloten; Kloten von 57:36 bis 57:52 ohne Goalie; Best Player Kloten: Hollenstein; Best Player Ambrì: Zurkirchen.