Tiger Express rollt weiter

Von Roland Jungi

Obschon rein rechnerisch für die Emmentaler noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, haben sich diese dank des knappen 4:3-Sieges, 6. (!) in Folge, im Derby gegen den EHC Biel die Berechtigung erspielt, nach 12 erfolglosen Versuchen, endlich an Play-Off Spielen teilzunehmen. Doch keiner der Verantwortlichen der Tigers wollte resp. will das ominöse Wort in den Mund nehmen, zu wichtig sind die kommenden Partien.

Dank der Verletzung von Urban Leimbacher, welcher Benjamin Conz während vier Spielen im Kasten der Tigers ersetzte, bekam einer der besten Torhüter der Schweiz von Chefcoach John Fust keine Schonzeit und musste knapp 24 Stunden nach der Rückkehr mit der U-20-Nationalmannschaft wieder den Kasten der Emmentaler hüten. Dessen Paraden waren von Beginn weg gefragt und gefordert. Nüssli und Gloor scheiterten in der Anfangsphase des Derbys an der Servette-Leihgabe. Doch die Seeländer machten die Rechnung ohne den Wirt. Dank eines katastrophalen Fehlers in der Vorwärtsbewegung, Simon Moser erlief einen Fehlpass, bediente Pelletier, welcher Goalie Berra das Nachsehen gab. Oldie Steinegger fand in Youngster Conz kurz danach seinen Meister. Die Tigers hatten noch in der gleichen Minute Pech, dass Schild einen Shorthander nicht erfolgreich abschloss. Besser machten es die Gäste in der 8. Minute, als sich Bordeleau für seine Freiheiten mit dem Ausgleich bedankte. Bis zum ersten Sirenenton stand die Partie auf des Messers Schneide.

An dieser Situation änderte sich in den zweiten 20 Minuten nichts. Das Derby blieb spannend, zwar nicht hochstehend aber intensiv. Danach konnten die Tigers gleich dreimal in Überzahl zu. Immer wieder gelang es den Bielern, sich aus der immer enger schliessenden Schlinge zu entziehen. Dies führte in der 35. Minute zu erstmaligen Führung der Gäste. Bordeleau liess sich zum zweiten Mal als Torschütze feiern. Es kam nur zwei Minuten noch besser. Mit einem Shorthander von Top Scorer Spylo bauten die Seeländer ihren knappen Vorsprung noch aus.

Sollte der Anschlusstreffer von Claudio Moggi in der 42. Minute der Startschuss einer erfolgreichen Schlussphase der Emmentaler werden? Es bedurfte in der 55. Minute die Dummheit von Center Peter, welcher den Emmentalern das 5. (!) Power-Play in Folge ermöglichte, dass Pelletier den von den einheimischen Fans frenetisch bejubelten Ausgleich markierte. Komplett von der Rolle fielen die Bieler in der vorletzten Minuten, als sich Ehrensperger auf die Strafbank verabschiedete und zusehen musste, wie Top Scorer Iggulden den kaum mehr erwartete Siegestreffer für die Tigers schoss.

Simon Moser, der Vorbereiter von drei Toren der Emmentaler meinte nach dem Spiel: "Wir haben es nicht fertig gebracht, in den ersten beiden Dritteln die nötige Konzentration aufzubringen. Im Mittelabschnitt haben wir äusserst schlecht gespielt. Biel wartete auf unsere Fehler und nutzte diese resolut aus. Wir wussten, resp. haben es in der laufenden Saison schon mehrmals bewiesen, dass wir einen Zweitorerückstand noch drehen konnten. Deshalb haben wir im Schlussdrittel mehr Druck erzeugt und endlich die Tore im Power-Play erzielt, welche uns zum Erfolg verhalfen." Bitter enttäuscht nahm Emanuel Peter, vom EHC Biel, wie folgt Stellung zur Niederlage: "Dank unseres Unvermögens und unserer zahlreichen Dummheiten, vor allem in der Schlussphase, haben wird es nicht geschafft, den Vorsprung aus dem Mitteldrittel über die Runden zu bringen." Weiter äusserste sich der Center der 2. Sturmlinie der Seeländer ziemlich negativ über die Leistung der Schiedsrichter, welche die Bieler des öftern benachteiligte.

SCL Tigers - Biel 4:3 (1:1, 0:2, 3:0).

Ilfisstadion. - 5945 Zuschauer. - SR Prugger/Stricker; Arm/Küng.

Tore: 4. Pelletier (Simon Moser) 1:0. 8. Bordeleau (Fata, Spylo / Ausschluss Camenzind) 1:1. 35. Bordeleau (Bell) 1:2. 39. Spylo (Kparghai / Ausschluss Wellinger) 1:3. 42. Claudio Moggi (Lukas Haas) 2:3. 55. Pelletier (Iggulden, Simon Moser / Ausschluss Peter) 3:3. 60. (59:31) Iggulden (Murphy, Simon Moser / Ausschluss Ehrensperger) 4:3.

Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen SCL Tigers; 7-mal 2 Minuten plus 10 Minuten (Lötscher) gegen Biel.

SCL Tigers: Conz; Genazzi, Murphy; Lindemann, Reber; Schilt, Simon Lüthi; Marolf; Simon Moser, Pelletier, Iggulden; Lukas Haas, Gustafsson, Brooks; Claudio Moggi, Gerber, Sandro Moggi; Lemm, Camenzind, Schild; Bucher.

EHC Biel: Berra; Steinegger, Seydoux; Bell, Wellinger; Kparghai, Gossweiler, Zigerli; Spylo, Bordeleau, Fata; Tschantré, Peter, Ehrensperger; Nüssli, Gloor, Lötscher; Bärtschi, Miéville, Wetzel; Schlagenhauf.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Helfenstein (rekonvaleszent), Christian Moser, Steiner, Lardi, Flückiger (alle verletzt). Biel ohne Trunz (krank), Schneeberger, Fröhlicher (alle verletzt), Brown (überzähliger Ausländer), Gaëtan Haas (geschont nach Einsatz an U-20-WM). - Jörg Reber, SCL Tigers, für sein 500. NLA-Spiel (auswärts gegen Davos am letzten Dienstag) vor dem Spiel geehrt. Bundesrat Ueli Maurer weilt unter den Fans.

Time-Out: Biel: 59:31.

Best-Players: SCL Tigers: Pascal Pelletier; Biel: Sebastien Bordeleau.