Ausgerechnet Deutschland

Von Simon Wüst

Deutschland überraschte auch im Spiel gegen Kanada mit geradlinigem und einfachem Eishockey, mit welchem sie ihren Gegner vor eine unlösbare Aufgabe stellten. Kanada war zu wenig clever ihre Stärken in Tore umzusetzen. So steht nun Deutschland im Final gegen Russland.

Deutschland vermochte von Beginn weg gut mitzuhalten. Auch im ersten Boxplay hatten sie keine Mühe. Im Gegensatz zu den Kanadiern, diese kamen irgendwie nicht ins Spiel. Der Deutsche Schütz kam mit einem blauen Auge davon, als er einen Kanadier mit einem Check gegen den Kopf niederstreckte, nur eine 2-Minutenstrafe kassierte er. Danach gab es bei Kanada einen Doppelausschluss, zuerst eine «normale» Strafe danach noch eine beim Bully wegen Spielverzögerung. So traf Deutschland in doppelter Überzahl zur Führung, mit einem präzisen Schuss von Brooks Macek. Kanada hatte weiterhin grosse Mühe mit dem Spiel der Deutschen und kam selten zu Chancen.
Anders Deutschland, die trafen in der 24.Minute erneut. Bei einem schnellen Konter über Hager schloss Matthias Plachta eiskalt ab. Und Kanada liess sich erneut klassisch auskontern. Nur drei Minuten später traf Frank Mauer alleine vor Poulin in Kanadas Tor nach einem Vorstoss von Goc. Aber jetzt waren die Kanadier genug gereizt worden und agierten plötzlich aggressiver. Im Powerplay gelang sofort der erste Treffer. Nach schönem Zusammenspiel traf Gilbert Brule mit einem wuchtigen Slapshot. Kanada erhöhte die Intensität und drückte auf den Anschlusstreffer. Aber erneut hatten die Deutschen das Glück auf ihrer Seite. Ein Schuss von Plachta traf Patrick Hager am Knie und ging von dort unhaltbar ins Tor. Der Frust schien gross bei den Kanadiern und kurz darauf lag ein deutscher Spieler (David Wolf) in der Mitte des Spielfelds am Boden. Der Kanadier Brule hatte ihn mit einem Check am Kopf erwischt und musste für dieses Vergehen unter die Dusche.
Drei Minuten nach Anpfiff des Schlussdrittels gelang den Kanadiern der zweite Treffer. Nach einem schnellen Angriff über drei Stationen liess Mat Robinson den Goalie backhand aussteigen. Die nächste grossartige Chance hatten wieder die Deutschen, welche nur mit einem Foul zu stoppen waren. Es gab einen Penalty, welcher aber durch Kahun vergeben wurde. Die Partie bot bestimmt kein hochstehendes Eishockey, aber spannend und abwechslungsreich war sie allemal.
Kanadas Druck wurde grösser und sie nahmen auch mehr Risiko. In der 50.Minute wurden sie belohnt, als ein Pass vors Deutsche Tor von einem Schlittschuh abgelenkt wurde und der Puck im Tor landete. Aber die Anstrengungen reichten nicht aus, Deutschland rettete den Vorsprung über die Zeit und qualifiziert sich sensationell für das Finalspiel.

Damit steht das Finalspiel bei den Olympischen Spielen fest:
OAR – GER , Sonntag 05:10 Uhr (Schweizer Zeit)

um Bronze spielen:
CZE – CAN , Samstag 13:10 Uhr (Schweizer Zeit)

Telegramm:
Kanada - Deutschland 3:4 (0:1, 1:3, 2:0)
Gangneung Hockey Centre (KOR) – 4057 Zuschauer – REF: Kubus(SVK) / Mayer(USA), LM: McIntyre(USA) / Otmakhov(RUS)
Strafen: Kanada 5 x 2 Minuten plus 5 Min. plus Spieldauer (Brule) ; Deutschland 8 x 2 Minuten

Tore: 15. Macek (Kahun / Ausschluss Vey, Bourque) 0:1 ; 24. Plachta (Hager) 0:2 ; 27. Mauer (Goc, Wolf) 0:3 ; 29. Boyle (Lee, Noreau / Ausschluss Seidenberg) 1:3 ; 33. Hager (Plachta, Schütz / Ausschluss O’Dell) 1:4 ; 43. Robinson (Thomas, Lee) 2:4 ; 50. Roy (Lee, Noreau) 3:4

Kanada:
Poulin; Lee, Robinson; Brule, Roy, Bourque; Genoway, Noreau; Kelly, Raymond, Thomas; Gragnani, Goloubef ; Wolski, Ebbett, Vey; Stollery; Klinkhammer, Kozun, O’Dell, Lapierre

Deutschland:
Aus den Birken; Boyle, Ehrhoff; Reimer, Ehliz, Hager; M.Müller; Kink, Plachta, Seidenberg, Goc; J.Müller, Hördler; Macek, Kahun, Wolf; Krupp; Mauer, Fauser, Schütz, Nöbels

Bemerkungen:
57:38-57:51, 58:24-60:00 Kanada ohne Torhüter, 58:53 Timeout Deutschland,