Der Schweden-Fluch geht weiter

Von Martin Merk

Die Schweiz vermochte auch gegen Schweden gut mitzuhalten. Nach einem 3:2-Sieg nach Penaltyschiessen gegen Finnland gab es diesmal aber eine 2:3-Niederlage nach Verlängerung in einer Partie, die für den Turniersieg entscheidend sein könnte. Es war die neunte Niederlage in Folge gegen Schweden.

Auch im zweiten Duell gegen ein nordisches Spitzenteam vermochte die Schweizer Nationalmannschaft das Spiel ausgeglichen zu gestalten. Nach einem behäbigen Start steigerten sich die Schweizer ab dem Mitteldrittel. Zweimal konnte sie eine schwedische Führung durch Tore von Damien Riat und Patrick Geering ausgleichen und erkämpfte wie schon am Donnerstag gegen Finnland ein 2:2 nach 60 Minuten. In der Verlängerung trafen dann aber die Schweden im Powerplay.

„Wir wussten, dass sie hart forechecken. Wir hatten am Anfang einfache Fehler gemacht, Scheibenverluste, die auch zum Gegentor führte. Wir haben eine ähnliche Spielphilosophie und sie waren schneller im Kontern“, sagte der Nationaltrainer Patrick Fischer nach dem Spiel. „Was mir gefiel war der Charakter, wie wir zum 2:2 kamen, wie gestern, und in den letzten Minuten hätten wir eigentlich die Führung erzielen müssen. Wir hielten uns nicht zurück und gingen für den Sieg. Gegen die Schweden haben wir das Glück noch nicht auf unserer Seite. Solche Spiele geben uns vertrauen. Wir können gegen die Besten mithalten.“

Für das Drei-Kronen-Team war es der neunte Sieg in Folge gegen die Schweiz. Letztmals setzten sich die Schweizer am 7. April 2016 bei einem Testspiel im schwedischen Ljungby (5:3) durch. Der letzte Sieg in einem Ernstkampf war in der Vorrunde der WM 2013 in Stockholm (3:2).

„Ich habe nicht Gefühl, dass es einen Fluch gibt gegen Schweden. Wir gingen nicht voreingenommen in diese Partie. Schlussendlich hatten wir zuwenig kreiert, zuwenig Schüsse aufs Tor gebracht in den 60 Minuten um mehr Tore zu schiessen. Und in der Verlängerung war es schwierig 4:3-Boxplay zu spielen vor allem gegen ein Team wie Schweden. Es wäre besser, hätten wir vorher mehr Druck erzeugen können“, sagte Geering nach dem Spiel.

Die beiden Teams versuchten von Beginn an aus einer sicheren Defensive zu spielen, wobei den Schweden dies zum Auftakt besser gelang und diese entsprechend nach sechseinhalb Minuten in Führung gingen. Wie schon zwei Tage zuvor richtete die erste Sturmreihe den Schaden an. Der Center Pär Lindholm schoss von der blauen Linie und André Petersson, der gegen Tschechien einen Hattrick gefeiert hatte, lenkte zwischen Sandro Aeschlimanns Schonern ab – sein vierter Turniertreffer.

Im Mitteldrittel neutralisierten sich die beiden Mannschaften weitgehend und Vorstösse endeten meist mit Puckverlusten. Einzig Powerplays sorgten für etwas Abwechslung, nachdem das erste Drittel noch ohne Strafen ausgekommen war. Die Schweden vermochten eine Strafe gegen Christoph Bertschy aber ebenso wenig auszunutzen wie kurze Zeit später die Schweizer eine gegen Petersson mit einem Überzahlspiel ohne einen einzigen Torschuss.

Mehr Betrieb gab es nach einer Strafe gegen den schwedischen Verteidiger Christian Folin. Die Schweizer sorgten für mehr Gefahr und hielten die Scheibe länger in der schwedischen Zone. Schliesslich traf Riat mit einem satten Schuss aus dem linken Anspielkreis zum Ausgleich. Das Tor in der 35. Minute schien das Schweizer Selbstvertrauen zu beflügeln, so dass sie dem zweiten Treffer während der verbleibenden Minuten des Mitteldrittels näher standen als die Schweden.

Das Schlussdrittel gehörte zu Beginn den Schweden. Nachdem Linus Johansson eine Grosschance verpasst hatte, setzte Jonathan Dahlén vom linken Anspielkreis aus nach als die Schweizer Hintermannschaft noch nicht bereit war – 2:1 für Schweden. Doch die Schweizer kamen erneut zurück. In der schwedischen Zone leistete Dario Simion Störarbeit, die zu einem Puckverlust führte. Grégory Hofmann kam an die Scheibe und passte zur Mitte, wo Geering mit einem satten Schuss von zwischen den Anspielkreisen aus zum erneuten Ausgleich traf.

„Es war ein Beispiel, das wir zu Herzen nehmen sollten. Nicht das Tor selbst, sondern wie es entstanden ist. Wir hatten einen Aufbau, brachten die Scheibe tief, hatten Forechecking, erkämpften die Scheibe und dann bekam ich den Pass von Hofi und hoffte der Schuss ginge rein“, sagte Geering zu seinem Tor. „Es war schön, dass wir die Chance hatten das Spiel zu wenden, aber letztlich reichte es nur für einen Punkt.“

Die drei gegen drei geführte Verlängerung begann nicht gut für die Schweiz. Bertschy brachte Lukas Bengtsson zu Fall und musste nach 25 Sekunden auf der Strafbank Platz nehmen. Von einer geschenkten Strafe sprach Fischer nach dem Spiel. 40 Sekunden später war der Spuk vorbei. Dahlén schoss die Schweden zum Sieg.

Die Schweden führen damit die Tabelle mit fünf Punkten an vor den Schweizern mit drei. Heute Abend kämpfen Finnland und Tschechien um ihren ersten Sieg am Turnier. Die Chancen auf den Turniersieg sind damit für die Schweizer geschrumpft, aber weiterhin intakt. Morgen Mittag treffen sie zum Abschluss auf Tschechien.

„Wenn wir unserem Spiel treu bleiben, mit der Scheibe tief und das Spiel schnell drehen und der Scheibe nachgehen und den Abschluss suchen, dann ist es für den Gegner schwierig. Da müssen wir anfangen und nachsetzen, damit wir Abpraller verwerten“, blickte Geering aufs morgige Spiel.

Auch gegen Tschechien wird es wieder leichte Umstellungen geben. Die ZSC-Spieler Sven Andrighetto und Christian Marti kehren in die Aufstellung zurück. Dafür dürften die EVZ-Spieler Tobias Geisser, Grégory Hofmann und Dario Simion geschont werden. Mike Künzle, der seine Schlittschuhe heute aufgrund einer Fussprellung nicht schnürte, dürfte morgen wieder mit von der Partie sein.

„Nun müssen wir uns erholen und die Batterien laden. Wir müssen mehr Präsenz vor dem Torhüter haben. Das war unsere grosse Stärke bei der WM“, sagte Fischer zum anstehenden Spiel gegen die Tschechen. „Auf internationalem Niveau braucht es meistens drei Tore um zu gewinnen. Wenn wir präsenter sind morgen, werden wir hoffentlich auch drei machen. Wir wollen nochmals alles aus uns rauskitzeln und hoffentlich drei Punkte einfahren.“

Schweden – Schweiz 3:2 (1:0, 0:1, 1:1, 1:0) n.V.

Gatorade Center, Turku (Fi). – 993 Zuschauer. – SR: Salonen / Vikman, Grundström / Niittylä (alle Fi).

Tore: 6:31 Petersson (Lindholm, Brännström) 1:0. 34:34 Riat (Moy, Alatalo / Ausschluss Folin) 1:1. 47:33 Dahlén (Sellgren, Johansson) 2:1. 53:35 Geering (Hofmann, Senteler) 2:2. 61:05 Dahlén (Petersson, Persson / Ausschluss Bertschy) 2:3.

Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Schweden, 3-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Schüsse aufs Tor: 24:20 (11:5, 4:7, 8:8, 1:0)

Schweden: Lassinanti (Ersatz: Högberg); Bengtsson, Sellgren; Persson, Häman Aktell; Folin, Alsing; Engsund; Petersson, Lindholm, Brännström; Törnqvist, Johansson, Dahlén; Karlkvist, Johnson, Hugg; Friberg, Bengtsson, Larsson.

Schweiz: Aeschlimann (Ersatz: Genoni); Karrer, Geering; Kukan, Geisser; Mirco Müller, Alatalo; Rathgeb; Riat, Thürkauf, Rod; Bertschy, Ambühl, Marco Müller; Simion, Jäger, Hofmann; Moy, Senteler, Eggenberger; 

Schweiz ohne Künzle (verletzt), Andrighetto und Marti (beide pausierend).

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