Schweiz gewinnt trotz Niederlage Deutschland Cup

Von Martin Merk

Die Schweiz gewinnt trotz einer Niederlage zum Abschluss gegen Russlands B-Team dank slowakischer Schützenhilfe zum dritten Mal nach 2001 und 2007 den Deutschland Cup. Zuvor hatte sie die Slowakei und Deutschland besiegt. Gegen die Russen vergab sie eine 3:2-Führung bis kurz vor Schluss und unterlag im Penaltyschiessen. Jedoch verpasste es Deutschland vom Ausrutscher zu profitieren und unterlag im späteren Spiel der Slowakei.

Die Schweiz ging geen die Russen durch Höhen und Tiefen. Gegen Spielende hatten sie mehr Schnauf und schienen nach Alessio Bertaggias Führungstreffer in der 47. Minute auf dem Weg zum Sieg zu sein. Doch drei Minuten vor Schluss glichen die Russen unverhofft aus und waren im Penaltyschiessen kaltblütiger, so dass sie 4:3 gewannen. Dank der späteren Niederlage Deutschlands gegen die zuvor sieglosen Slowaken blieben die Schweizer aber Tabellenerste und gewannen den Deutschland Cup in Abwesenheit als die Spieler bereits im Flughafen von Düsseldorf waren.

„Wir machten beim 3:3 einen Fehler. Schlussendlich haben wir gute 65 Minuten gespielt. Das Penaltyschiessen ist immer eine Lotterie. Schade. Wir müssen jetzt schauen, was die anderen beiden Mannschaften machen“, sagte Alessio Bertaggia nach dem Spiel.

„Das ganze Turnier war sehr positiv. Wir hatten neue Spieler, die das System vom Fischi noch nicht gespielt haben, aber gut reagiert und es gut verstanden haben. Wir haben als Mannschaft sehr gut gespielt. Wir haben sehr viel Positives gesehen.“

Es war das Duell der Jungen um den Turniersieg beim Deutschland Cup. Die mit nur zwei Spielern mit WM-Erfahrung angereisten Schweizern trafen auf Russlands zweite Garde, die so genannte „Olimpiskaja Sbornaja“, während ihre russischen Kollegen beim Karjala-Turnier in Helsinki im Einsatz stehen. Und so begann auch das Spiel: eine schnelle, gefällige Partie der jungen Wilden. Durchschnittsalter beider Teams: 23 Jahre.

Patrick Fischer musste dabei auf Andrea Glauser verzichten, der sich eine Hirnerschütterung zuzog, sowie auf Gauthier Descloux. Der Servette-Torhüter war eigentlich im Tor vorgesehen gewesen, doch wegen einer leichten Muskelzerrung in den letzten beiden Tagen sprang Melvin Nyffeler ein.

Chancen gab es im ersten Drittel auf beiden Seiten, anfänglich etwas mehr für die Schweizer, doch meist waren die Pucks leichte Beute für die Torhüter. In ihrem dritten Powerplay schafften es die Russen aber doch noch. Vladimir Brjukvin kam beim rechten Anspielpunkt frei zum Schuss und fand beim nahen Pfosten die Lücke in Nyffelers Tor.

Umso besser verlief der Start für die Schweizer ins Mitetldrittel. Nach eineinhalb Minuten belagerten die Roten das russische Tor. Nach einem abgeblockten Weitschuss von Jason Fuchs war Simon Le Coultre mit einem Buebetrickli erfolgreich.

Dann machten es sich die Schweizer selbst schwer als sie bei angezeigter Strafe gleich noch ein weiteres Foul begingen. Yannick Rathgeb und Pius Suter mussten gleich zusammen auf die Strafbank und die Russen machten bei 5 gegen 3 Druck. Ein Pfostenschuss von Dmitri Judin und ein Alleingang von Sergej Tolchinski waren die grössten Chancen, doch die Schweizer verteidigten kämpferisch und Nyffeler hielt dicht.

Wenig später trafen die Russen aber doch noch. In einem schnellen Angriff kamen Maxim Tsyplakov und Danil Ilin über die Linie in einer 2:1-Situation gegen den Schweizer Verteidiger Dominik Egli. Der Pass sitzte und Ilin bezwang Nyffeler zur 2:1-Führung. Mit bloss zwei Torschüssen in der ersten Hälfte des Mitteldrittels lief es definitiv nicht so wie erhofft bei den Schweizern. Fischer nahm daher sein Time-out um das Team wachzurütteln. Drei Powerplay-Möglichkeiten gegen die Russen gaben der Schweiz die Möglichkeit zum Ausgleich, es entstand jedoch zu wenig Gefahr vor dem gegnerischen Tor.

Für das Schlussdrittel würden die Schweizer definitiv mehr zeigen müssen und der Nati-Neuling Tyler Moy tat dies gleich zu Beginn. Mit einer schöner Einzelleistung und Täuschung von rechts setzte er sich gegen die russische Hintermannschaft durch und erzielte nach 85 gespielten Sekunden den Ausgleich. Der gebürtige Kalifornier wirkte dabei spielerisch fast wie ein Bilderbuch-Russe in der gegnerischen Zone.

Fünf Minuten später nutzten die Schweizer dann doch noch ein Powerplay aus: Alessio Bertaggia traf mit einem schönen Schuss von rechts und brachte sein Team damit erstmals in Führung. Es waren nun die Schweizer, die das Spiel unter Kontrolle hatten und den Russen immer weniger Raum gaben. Dass die Russen gestern das Abendspiel bestritten, dürfte den Schweizern hier durchaus entgegen gekommen sein. Trotz aller „Rossija“-Anfeuerungsrufen aus dem deutsch-russischen Publikum in Krefeld kam von den Russen nicht mehr so viel wie auch schon und sie nahmen viele Strafen. Und dann gelang ihnen drei Minuten vor Schluss unverhofft doch noch der Ausgleich. Der bedrängte Jegor Voronkov kam vor Nyffeler nicht mehr zum Schuss, versuchte den Puck jedoch zwischen den Schonern vorbeizuschieben. Die Scheibe kullerte durch und Ivan Igumnov staubte hinter Nyffeler ab.

In der Verlängerung hatten die Schweizer erneut mehr Power, jedoch nach rund drei Minuten auch Dusel vor dem eigenen Tor, wobei sich Samuel Kreis eine Strafe einhandelte. Doch die Schweizer überstanden die Situation und es kam zum Penaltyschiessen. Dort aber waren die Russen klar kaltblütiger. Nachdem sie zweimal scheiterten, trafen sie mit den drei weiteren Versuchen jedes Mal. Für die Schweiz traf in vier Versuchen einzig Moy. Nun müssen die Schweizer auf die Slowakei hoffen.

„Es wäre schön, zuoberst zu sein. Wir waren an der WM und letztes Jahr hier schon Zweiter. Schade, haben wir es nicht selbst geregelt. Die Art und Weise hat mir gefallen bis auf das zweite Drittel, das unser schlechtestes Drittel war. Wir machten viel Fehler im Passspiel, wo wir ja sehr viel Wert drauf legen“, sagte der Nationaltrainer Patrick Fischer.

„Wir haben aber gut reagiert, im dritten Drittel kamen wir raus wie die Feuerwehr und haben das Spiel gekehrt. Wir hatten das Spiel in der Hand und hätten das 4:2 machen können. Dass es nicht reichte ist schad, es tut mir Leid für die Jungs. Wir schätzen aber die Leistung und wie sich am Schluss die Spieler aufgeopfert und in die Schüsse geworfen haben. Nun hoffen wir einfach auf die Slowaken.“

Die Hoffnungen blieben erfüllt. Die Schweiz gewinnt erstmals seit zwölf Jahren den Deutschland Cup!

Schweiz – Russland B 3:4 (0:1, 1:1, 2:1, 0:0, 0:1) n.P.

Yayla Arena, Krefeld. – 4312 Zuschauer. – SR: Kohlmüller/Schütz, Gerth/Jürgens (alle D).

Tore: 18:13 Brjukin (Tolchinski, Zaitsev / Ausschluss Bader) 0:1. 21:36 Le Coultre (Suter, Fuchs) 1:1. 28:11 Ilin (Tsyplakov, Verjajev) 1:2. 51:25 Moy 2:2. 56:22 Bertaggia (Moy, Egli / Ausschluss Volkov) 3:2. 57:01 Igumnov (Voronkov, Tolchinski) 3:3.

Penaltyschiessen: Tolchinski scheitert, Moy scheitert; Brjukvin verschiesst, Suter 1:0; Igumnov 1:1, Egli scheitert; Galimov 1:2, Simion verschiesst; Kodola 1:3.

Strafen: 8-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 11-mal 2 Minuten gegen Russland.

Torschüsse: 39:37 (8:9, 11:15, 18:8, 2:5)

Schweiz: Nyffeler (Ersatz: Van Pottelberghe); Egli, Paschoud; Le Coultre, Rathgeb; Karrer, Kreis; Heldner; Fazzini, Fuchs, Suter; Moy, Prassl, Rod; Hischier, Müller, Bertaggia; Jäger, Bader, Simion; Maillard.

Russland: Tarasov (Ersatz: Konovalov); Zaitsev, Volkov; Jermakov, Kudako; Shemerov, Judin; Voronkov, Provolnev; Tolchinski, Igumnov, Brjukvin; Voronin, Kodola, Grebenshikov; Porjadin, Ivanov, Galimov; Tsyplakov, Ilin, Verjajev.

Bemerkungen: 31:58 Time-out Schweiz. 57:44 Time-out Russland.

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