Background U20-WM 2006/07

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U20-Nationalmannschaft belebt NLB

Von Benjamin Bienz und Urs Berger

Im Frühjahr 2006 entstand die Idee, die U20-Nationalmannschaft in die NLB einzubinden. Nach Gründen, warum dieses Projekt weitergeführt werden soll, wie auch nach Verbesserungsvorschlägen, fragten wir die Beteiligten.

Am 12. September 2006 in Martigny erlebte die Schweiz eine Premiere. Erstmals in der Geschichte des Schweizer Eishockeys trat die Juniorennationalmannschaft im Rahmen der Meisterschaft gegen die Teams aus der NLB an. Die Mannschaft bestreitet im Unterwallis ihr erstes Spiel in der Liga. Die Juniorennationalmannschaft verlor 5:8. Dies war der Anfang einer guten Idee des Schweizerischen Eishockeyverbandes, welche im Frühjahr 2006 durch Jakob "Köbi" Kölliker den Anfang fand. Der Coach brachte viele Gründe ein, warum man diese lancieren wolle. Im Vergleich zu den Topländern in Europa hat die Schweiz nur vier Spieler in der höchsten kanadischen Juniorenliga (Lukas Flüeler, Yannick Weber, Juraj Simek und Arnaud Jacquemet), welche auch an der Juniorenweltmeisterschaft in Schweden spielen. Die Tschechen beispielsweise stellen 16 Spieler aus der CHL. Sogar die Slowaken stellen mit neun Spielern mehr als doppelt so viele Akteure aus der Canadian Hockey League, welche die Ligen WHL, OHL und QMJHL umfasst. Zudem dient das Projekt auch dazu, talentierten Spieler vermehrt Spielpraxis auf höherem Niveau zu geben. Ziel des Projekts ist, dass junge Spieler auf dem höheren Niveau der Nationalliga B eine tragende Rolle übernehmen können. Der Zentralvorstand des SEHV fand diesen Ansatz eine gute Idee. Die Idee wurde im Sommer 2006 der Nationalliga und seinen Klubs vorgestellt. Zu Beginn kam der Widerstand aus der Westschweiz, welcher vor allem auf den um ein Spiel höheren Kosten aufgebaut wurde. Rasch konnte man sich mit diesen Klubs aber einigen und der Eishockeyverband teilte die Kosten unter den Klubs und sich auf. Sämtliche Einnahmen gingen zugunsten des Veranstalters. Die Nationalliga GmbH entschädigte den Verband mit 24'000 Franken. Der Unsicherheitsfaktor der Finanzen wurde schnell widerlegt und die Klubs konnten mit einem kleinen Gewinn das zusätzliche Heimspiel beenden. Für die Vereine gab es also keine nachhaltigen Gründe, dem Projekt noch länger kritisch gegenüberzustehen. Ganz im Gegenteil. Längerfristig ist dieses Projekt auch zugunsten der Klubs sinnvoll. Die Spieler der Junioren-Nationalmannschaft können vermehrt auf höherem Niveau spielen und können sich so wichtige Erfahrungen auf dem höheren Niveau aneignen.

"Zusammengestellt wie bei einem Grümpelturnier"

Das Ziel der Betreuer der U20 war es, zwischen 30 und 35 Spieler aufzubieten. Da jedoch nicht alle Klubs dem Aufgebot der Trainer folge leisteten, standen ihm nicht immer die gewünschten Spieler zur Verfügung. So musste Kölliker mehr als fünfzig Spieler testen. Für den Trainer war es unter diesen Umständen schwierig, die Mannschaft so zusammenzustellen, dass die Automatismen von Beginn an funktionieren konnten. Zu Beginn des Projekts musste er viele Kompromisse eingehen. Erst Ende November bei der Vorselektion für das Trainingslager auf der Lenzerheide Mitte Dezember konnte er sein Team so zusammenstellen, wie er es sich wünschte. Unter diesen Umständen litten auch die Spieler. So mussten sie sich in den meisten Spielen auf neue Mitspieler einstellen. Die Frage drängt sich dabei auf, welchen Stellenwert die Juniorennationalmannschaft bei den Klubs geniesst. Kann es sein, das einzelne Klubs die Teilnahme der Junioren verweigern, mit der Begründung, dass der besagte Spieler in der Meisterschaft benötigt wird, um dann in genau diesem besagten Spiel in der vierten Reihe zu stehen und nicht zum Einsatz zu kommen? Den Klubs sollte es zu denken geben, dass die Junioren das Fundament der Zukunft sind. Denn ohne gut ausgebildete Junioren wird es in der Schweiz auf kurz oder lange keine ausgeglichene Meisterschaft geben können. So bleibt zu hoffen dass dies alle Klubs in der nahen Zukunft realisieren und sich noch mehr für die Förderung der Junioren, sei dies in ihrem Team oder in der Nationalmannschaft, einsetzen werden. Wie sieht jedoch die Zukunft des Projektes aus? "Unsere Aufgabe ist es, alle Klubs zu überzeugen, in diesem Projekt noch mehr mitzuarbeiten. Unabhängig der Resultate der kommenden Weltmeisterschaft werden wir einen Antrag auf Weiterführung des Projektes zu stellen", sagte Peter Zahner, Direktor des Schweizerischen Eishockeyverbandes.

PostFinance engagiert sich zu wenig

Wie jedes andere Projekt auch, ist dieses auch verbesserungswürdig. "Ich möchte mehr Feedbacks seitens des Verbandes erhalten. Wir müssen vor- und nachher analysieren und verbessern. Nicht erst am Ende des Projektes. Nach jedem Spiel müssten der Verband und die Klubs zusammensitzen und besprechen was man in der Zukunft verbessern kann. Nur so kommen wir weiter", sagte Heinz Schlatter vom SC Langenthal. "Des Weiteren muss die U20-Nationalmannschaft besser vermarktet werden. Die Sponsoren, wie die Postfinance, sollten sich noch mehr engagieren und Präsenz markieren. So kann man das Zuschauerinteresse ankurbeln und das Projekt einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen", sagte Schlatter weiter. Die Postfinance als Hauptsponsor des Schweizerischen Eishockeyverbandes unternimmt einige Anstrengungen, um den Junioren eine bessere Plattform zu bieten. Doch noch wird hier nicht die ganze Palllette des Machbaren ausgeschöpft. Wieso sich die Postfinance nicht mit den Vereinen arrangiert und in den Regionen für die U20-Spiele das eine oder andere Plakat vorbereitet und verteilen lässt, ist schleierhaft. Wieso nicht auch eine Schulklasse an ein solches Spiel einladen und die Schüler so auf positive Art und Weise begeistern? Denn starke Junioren sind das Fundament einer starken Nationalmannschaft. Weitere Verbesserungsvorschläge kamen von Thurgau-Coach Felix Burgener: "Die Zusammenzüge der Juniorennationalmannschaft sollten nicht auf einzelne Tage fixiert sein. Man sollte, wie die Nationalmannschaft, einen mehrtägigen Zusammenzug organisieren und so drei bis vier spiele gegen die NLB-Klubs organisieren." Die Idee von Felix Burgener wird nicht ganz unumstritten sein. Die Frage, welche sich hier stellt, ist, wie dies organisatorisch machbar wäre. Dem Projekt positiv gegenüber standen die teilnehmenden Junioreninternationalen. Trotz der Doppelbelastung mit Klub und Juniorennati verspürten die Jungen "Eisgenossen" keine Müdigkeit: "Klar war es teilweise hart. Vor allem während dem Trainingslager in Füssen hatten wir doch kurz vor der Zusammenkunft und danach wieder Einsätze mit den Klubs. Jedoch sollte ein Junior frisch genug sein, dies zu verkraften", sagte Diego Schwarzenbach, Stürmer des EHC Olten und der U20-Nationalmannschaft.

Von Spiel zu Spiel besser

Trotz den Anfänglichen Schwierigkeiten und der vielen Veränderungsmöglichkeiten ziehen die Beteiligten eine positive Bilanz. "Für die Entwicklung der Junioren ist dieses Projekt von Vorteil. Sie können sich auf einem höheren Niveau präsentieren", sagte des Geschäftsführer des SC Langenthal, Heinz Schlatter. Auch Ueli Schwarz, ehemaliger U20-Nationalmannschaftscoach und jetziger CEO des EHC Basel, begrüsst die Integration der U20. "Neue und innovative Projekte sind immer gut. Ich hätte es begrüsst, wenn zu meiner Zeit ein solches Projekt existierte hätte. Für die Junioren kann es nur von Vorteil sein, dass sie sich jede Woche mindestens einmal sehen. Während meiner Zeit hatten wir vor der Weltmeisterschaft ein Trainingslager. Mit diesem Treffen und dieser Vorbereitung fuhren wir dann an die Titelkämpfe. Dadurch, dass sich die Juniorennationalmannschaft nun vermehrt sieht, wird auch der Zusammenhalt der Junioren gefördert. Dies wiederum hat Einfluss auf die Resultate", sagt Schwarz.

Die Resultate der U20-Nati in der Nationalliga B widerspiegeln diese Aussagen. Die Jungnationalmannschaft steigerte sich von Spiel zu Spiel. Vor allem gegen die Spitzenteams wusste die Nationalmannschaft zu überzeugen. Aus den letzten fünf Partien punktete sie viermal. Dreimal verliess man das Eisfeld als Sieger. Im letzten Spiel bezwang man Thurgau mit 7:4 gar deutlich. Das Erstaunliche an diesem Resultat war, dass dieser Erfolg mit der jüngsten eingesetzten Mannschaft erzielt wurde. Nun bleibt zu hoffen, dass der Verband zusammen mit der Nationalliga und seinen Klubs das Projekt weiterführen wird. Die Junioren brauchen diese Zeit, um sich auf die Juniorenweltmeisterschaft vorzubereiten. Des Weiteren müssen die Spieler mehr Spielpraxis erhalten, damit diese im Profibereich und International bestehen zu können. Diese lernen sie nur, wenn sie regelmässig auf hohem Niveau spielen können. Unabhängig des Abschneidens an den kommenden Weltmeisterschaften muss dieses Projekt weitergeführt werden. Spätestens nach einem schlechten Abschluss, sprich Abstieg der Juniorennati, kommen natürlich neue Diskussionen auf. Hier werden sich die Gegner des Projektes an den Kopf greifen und sagen, dass das Projekt nicht mehr weiterzuführen sei, habe dies doch der Nationalmannschaft nicht den gewünschten Erfolg eingebracht. Eine solche Einstellung wäre aber fatal. Es geht hier alleine um die Förderung der Juniorennationalmannschaft und deren Spieler. Diese müssen bereits frühzeitig auf höhere Aufgaben vorbereitet werden. Am besten in der NLB. Denn dort oder eine Stufe höher, in der NLA, haben die jungen Talente die Möglichkeit, sich so zu entwickeln, wie dies das Schweizer Eishockey in den letzen Jahren tat. Ein Juniorenspieler, der nur in der ersten Liga zum Einsatz kommt, kann noch nicht von dieser Erfahrung profitieren. So gesehen ist der Einsatz der Juniorennationalmannschaft nur zu begrüssen und in dieser Form, in Zusammenarbeit mit den Klubs, Sponsoren und den Fans, weiter zuführen. Der Verband hat beweisen, dass auch er bereit ist, das seine dazu zu geben. Zeigen wir Verantwortung und nehmen wir diese auch wahr. Nicht nur zum Wohle des Schweizer Eishockeys, sondern auch zum Wohle unserer Jugend.

Resultate der U20-Nationalmannschaft in der Nationalliga B
Statistiken der U20-Nationalmannschaft in der Nationalliga B
Länderspiele der U20-Nationalmannschaft


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