78. Spenglercup in Davos (26.12. - 31.12)

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Hintergrund
Team Canada


Das Team Canada mit Blick auf Turin

Das Team Canada strebt ganz ohne NHL-Stars den dritten Turniersieg in Serie an. Mit Stolz und Ausgeglichenheit wollen sie die das Fehlen individueller Lockout-Stars wettmachen.

Von Martin Merk

Zwei Mal in Serie gewannen die Kanadier den Spengler-Cup, mehrheitlich durch kanadische Spieler von Schweizer Clubs. Dieses Mal wäre es an sich ein leichtes Unterfangen gewesen für die Kanadier, die Trophäe erneut zu gewinnen, liegt doch der NHL-Betrieb in der Heimat brach. Zwei Faktoren sorgen aber nun dafür, dass man den Titelverteidiger in der kanadischen Presse als "Underdog" betitelt.

Einerseits wäre da das Geld. Einige kanadische NHL-Superstars hätten die sechs Tage nach Weihnachten zwar gerne mit dem Maple-Leafs-Team im idyllischen Davos verbracht, doch hätten ihre Millionenverträge hohe Versicherungssummen verschlungen. Summen, welche der kanadische Verband nur begrenzt zu zahlen bereit wäre wie auch die Spengler-Cup-Organisation. Denn wo ein Stadion ausverkauft ist, können auch NHL-Stars nicht mehr Fans nach Graubünden locken.

Der wichtigere und offiziellere Faktor ist, dass der kanadische Verband den Grundsatzentscheid gefällt hat, sämtliche Turniere mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin zu bestreiten. Und weil die Herren NHL-Stars dort voraussichtlich nicht dabei sein dürfen, bestreitet man die Länderspielturniere und den Spengler-Cup halt mit Spielern, auf die man auch in etwas mehr als einem Jahr in Turin zählen kann. Ganz im Gegensatz zu den anderen vier Teams. Auf Ausnahmen hat die Spengler-Cup-Organisation lange gehofft und schreibt auf der hauseigenen Website von kanadischen NHL-Stars, doch am bereits im Oktober gefällte Entscheid von den Kanadiern wurde nicht mehr gerüttelt.

Was marketing-technisch nicht alle erfreut, muss die Kanadier trotzdem nicht zum krassen Aussenseiter machen, wie die kanadische Medien das Team sehen. Denn auch in der vergangenen Jahren haben nicht einzelne Stars den kanadischen Turniersieg ausgemacht, sondern eine ausgeglichene Truppe mit viel Stolz - symbolisiert durch das kanadische Ahornblatt auf der Brust - und die Chance, sich in einem einmaligen Schaufenster zu präsentieren. Nicht nur für einen guten Transfer nach oder innerhalb Europas, denn die Spiele werden bekanntlich auch nach Kanada übertragen und von den NHL-Vertretern begutachtet.

Bezüglich Spieler gibt es also nicht viel Neues. Auf der Goalieposition kehrt Corey Hirsch nach zwei Jahren wieder zum Turnier zurück. Hirsch, welcher der statistisch beste NLA-Torhüter der Vorsaison war, von den SCL Tigers jedoch in die DEL zu Kassel abgeschoben wurde ohne ein Meisterschaftsspiel bestreiten zu dürfen. Er ist damit einer der wenigen Spieler ausserhalb der Nationalliga, denn eine Pause gibt es um diese Zeit ausschliesslich in der Schweiz. In der Abwehr stehen mit Mark Astley, Chris Bélanger, James Heward und Jame Pollock gleich vier Titelverteidiger. Bélanger, der sogar seinen bisherigen drei Schweizer Clubs zu offensiv war, nutzt die Gunst der Stunde, denn er fristet derzeit ein unterbezahltes Dasein in der drittklassigen ECHL.

Auch die Stürmer wie Jan Alston, Hnat Domenichelli, Ryan Gardner, Eric Landry, Stacy Roest, Yves Sarault, Jeff Shantz, Jeff Toms oder Jean-Guy Trudel kennen den Spengler-Cup zu Genüge.

Ach ja: Wie immer gilt, keine Regel ohne Ausnahmen. Denn der zweite Torhüter Alex Auld ist durchaus ein Lockout-Spieler. Er steht bei den Vancouver Canucks unter Vertrag, spielte bisher aber mehrheitlich beim Farmteam Manitoba Moose in Winnipeg - jetzt während des Lockouts erst recht. Und auch im Coaching-Staff profitiert man vom Lockout. Der frühere Weltklasse-Goalie und heutige Washington-Headcoach Glen Hanlon assistiert an der kanadischen Bande Marc Habscheid.