76. Spenglercup in Davos (26.12. - 31.12)

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Hintergrund
Kölner Haie


Kölner Haie: Der Vulkanausbruch im Haifischbecken

Die Kölner Haie konnten im Frühjahr ihr 30-Jahr-Jubiläum mit dem Gewinn des achten Meistertitels feiern. Seit der laufenden Saison steht beim Spengler-Cup-Sieger des Jahres 1999 mit "Alpenvulkan" Hans Zach ein neuer Mann an der Bande, der in der Schweiz als Ex-ZSC-Trainer und deutscher Bundestrainer bestens bekannt ist.

Hans Zach liess schon als Trainer der Kassel Huskies und - natürlich auch im Eigeninteresse - als deutscher Bundestrainer nicht locker, wenn es um die Neuregelung der Ausländerkontingente in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ging. Er machte Lobbying für die Reduktion der Anzahl Ausländer und für bessere Strukturen in der DEL. Zach hielt durch, hatte Erfolg und gilt nun als Vorreiter der "neuen Deutschen Eishockeywelle". Mit den Kölner Haien arbeitet er weiter an seinem Vermächtnis und fühlt sich wohl im Haifischbecken, wie das folgende Interview beweist.

Hans Zach, wie hoch ist für die Kölner Haie der Stellenwert des Spengler Cup Davos?
Für unsere erfahrenen Spieler ist das Turnier eine weitere Herausforderung und für die Jungen eine wichtige Erfahrung auf ihrem Weg Richtung internationales Niveau. Der Stellenwert des Spengler Cups ist deshalb hoch. Es ist das beste Klubturnier der Welt. Da die Spiele auch in Deutschland übertragen werden, sind wir in der Pflicht, eine starke Leistung zu zeigen.
Die Kölner Haie als Mannschaft des Jahres gewählt

Neben Hans Zach gibt es in den Reihen der Kölner noch zwei weitere Akteure mit Schweizer Vergangenheit: Fredrik Nilsson (Kloten Flyers) und Dave McLlwain (SC Bern) gehören zu den Leistungsträgern beim deutschen Meister. Weiter bekannt aus internationalen Begegnungen sind in unseren Breitengraden zudem die Deutschen Nationalspieler Lüdemann, Morczinietz, Lewandowski oder Renz, aber auch die gelegentlichen Team-Canada-Mitglieder Brad Schlegel, Alex Hicks, Dwayne Norris oder Shane Peacock.


Wie waren ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Turnier?
Ich erinnere mich genau: Erstmals reiste ich 1966 mit Bad Tölz als 17-jähriger Jungspund an den Spengler Cup. Gleich nach der Ankunft ging es in die Hosen und zum Spiel. Die Tschechen begrüssten uns mit schwarzen Kohlestrichen unter den Augen. Es wirkte wie eine Kriegsbemalung. Wir merkten bald, was es mit der Höhenluft und der Sonneneinstrahlung auf sich hatte. Das "Stadion" war damals noch offen. In einem anderen Spiel gegen den HC Davos musste die Partie wegen zu starkem Schneetreiben unterbrochen werden. Das zweite Mal war ich 1985 als Co-Trainer von Rosenheim in Davos. Ein total anderes Bild: Ein schönes Stadion, eine professionelle Organisation und ausgeglichene Mannschaften hatten das Turnier aufgewertet.

Ihre Erfolge als Bundestrainer haben dazu geführt, dass auf Ihre Stimme gehört und auf Ihre Vorschläge zur Verbesserung des Niveaus in der DEL eingegangen wurde...
Ja, vielleicht hatte ich eine gewisse Vorreiterrolle, das kann durchaus sein. Aber wir konnten ja nicht so weitermachen und zusehen, wie die DEL stagniert. Ich vertrat immer die Ansicht, dass es mehr deutsche Spieler in den DEL-Kadern braucht, nicht zuletzt auch wegen den Fans. Und ich war schon immer der Meinung, dass sich deutsche Spieler in einer solchen Liga durchsetzen können, sofern man sie richtig fördert und ihnen eine Chance gibt. Die DEL ist nun im Aufwind, weil sie an Attraktivität gewonnen hat.

Sie sprechen immer wieder die hervorragende Juniorenarbeit in der Schweiz an. In Deutschland hat sich diesbezüglich aber auch viel getan.
Das mag stimmen, aber erst ab einem gewissen Niveau. Die Schweizer haben traumhafte Voraussetzungen mit vollamtlichen Juniorentrainern bei jedem Verein und viel guter Infrastruktur. Aber der Vorteil unserer Jungs ist, dass sie sehr früh lernen, sich durchsetzen zu müssen und gegen Widerstände anzukämpfen. Die Grundausbildung in der Schweiz ist besser, aber die deutschen Spieler sind erfolgshungriger. Die Schweizer werden schnell verhätschelt, was einem Eishockeyspieler nie gut tun kann.

Sicherlich spielt die Tatsache eine Rolle, dass jeder gute Junior in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland ziemlich schnell einen Stammplatz erhält...
Das ist absolut richtig. Ich finde die Schweizer Regelung mit den drei Ausländern und nur deren fünf im Kader etwas überrissen. Klar erhalten die jungen Schweizer Spieler dadurch mehr Spielpraxis, aber sie stagnieren irgendwann. Ich glaube, wir waren früher in der DEL mit der unbeschränkten Anzahl Ausländer und nur fünf deutschen Kaderspielern auch falsch gewickelt. Aber jetzt, mit 13 und nächste Saison mit 12 Ausländern pro Kader können viel mehr Deutsche den Sprung ins Team schaffen. Ideal wäre meiner Meinung nach eine Zehner-Regel. Soviel braucht eine gute Mannschaft, um international die erste Geige zu spielen.

Worauf führen Sie es zurück, dass bei den Kölner Haien die deutschen Spieler einen grösseren Einfluss auf die Teamleistung haben als bei anderen DEL-Mannschaften?
Wir haben einige sehr starke deutsche Akteure in der Mannschaft, die ein Spiel mitentscheiden oder mitbestimmen können. Nationalspieler wie Lüdemann, Morczinietz, Lewandowski oder Renz sind grossartige Stützen. Auch die jungen Cracks wie Ullmann, Kink, Schauer und Hospelt, die am Spengler Cup wegen der Junioren-WM fehlen werden, konnten sich ins Team spielen. Dennoch aber muss man anmerken, dass immer noch die Ausländer - speziell die Nordamerikaner - die Mannschaft anführen und produktiver sind als die Deutschen.

Wie lange dauert es noch, bis ein Deutscher die Skorerliste anführt?
Das wird nicht so schnell der Fall sein. Die Ausländer sind noch immer die besseren Skorer, und jeder Deutsche mit Ambitionen und Skorerqualitäten wechselt in die NHL. Sascha Goc war so einer oder der Deutsch-Kanadier Len Soccio. Beides sind Spieler, die ganz oben in der Skorerliste auftauchen würden.

Joël Wüthrich