Olympia-Qualifikation in Kloten

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Hintergrund
Schweiz


Schweiz - Endlich am "richtigen" Olympiaturnier dabei?

Von Urs Berger

Kein Schelm der behauptet, dass die Schweizer in Kloten als klarer Favorit in das Qualifikationsturnier steigen werden. Dennoch sind, trotz einem guten Nationalteam, Vorbehalte erlaubt. Doch diese sind nur marginaler Art massgebend. Bestimmend für einen Vollerfolg wird die Tagesform sein und das jeder Spieler alles gibt um auch an die Olympischen Spiele in Turin fahren zu wollen. Denn die Eishockeynation Schweiz erwartet nichts anderes als das.

An der Pressekonferenz vor dem Olympia-Qualifikationsturnier in Kloten war sich die sportliche Leitung des Nationalteams klar, dass man "180 Minuten Vollgas geben muss um danach, am Sonntagabend, die Qualifikation für Turin geschafft zu haben." Denn nur so, "habe man das erste gesetzte Ziel mit der Nationalmannschaft erreicht und könne nach vorne auf die Weltmeisterschaften in Wien schauen." Trotz diesen optimistischen Tönen konnte man einen gewissen Respekt vor den einzelnen Teams nicht verbergen. Die Dänen oder die Norweger könnten den Schweizern nahe kommen aber auch die Japaner seien nicht zu unterschätzen und man müsse jedes Spiel zu mehr als 100 Prozent bestreiten. Doch reicht die Substanz im Team aus, um gegen die unangenehmen skandinavischen Teams bestehen zu können und die zuletzt für eine Überraschung guten Japaner zu bestehen? Ein Blick auf die Mannschaftszusammenstellung, wie sie einen Tag vor Turnierbeginn aussah, lässt kaum Wünsche offen. Marcel Jenni, Martin Plüss und Martin Gerber, die Schwedensöldner, waren im Aufgebot von Ralph Krueger, wobei Plüss krankheitshalber absagen musste. Ebenso die wichtigen und erfahrenen Spieler wie Mark Streit, Goran Bezina, Ivo Rüthemann, Ronnie Rüeger und wie sie alle heissen. All diese Spieler haben ein grosses Erfahrungspotenzial und werden dieses auch Ausschöpfen.

Im ersten Spiel treffen die Schweizer auf den vermeintlich einfachsten Gegner der Turniers, die Japaner. Diese haben aber in der Vergangenheit auch schon eine positive Bilanz gegenüber den Schweizern gehabt und konnten in den früheren Jahren mit gutem Defensivspiel jede Mannschaft fordern. Doch diese Zeiten sind nun bekanntlich vorbei und so können die Schweizer am Donnerstagabend etwas für die Statistiker machen und einen wichtigen ersten Sieg erringen. Mit der Fortsetzung des Turniers wir auch der Spielplan der Schweizer, welche als klare Favoriten gesetzt sind immer schwieriger und härter. Ab Samstagnachmittag treffen die Schweizer auf die unbequemen Nordländer. Bei den Norwegern wird der wichtigste Einzelspieler im Team, Espen Knutsen, fehlen. Dennoch dürfen die Schweizer auch diesen Gegner, der im aktuellen Weltranking der IIHF auf dem 21 Platz liegt, nicht unterschätzen. Die Norweger sind bekannt für ihr schnelles und hartes Spiel auf den Körper, welches sie kompromisslos einzusetzen wissen. Am letzen Turniertag treffen die Schweizer auf den neben den Schweizern einzigen A-klassigen Gegner Dänemark. In diesem Spiel könnte es, je nach Verlauf des Turniers, zur Entscheidung kommen. Sollten beide Teams im Verlauf der Olympiaqualifikation keine Niederlage eingesteckt haben, so ist dies als das finale Spiel anzusehen und würde die wohl definitive Entscheidung bringen.

Als Ralph Krueger auf die Turniervorbereitungen angesprochen wurde, meinte er realistisch, dass man jedes Spiel als ein neues Spiel ansehen müsse. "Wir fokussieren uns auf jedes Spiel neu. Das heisst, das wir zuerst das Spiel gegen Japan im Kopf haben und danach das nächste Spiel. Wir wollen einfach Spiel für Spiel nehmen." Genau gleich tönt es aus der Spielerecke. So meinte etwa Martin Gerber dass es keinen Sinn machen würde zu schauen, was die anderen Teams machen. "Denn sonst machen wir uns unnötig Druck, den wir vielleicht gar nicht brauchen", so Gerber. Auch Marcel Jenni, der Clubkollege von Martin Gerber bei Färjestads BK, ist von der Wichtigkeit des Turniers für die Schweizer Nationalmannschaft überzeugt. "Wir alle haben nur ein Ziel. Wir wollen an die Olympischen Spiele in Turin, um uns dort in einem richtigen Turnier mit den weltbesten Eishockeyspieler zu messen." Aber war denn Salt Lake City nicht auch schon so? "Nein", entgegnet Jenni, " das war nur ein Qualifikationsturnier und da der IIHF nun den Modus geändert hat, müssen wir, wenn wir in Kloten gewinnen, nicht noch einmal über ein Qualifikationsturnier einsteigen." Im Schweizer Team herrscht also Zuversicht und Skepsis zugleich. Werden es die Krueger-Boys den Eisgenossinnen gleich machen und mit ihnen am 9. Februar 2006 in Turin zusammen einmarschieren? Zu gönnen wäre es dem Schweizer Team.



Kurzportrait
Tor (3):Martin Gerber (Färjestad/SWE), Jonas Hiller (Davos), Ronnie Rüeger (Lugano)
Verteidigung (7):Goran Bezina (Servette), Severin Blindenbacher (Kloten), Beat Forster (Davos), Olivier Keller (Lugano), Mathias Seger (ZSC Lions), Mark Streit (ZSC Lions), Julien Vauclair (Lugano)
Sturm (13):Andres Ambühl (Davos), Flavien Conne (Lugano), Patric Della Rossa (Zug), Patrick Fischer (Zug), Sandy Jeannin (Lugano), Marcel Jenni (Färjestad/SWE), Romano Lemm (Kloten), Marc Reichert (Bern), Kevin Romy (Servette), Ivo Rüthemann (Bern), Adrian Wichser (Lugano), Valentin Wirz (Fribourg), Thomas Ziegler (Bern)
Pikett:Cyrill Geyer (Rapperswil), Timo Helbling (Kloten); Patrick Oppliger (Zug), Thierry Paterlini (ZSC Lions).
Abwesend:Martin Steinegger (Bern, verletzt), Martin Plüss (Frölunda/SWE, krank)
Trainer:Ralph Krueger Assistenten: Jakob Kölliker, Peter Lee, Alfred Bohren (für Loto-Cup)
Testspiele:Kanada 2:3, Slowakei 4:2, Deutschland 2:1, USA 2:4, Slowakei 1:3, Kanada 2:2, Österreich 4:2, Ukraine 4:0


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