Hockeyfans.ch-Special: NHL-Entry-Draft 2002
Von Martin Merk, Kommentar zu den Spielern von Martin Locher

Nachtrag: Resultate der Drafts (23.06)

Die NHL-Clubs haben ihre Talente nun gewählt. Nachfolgend die Schweizer Drafts:
Runde/Draft-Nr.SpielerClub
1/34.Tobias Stephan (Chur/Kloten, Torhüter)Dallas Stars
5/142.Emanuel Peter (Kloten, Stürmer)Calgary Flames
5/160.Daniel Manzato (Victoriaville/QMJHL, Torhüter)Carolina Hurricanes
7/202.Patrik Bärtschi (Kloten, Stürmer)Pittsburgh Penguins
9/277.Thomas Nüssli (Rapperswil, Stürmer)Vancouver Canucks


22.06. Tobias Stephan von Dallas gedraftet
Der Schweizer Juniorennationaltorhüter Tobias Stephan, der von Chur nach Kloten zurückkehrt, wurde bei den diesjährigen NHL-Drafts erwartungsgemäss als erster Schweizer gezogen. Er wurde als Nummer 34 - und damit erst in der zweiten Runde - von den Dallas Stars ausgewählt.
Zum "Nr.1-Pick" wurde der Kanadier Nick Nash, als Zweiter wurde der finnische Juniorennationaltorhüter Kari Lehtonen, der mit Jokerit Helsinki finnischer Meister und zum MVP der Liga gewählt wurde, auserkoren.
Stephan wurde von den Schweizer Drafts am drittfrühesten gezogen. 1997 wurde Michel Riesen an 14. Stelle von Edmonton und 1999 Luca Cereda als Nummer 24 von Toronto gedraftet. Der 18-jährige Stephan führte an der U18-WM 2001 die Schweiz sensationell zur Silbermedallie und stand bei der diesjährigen U20-WM (Platz 4) ebenfalls im Schweizer Tor.

Interview von Stephan beim Draft (Real-Video, Dallas Stars)

22.06. Ernüchternder erster Draft-Tag
Der erste NHL-Draft-Tag 2002 fiel für die Schweizer Spieler ernüchternd aus. Als einziger Schweizer in den ersten drei Runden wurde der Junioren-Nationaltorhüter Tobias Stephan gedraftet und auch er nicht wie erhofft in der ersten, sondern in der zweiten Runde als Nummer 34 von Dallas. Auch anhand der von hockeyfans.ch erstellten, inoffiziellen Nationen-Rangliste nach dem ersten Draft-Tag blieb das Interesse an Schweizer Spielern gering.
Für den zweiten Draft-Tag können sich etwa Emanuel Peter, Patrik Bärtschi, Romano Lemm, Daniel Manzato, Thomas Nüssli oder Björn Christen noch Draft-Chancen erhoffen.

Spieler nach Nationen: 1. Kanada 35 Spieler, 2. USA 21, 3. Tschechien 12, 4. Russland 9, 5. Finnland 7, 6. Schweden 3, 7. Norwegen/Ukraine je 2, 9. Schweiz/Weissrussland/Dänemark/Ungarn/Slowakei je 1.
22.06. Auch Peter, Manzato, Bärtschi und Nüssli gedraftet
Nachdem am ersten Drafttag nur Tobias Stephan von einem NHL-Club selektiert wurde, ging es am zweiten Tag mit der vierten Draft-Runde weiter.
Nach langem Warten wurde nun auch der Klotner Defensiv-Center Emanuel Peter (Bild links), von der nordamerikanischen Fachzeitschrift "The Hockey News" als Zweitrundendraft aufgeführt, von einem Club ausgewählt. In der fünften Runde haben sich die Calgary Flames seine Rechte als Nummer 142 gesichert.
In derselben Runde wurde als Nummer 160 der Freiburger Torhüter Daniel Manzato (Bild rechts), der diese Saison in der kanadischen Juniorenliga QMJHL spielte, von den Carolina Hurricanes gezogen.
Als vierter Spieler und dritter Klotner wurde in der siebten Runde Patrik Bärtschi als Nummer 202 von den Pittsburgh Penguins gedraftet.
Nachdem Thomas Nüssli von den NHL-Clubs stets übergangen wurde, hat sich dieses Jahr doch noch ein Club die Rechte am Rapperswil-Stürmer gesichert. In der neunten Runde (Nummer 277) wählten ihn die Vancouver Canucks aus.

Damit wurden insgesamt fünf Schweizer Spieler von einem NHL-Club selektiert, nur 2000 (6 Spieler) waren es noch mehr. Mit 5 gedrafteten Spielern wurden Schweizer am siebthäufigsten gewählt, auch dies darf als guter Wert bezeichnet werden, auch es nur Tobias Stephan schaffte, am ersten Draft-Tag gedraftet zu werden.
Erfolglos blieben dagegen andere Schweiz. Der Klotner Romano Lemm, der in den Playoffs auffiel, könnte bei einer guten neuen Saison in einem Jahr seine Chance erhalten. Dann werden aufgrund ihres Geburtsdatums auch Spieler wie Thomas Bäumle, Yvan Benoît oder Tim Ramholt erstmals ein Thema. Verlierer waren die älteren Schweizer Spieler, welche sich einen Draft erhofft hatten: Björn Christen, Martin Plüss, Mark Streit und Marcel Jenni blieben chancenlos.

Gedraftete Spieler nach Nationen: 1. Kanada 107, 2. USA 60, 3. Russland 32, 4. Tschechien 26, 5. Finnland 25, 6. Schweden 20, 7. Schweiz 5, 8. Lettland/Slowakei je 3, 10. Norwegen/Ukraine je 2, 12. Österreich, Bahamas, Weissrussland, Dänemark und Ungarn je 1.



Forumbeiträge/Umfragen zum Thema:


Am 22. und 23. Juni 2002 ist es wieder soweit: Im kanadischen Toronto finden die diesjährigen Entry Drafts der NHL statt. Letztes Jahr wurden 289 Spieler gedraftet und damit spielberechtigt für den auswählenden NHL-Club gemacht, davon 119 Europäer und vier Schweizer. Auch diese Saison dürften Schweizer Spieler gedraftet werden. Der Torhüter Tobias Stephan (Chur/Kloten) wird möglicherweise der dritte Erstrundendraft nach Michel Riesen und Luca Cereda sein, Emanuel Peter (Kloten) dürfte in der zweiten oder dritten Runde von einem NHL-Club ausgewählt werden. Von den älteren Schweizer Spielern, die auf einen Draft hoffen, könnte für Björn Christen der Wunsch in Erfüllung gehen.
Erstmals werden hier nun Informationen zum Draft zur Verfügung gestellt. Zudem hat der diesjährige NHL-Scout Martin Locher die Schweizer Draftkandidaten für die hockeyfans.ch-Besucher unter die Lupe genommen. Martin Locher ist bislang der einzige Schweizer NHL-Teamscout, er arbeitete in den Saisons 2000/01 und 2001/02 für Tampa Bay Lightning.


Was ist ein Draft?

Ein Draft ist eine Spielerziehung. Aus europäischer Sicht dürfen Spieler gezogen werden, welche am 15. September 1984 oder früher geboren wurden. Das Hauptaugenmerk ist somit auf die 17- und 18-jährigen Spieler gerichtet, aber auch ältere Spieler (sogenannte "overaged players", wie Martin Gerber letztes Jahr) können gedraftet werden. Ein nicht-nordamerikanischer Spieler kann nur in der NHL spielen, wenn er vorher gedraftet wurde! Er kann also nicht einfach so bei einem NHL-Club unterschreiben und spielen. Wird ein Spieler von einem NHL-Club gedraftet, so besitzt dieser Club die Transferrechte des Spielers für die NHL, Transferrechte können auch getauscht ("Trades") werden. Bei der Draft-Veranstaltung dürfen die Teams mit den Ziehungen beginnen, welche die Saison als schlechteste abgeschlossen haben.

Für uns Europäer erscheint dieses System etwas merkwürdig, da in den europäischen Top-Ligen Eishockey-Profis ihre Clubs in der Regel frei wählen können und umgekehrt, es gelten juristisch gewöhnliche Arbeitsverträge. Das Draft-System wurde von der NHL 1963 eingeführt. Der Sinn dieses System ist es, die Liga ausgeglichen zu gestalten und allen Clubs die Möglichkeit zu geben, ihre Wunschspieler aus dem nordamerikanischen Juniorenhockey oder aus Europa (und natürlich auch anderen nicht-nordamerikanischen Kontinenten...) verpflichten zu können. Ab etwa 1969 kam dieses System richtig auf Touren und in diesem Jahr wurde auch der erste Europäer (der Finne Tommi Salmelainen) gedraftet. 1976 wurde mit dem Davoser Jacques Soguel der erste Schweizer gedraftet, noch vor Spielern aus der Tschechoslowakei oder Deutschland, aber nach Finnland, Schweden und der Sowjetunion. Seit der Mitte der 90-er-Jahren gab es ein Boom an europäischen Drafts, fast die Hälfte der Drafts betrifft europäische Spieler. Bisher wurden insgesamt 23 Spieler aus der Schweiz gedraftet, zu Einsätzen in der NHL schafften es Pauli Jaks, David Aebischer, Michel Riesen, Reto von Arx und Thomas Ziegler. Weitere fünf Spieler kamen für die Farmteams ihres NHL-Clubs zum Einsatz, ohne es zu einem NHL-Match geschafft zu haben.

Jeder NHL-Club hat sogenannte Scouts (Talentspäher) in verschiedenen Ländern engagiert, welche sich die Spiele der Talente ("Prospects") anschauen und Spieler für ihren Club beobachten. Der wichtigste Anlass für unseren Nachwuchs, um sich für die NHL zu empfehlen, sind die U20- und die U18-Weltmeisterschaften. Aber die Draft-Kandidaten werden auch in der NLA, der NLB und den Junioren beobachtet. Eine wichtige Institution ist auch das von den NHL-Clubs finanzierte, neutrale "Central Scouting Bureau", welche unter anderem Daten und Statistiken der Spieler sammelt und pro Saison drei Mal eine Rangliste der talentiertesten Junioren herausgeben.


NHL-Drafts Prospects Schweiz 2002

Nachfolgend sind die Schweizer Kandidaten aus den "Final Rankings" des Central Scouting Bureaus vom 26. April 2002 aufgelistet, die Platzierungen in den Klammern beziehen sich auf das vorhergehende "Mid-Term Ranking" vom Januar 2002.
Die Spieler Florian Blatter (Davos), Alexei Krutov (CSKA Moskau, vor Wechsel zur ZSC-Organisation) und Caryl Neuenschwander (Bern) haben wie etwa 30 weitere Spieler die Anmeldung für die diesjährigen Drafts verpasst und können dieses Jahr nicht gezogen werden.

RangSpielerClubPositionGeburtstagGrösse/GewichtSpiele (diese / in Klammer letzte Saison)Nationalteam
Feldspieler EuropaNLANLB 
27. (18)Emanuel PeterKlotenSC09.06.1984185 cm / 96 kg42 (-)0 (-)U20
30. (13)Patrik BärtschiKlotenS20.08.1984178 cm / 88 kg35 (2)0 (1)U20
31. (19)Romano LemmKloten Jun.SC25.06.1984182 cm / 79 kg11 (0)0 (1)U18
53. (23)Lukas BaumgartnerKloten Jun.V15.03.1984182 cm / 82 kg0 (0)0 (0)U20
86. (73)Thibaut MonnetFribourgSR02.02.1982182 cm / 86 kg44 (57)0 (0)U20
88. (27)Thomas NüssliRapperswilS12.03.1982189 cm / 92 kg24 (38)15 (6)U20
94. (93)Andreas CamenzindDavosSC01.02.1982184 cm / 84 kg55 (43)0 (0)U20
95. (63)Lukas GrauwilerGCK LionsS13.04.1984179 cm / 71 kg0 (0)44 (19)U18
96. (96)Andreas AmbühlDavosS14.09.1983176 cm / 78 kg44 (3)0 (0)U20
111. (47)Florian BlatterDavos Jun.V12.05.1984183 cm / 85 kg3 (0)0 (0)U18
112. (-)Alexei KrutovCSKA MoskauS01.02.1984182 cm / 77 kgRUS: 11 (0)RUS 2: 29 (0)U18
117. (117)Caryl NeuenschwanderBern Jun.SR16.01.1984185 cm / 87 kg0 (1)0 (0)U18
119. (40)Roland GerberLangnau Jun.SR21.05.1984183 cm / 84 kg0 (0)0 (0)U18
125. (-)Beat GerberLangnauV16.05.1982182 cm / 84 kg38 (43)3 (5)A
133. (110)Fabian SutterDavosSC28.06.1982182 cm / 79 kg42 (50)0 (0)U20
138. (-)Thomas DérunsLa Chaux-de-FondsS01.03.1982186 cm / 68 kg0 (52)41 (0)U20
142. (-)Deny BärtschiKlotenSC03.04.1982186 cm / 86 kg38 (20)0 (12)U20
145. (-)Marc HeberleinDavosSR16.09.1981183 cm / 89 kg55 (40)40 (0)B
147. (76)Gianrico VivaldaDavos Jun.S06.03.1984 2 (0)0 (0)U18
- (82)Cyrill BühlerKloten Jun.SC04.11.1983181 cm / 85 kg1 (0)0 (0)-
Torhüter Europa
2. (2)Tobias StephanChurG21.01.1984190 cm / 84 kg32 (0)0 (0)U20
6. (6)Mathias SchoderGCK LionsG20.07.1982181 cm / 75 kg3 (-)21 (-)U20
Torhüter Nordamerika
7. (16)Daniel ManzatoVictoriavilleG17.01.1984183 cm / 81 kgQMJHL: 42 (0)0 (0)U20
Overaged
 Björn ChristenDavosS05.04.1980184 cm / 87 kg55 (46)0 (0)A
 Marcel JenniFärjestadSR02.03.1974180 cm / 79 kgSWE: 59 (64)0 (0)-
 Martin PlüssKlotenSC05.04.1977174 cm / 81 kg54 (49)0 (0)A
 Mark StreitZSC LionsV11.12.1977182 cm / 87 kg44 (60)0 (0)A

Kommentar zu den Schweizer Draftkandidaten von Martin Locher


EUROPÄISCHE FELDSPIELER

Emanuel Peter
Captain des 1984er Jahrgangs. Einer der europaweit besten Defensivstürmer mit Jahrgang 1984. Ein intelligenter Spieler, der sehr schnell von Angriff auf Defensive und von Verteidigung zur Offensive umschaltet. Er ist sehr stark in Eins-gegen-eins Situationen. Sein physisches Spiel jagt keinem Nordamerikaner Angst ein, es ist jedoch auf Grund seiner Kraft recht gut. Seine Schwächen liegen im Abschluss, sowie in der Beweglichkeit.
Auf Grund einer Verletzung, fehlte er während der 2000/2001-Saison (mit Uzwil) lange Zeit. Seine Absenz spürte man im damaligen Elite A Team Uzwils deutlich. Leider verpasste er verletzungshalber auch die U18-Weltmeisterschaft vom letzten April. Diese Verletzungen könnten einen negativen Einfluss auf seine Draftposition haben.
Trotzdem denke ich, dass Peter eines Tages in der NHL spielen wird. Ich bin überzeugt, dass so viele Scouts denken. Deshalb dürfte Peter mit grosser Wahrscheinlichkeit am ersten Draft-Tag (sprich in den ersten drei Runden) ausgewählt werden.


Patrick Bärtschi
Ein wendiger Wirbelwind, der weiss wo das Tor steht. Während den diesjährigen NLA-Playoffs deutete er seine Skorerqualitäten an. Auch an der diesjährigen U18 WM gehörte er zu den 15 besten Torschützen des Turniers. Trotz mangelnder Grösse (nur 178 cm) ist er kräftig und scheut keinen Zweikampf. Er geht zum Tor und in die Ecken.
Er kann die NHL nur dank seiner offensiven Qualitäten erreichen. Fehlende Körpergrösse hat jedoch schon manchem Superskorer den Einstieg in die NHL verunmöglicht. Viele Beispiele kriegen wir hier in Europa anhand der nordamerikanischen Ausländer immer wieder zu sehen.
Bärtschi darf jedoch trotzdem damit rechnen, dass er in diesem Draft selektiert wird.


Romano Lemm
Ein für NHL-Verhältnisse eher offensiver Zweiweg-Stürmer. Sehr gute Scheibenkontrolle. Er ist stark im Abschluss und betreibt ein gutes Forechecking. Deutete in den Playoffs 2002 an, was für ein Potential er hat. Wirkte dieses Jahr viel kräftiger als letzte Saison.
Ich bin mir nicht sicher, ob er auf NHL-Niveau seine fehlende Körpergrösse mit seinen läuferischen Mitteln wettmachen kann.
Auf Grund seiner Leistung in den Playoffs sollte er gedraftet werden.


Lukas Baumgartner
Ein sehr kleiner, jedoch harter und kräftiger Verteidiger. Guter erster Pass und spielt die Scheibe auch unter Druck sehr gut aus der defensiven Zone. Fähigkeiten eines NHL "Stay-at-home defenseman", also eines Defensiv-Verteidigers.
Jedoch hat er auch im offensiven Bereich noch Potential. Schon mehrfach deutete er seinen guten Schuss von der blauen Linie, sowie etwas Kreativität an.
Irgendein NHL Team dürfte über seine fehlende Körpergrösse hinweg sehen und ihn draften. Wenn nicht, kann er mit einer starken NLA-Saison jederzeit wieder auf sich aufmerksam machen.


Thibaut Monnet
Ein offensiver Spieler. Gute Technik. Er ist defensiv und im Körperspiel schwach. Hat nur eine Chance gedraftet zu werden, wenn ein NHL Team von seinen offensiven Qualitäten überzeugt ist. Bereits zwei Mal waren es die Scouts jedoch nicht. Ich sehe keinen Grund, weshalb die NHL Teams dieses Jahr mehr von ihm halten sollten als in den letzten beiden Jahren.


Thomas Nüssli
Ein kräftiger Flügel mit sehr gutem Körperspiel. NHL Scouts mögen seine "Hitting-Qualitäten". Ein "Hit" ist bei uns ein Bodycheck. Er ist schnell und physisch präsent. Betreibt gutes Forechecking, jedoch in allen anderen Bereichen des Defensivspiels ungenügend. Auf dem Eis arbeitet er hart. Er hat jedoch immer noch ein schlechtes Image. Seine weiteren Schwächen liegen im Antritt und der Scheibenkontrolle.
Letztes Jahr wurde er nur knapp nicht gedraftet. Hätten beispielsweise die Tampa Bay Lightning noch einen "Pick" (Auswahlrecht) mehr gehabt, sie hätten Nüssli gedraftet.
Diese Saison überzeugte er mit seiner physischen Präsenz in der NLB. Ein harter, fairer Nüssli-"Hit" kostete leider die Karriere von Patrick Landolt, einem hoffnungsvollen GCK-Talent. An der U20-WM gingen Nüssli und Phoenix Coyotes "Besitz" Beat Forster auf einen der physisch stärksten Jungstars Europas, den Russen Alexander Svitov los.
Diese zuweilen gar brutalen Aktionen gehören zum nordamerikanischen Hockey wie die Butter auf das Brot.
Auch bei seinen NLA-Auftritten in Zug gegen Ende dieser Saison überzeugte Nüssli voll und ganz. Seine Chancen im Draft dieses Jahr nicht wieder übergangen zu werden sind gut.


Andreas Camenzind
Überzeugte diese Saison in Davos als potentieller Zweiwege-Center. Für NHL Verhältnisse ist jedoch sein läuferisches Vermögen ungenügend. Auch seine physische Präsenz ist zu gering. Ich erachte seine Draftchancen als sehr minim.


Lukas Grauwiler
Starke Leistungen in der NLB. Für einen so kleinen Spieler war dort seine Offensivproduktion jedoch zu klein um von den NHL Scouts bemerkt zu werden.


Andreas Ambühl
Defensiv und physisch nicht auf NHL Niveau. Zudem brauchte er letzte Saison sehr viele Chancen für ein Tor. Er ist zudem sehr klein. Dies alles veranlasste die NHL Teams Ambühl letztes Jahr nicht zu draften. Ich sehe keinen Grund, weshalb dies nun anders sein soll.


Florian Blatter
Ein technisch recht guter Verteidiger. Er macht wenige Fehler. Sein Mangel an Körpergrösse kann er nicht wie Baumgartner durch physische Präsenz überdecken. Für das Schweizer Hockey ein grosses Talent. Ich bezweifle jedoch stark, dass er einem NHL Team sehr positiv aufgefallen ist. Seine Draftchancen sind sehr gering.


Caryl Neuenschwander
Er ist gut mit der Scheibe, checkt vor und ist recht schnell. Seinen Mangel an Körpergrösse macht er jedoch durch nichts wett. Spielte mit Bern einige NLA Spiele, in welchen er zu überzeugen vermochte. Seine Draftchancen sind jedoch sehr minim.


Roland Gerber
Ein leider kleiner Flügel. Er ist physisch präsent und checkt gut vor. Er jagt jedoch keinem NHL-Spieler Angst ein, weshalb ich seine Draftchancen als sehr gering einstufe.


Beat Gerber
Er ging bereits zweimal durch den Draft ohne berücksichtigt zu werden. Jeder Experte konnte seine derzeitige Entwicklung mehr oder weniger voraussehen. Sollte er gedraftet werden hat dies nur einen Grund: Er spielte mit der "richtigen" Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft. Vor einem Jahr konnte man erahnen, dass Gerber diese Saison in die Nähe des Nationalmannschaftskaders aufrücken würde. Dass er an der WM zum Einsatz kam, hat mehrere Gründe, die nicht unbedingt etwas mit seinen Leistungen zu tun haben. (Verletzungen, etc.). Ich sehe also keinen Grund, weshalb die NHL Scouts nun plötzlich mehr von Gerbers Potential halten sollten, als vor einem oder vor zwei Jahren.


Fabian Sutter
Spielte ein starkes Spiel für Bern. Hatte dann aber nicht den Biss, sich im Training für mehr Eiszeit aufzudrängen und forderte den Transfer zu Davos. Dort spielte er zuweilen solid. Auch Sutter ging schon zwei Mal durch den Draft und ist nun keineswegs besser als man dies von ihm erwarten konnte. Auch für ihn sehe ich keinen Grund, weshalb er sich nun plötzlich einem NHL-Team aufgedrängt haben soll.


Thomas Déruns
Spielte sehr stark für La Chaux-de-Fonds in der NLB. Die NHL-Scouts dürfte sein Potential trotzdem nicht überzeugt haben. Ich mag diesen Spieler als Talent für das Schweizer Eishockey, jedoch denke ich, dass es für die NHL nicht reichen wird. Er ging schon zweimal durch den Draft. Auch dieses Jahr wird er nicht gedraftet.


Deny Bärtschi
Auch Bärtschi wurde bereits in den letzten zwei Jahren nicht gedraftet. Auch er spielte nicht besser als man es von ihm erwarten musste. Deswegen stufte ich auch ihn nicht als Draftkandidaten ein.


Marc Heberlein
Für einen bereits so alten Spieler (er hat Jahrgang 1981 und ist somit eigentlich bereits ein Overaged Spieler), spielte er bei weitem nicht gut genug um irgendwelche Draftchancen zu haben.


Gianrico Vivalda
Er schaffte den Sprung ins U18 Kader nicht, deshalb wird ihn kein NHL Team berücksichtigen.


Cyrill Bühler
Fiel letztes Jahr an einem Spiel der U18 WM auf. Diese Saison schaffte er den Sprung in die NLA jedoch noch nicht. Ich bezweifle stark, dass die NHL-Teams an einem 1983 geborenen Schweizer Juniorenspieler ein Interesse haben.



EUROPÄISCHE GOALIES

Tobias Stephan
Spielte eine grossartige Saison beim NLA-Absteiger Chur. Seine Leistungen waren zeitweilen gar überragend. Er war wie eine Wand.
Stephan ist ein mental sehr starker, stilsicherer Butterfly-Goalie. Er bewegt sich im Tor sehr gut und hat den unbändigen Willen jede Scheibe abzuwehren. Hat ein NHL Scout Stephan im Training gesehen, sein Name war bereits dann mit einem grossen Ausrufezeichen markiert worden. Er will jede Scheibe abwehren - eine Grundvoraussetzung für eine NHL Goalie Karriere.
Stephan wird in der NHL spielen, deshalb wird er früh gedraftet werden. Ich schätze sein Potential höher ein als jenes von Colorado Avalanche Backup-Goalie David Aebischer. Die Chancen stehen sehr gut, dass Stephan der dritte Schweizer Erstrunden-Draft nach Michel Riesen und Luca Cereda wird.


Matthias Schoder
Die GCK Lions schieden im NLB Halbfinal gegen La Chaux de Fonds aus. Ohne Goalie Marc Eichmann zu Nahe treten zu wollen denke ich, dass einer der Hauptgründe dafür, die Absenz von Matthias Schoder war. Dieser wurde nämlich vom Partnerteam, den ZSC Lions, als dritter Goalie in die NLA berufen. Eichmann spielte gut, aber leider lange nicht so stark wie dies Schoder getan hätte. Auch für Schoder gilt dasselbe, wie für viele andere mit Jahrgang 1982: Es gibt keinen Grund ihn dieses Jahr zu draften, wenn man ihn letztes Jahr als nicht genügend einstufte.



NORDAMERIKANISCHE GOALIES

Daniel Manzato
Ein zuweilen wilder Goalie mit starken Reflexen. Er ist selbstkritisch und arbeitet hart um sich zu verbessern. Kam in Victoriaville (QMJHL) hinter einem starken, talentierten Goalie Daniel Boisclair regelmässig zu Einsätzen. Wie Tobias Stephan hat auch Manzato eine Relegation zu verkraften. Letzte Saison stieg Fribourg-Gottéron mit Manzato in die Elite B ab. Wie Stephan vermochte Manzato jedoch in jedem Spiel zu überzeugen.
Manzatos Draftchancen sind gut.



OVERAGED PLAYERS

Björn Christen
Vermochte dieses Jahr endlich zu überzeugen. Spielte eine physisch, wie offensiv starke Saison in Davos. Er ist recht kräftig und verfügt über einen guten Handgelenkschuss. Was ihm fehlt ist Spritzigkeit und "Bosheit". Sollte er an der Weltmeisterschaft und an den Olympischen Spielen ein NHL Team überzeugt haben, wird er gedraftet. Die Chancen dafür sind intakt.


Marcel Jenni
Er spielte in der Nationalmannschaft keineswegs besser als letztes Jahr. Letzte Saison wurde er nicht gedraftet....


Martin Plüss
In der Schweizer NLA ein Topspieler. International bereits nicht mehr. Auf NHL Niveau ist ein so kleiner Spieler schlichtweg undenkbar, wenn er nicht skort wie ein wilder oder wie ein solcher prügelt. Plüss tut beides nicht.


Mark Streit
In den Minorleagues defensiv und physisch nicht genügend. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz wurde er zwar besser. Jedoch waren seine genannten Schwächen bereits für die Farmligen nicht genügend. Seine Fortschritte bedeuten nun, dass er eventuell in einem Farmteam regelmässig gut spielen könnte. Für die NHL dürfte es jedoch bei weitem nicht reichen.



Die bisher gedrafteten Schweizer

JahrSpielerRunde/Draft-Nr.ClubKarriere in Nordamerika
1976Jacques Soguel (Davos, Stürmer)8/121.St. LouisNie kontaktiert worden
1991Pauli Jaks (Ambrì, Goalie)5/108.Los Angeles Kings38 IHL-Spieler für Phoenix Roadrunners (88,7 % Saves), 1 NHL-Spiel für Los Angeles (40 Minuten, 92 %)
1993Patrick Howald (Lugano, Stürmer)11/276.Los Angeles KingsKeine Einladung ins Trainingscamp, kein Vertrag
1994Lars Weibel (Lugano, Goalie)10/248.Chicago BlackhawksTrainingscamp, kein Vertrag
1996Mattia Baldi (Ambrì, Stürmer)8/207.Montreal CanadiensNicht im Trainingscamp, Vertrag für Farmteam, das er wegen Verletzung nicht antreten konnte
1997Michel Riesen (Biel/Davos, Stürmer)1/14.Edmonton Oilers215 AHL-Einsätze für Hamilton (145 Skorerpunkte), 12 NHL-Einsätze für Edmonton in der Saison 2000/01 (1 Assist), für Saison 2001/02 zu St. Louis getauscht, nach Abschiebung ins Farmteam zu Davos zurückgekehrt.
 David Aebischer (Fribourg, Goalie)6/161.Colorado Avalanche27 Einsätze in der ECHL für Chesapeake und Wheeling, danach 115 AHL-Einsätze für Hershey (90,8 % Saves), seit 2000/01 Ersatzgoalie bei Colorado in der NHL (bisher 34 Spiele, 90,3 % Saves, Stanley-Cup-Sieger 2000/01, Vertrag bis 2003/04).
 René Stüssi (Kloten/Thurgau, Stürmer)8/209.Anaheim Mighty DucksKeine Einladung ins Trainingscamp, kein Vertrag
1998Julien Vauclair (Lugano, Verteidiger)3/74.Ottawa SenatorsSeit Saison 2001/02 unter Vertrag, nach Trainingscamp beim Farmteam Grand-Rapids Griffins (AHL) eingesetzt.
 Adrian Wichser (Kloten, Stürmer)9/231.Florida PanthersBisher kein Vertrag
1999Luca Cereda (Ambrì, Stürmer)1/24.Toronto Maple LeafsZweiwegvertrag von 2000/01 bis 2002/03. 2000/01 Abbruch des Trainingscamp wegen Herzfehlers, spielte ganze Saison nicht. 2001/02 wieder im Trainingcamp, danach beim Farmteam St. John's Maple Leafs in der AHL.
 Timo Helbling (Davos, Verteidiger)6/162.Nashville PredatorsZweiwegvertrag von 2000/01 bis 2002/03. Nach Trainingscamp 2001/02 im AHL-Farmteam Milwaukee Admirals eingesetzt.
 Goran Bezina (Fribourg, Verteidiger)8/234.Phoenix CoyotesZweiwegvertrag von 2001/02 bis 2003/04. Nach Trainingscamp 2001/02 im AHL-Farmteam Springfield Falcons eingesetzt.
2000Sven Helfenstein (Kloten, Stürmer)6/175.New York RangersBisher kein Vertrag
 Flavien Conne (Fribourg/Lugano, Stürmer)8/250.Los Angeles KingsBisher kein Vertrag
 Thomas Ziegler (Ambrì, Stürmer)9/263.Tampa Bay LightningBekam Zweiwegvertrag für Saisons 2000/01 und 2001/02. 2000/01 67 IHL-Einsätze für Detroit (27 Skorerpunkte) und 5 NHL-Einsätze für Tampa Bay. 2001/02 nach Trainingscamp zum Farmteam Springfield in die AHL abgeschoben, dort war er oft überzählig (nur 3 Einsätze, 1 Assist) und wechselte deshalb zu Bern.
 Reto von Arx (Davos, Stürmer)9/271.Chicago BlackhawksBekam Zweiwegvertrag für Saison 2000/01. 2000/01 58 AHL-Einsätze für Norfolk (45 Skorerpunkte) und 19 NHL-Einsätze für Chicago (3 Tore, 1 Assist), 2001/02 nach Trainingscamp ins Farmteam abgeschoben und daraufhin zu Davos gewechselt.
 Martin Höhener (Kloten, Verteidiger)9/284.Nashville PredatorsBisher kein Vertrag
 Arne Ramholt (Kloten/ZSC Lions, Verteidiger)9/291.Chicago BlackhawksBekam Zweiwegvertrag für Saison 2000/01. 2000/01 62 AHL-Einsätze für Norfolk (11 Skorerpunkte) in der Regular Season, in den Playoffs überzählig, 2001/02 nach Zug gewechselt.
2001Beat Forster (Davos, Verteidiger)3/78.Phoenix CoyotesBisher kein Vertrag
 Raffaele Sannitz (Lugano, Stürmer)7/204.Columbus BluejacketsBisher kein Vertrag
 Martin Gerber (Langnau, Goalie)8/232.Anaheim Mighty DucksBisher kein Vertrag, spielt nun in Schweden für Färjestads BK
 Severin Blindenbacher (Kloten, Verteidiger)9/273.Phoenix CoyotesBisher kein Vertrag



Mögliche Schweizer Draft-Kandidaten für 2003

SpielerClubPositionGeburtstagGrösse/Gewicht
Thomas BäumleBern/SierreG25.09.1984181 cm / 70 kg
Yvan BenoîtServetteS09.04.1985178 cm / 75 kg
Florian ConzAjoieS20.10.1984174 cm / 76 kg
Gianni EhrenspergerBernS05.05.1985 
Tim RamholtZSC LionsV02.11.1984180 cm / 84 kg
Kevin RomyChx-de-Fds/ServetteS31.01.1985178 cm / 72 kg
Philipp RytzBielV07.12.1984 
Philippe SeydouxBernV23.02.1985186 cm / 80 kg
Andri StoffelGCK LionsV24.10.1984 
Philipp WetzelBernS05.06.1985 



Von Martin Merk
Kommentar zu den Spielern von Martin Locher