Donnerstag, 22. Februar 2006

Olympische Winterspiele 2006 Herren-Turnier

2 : 6
(1:2, 0:3, 1:1)
Schweiz Schweden

Matchbericht



Müde Schweizer von Skandinavier Express überrollt

Von Urs Berger

Die Zeichen waren schon vor dem Spiel gesetzt. Thomas Ziegler wurde wegen einer Gehirnerschütterung gegen den Davoser Andres Ambühl ausgewechselt. So ergab sich für Ralph Krueger ein Problem. Ambühl ist eher ein offensiv orientierter Spieler, wogegen Zielger eher in der Defensive arbeitete. So liess er denn Ambühl neben Romano Lemm auf der linken Seite auflaufen und verstärkte so die Offensive. Die defensiven Aufgaben von Zielger übernahm Sandy Jeanin. Doch diese Änderungen waren, leider, nicht mit Erfolg gekrönt. Doch die Hohe 2 zu 6 Niederlage nur diesem Verhalten zu zu schreiben wäre nicht richtig. Mann kassierte früh im Spiel zwei dumme Tore. Zudem fehlte am Ende die Kraft, um einen erneuten Exploit zu erreichen. Dennoch wehrte man sich so gut es ging gegen ein Schweden, dass nicht unbezwingbar schien.

Innerhalb von 8 Tagen spielten die Schweizer zum sechsten Mal. Dies merkte man denn auch im Verlaufe des Spieles. Die Schweizer starteten gut in das Spiel. Dennoch mussten sie in der 4. Minute den ersten Gegentreffer hinnehmen. Steve Hirschi warf sich in den Schuss von Henrik Sedin und lenkte so den Puck unhaltbar für Martin Gerber in das Tor ab. Die Schweizer versteckten sich nicht, warteten auf ihre Konter. In der 9. Minute konnte dann Mark Streit einen Pass auf Martin Plüss spielen, welcher die Scheibe zuerst neben das Tor setzte. Patric Della Rossa erarbeitet sich dann die Scheibe hinter dem Tor und spielte sie auf Mark Streit zurück. Streit drückte ab der blauen Linie ab und bezwang Henrik Lundqvist zum 1 zu 1 Ausgleich. Die Schweizer blieben aber gefährlich. Immer wieder konnten die Eisgenossen mit schnellen Kontern aufspielen. Im Zentrum der Konter war meisten Patric Della Rossa zu sehen oder Martin Plüss. Beide überraschten die Schweden mit ihrer Antrittskraft und ihrem Auge für das Spiel. Die Schweden versuchten nach dem Ausgleich mit schönen Spielzügen das Tor zu erzielen, scheiterten aber vorerst an der ausgezeichneten Defensive der Schweizer oder an Martin Gerber. Der Schlussmann der Caroline Hurricanes bewies wieder einmal mehr, wieso er in der NHL unter den ersten drei Torhüter mit der besten Abwehrquote rangiert. Seine Abgebrühtheit und seine Fähigkeit das Spiel zu lesen sind unbestritten eine seiner Stärken. In der 14. Minute konnte ihm dann diese stärke in einem Powerplay der Schweden nichts helfen. Olivier Keller lenkte einen Schuss unglücklich auf die Schaufel von Fredrik Modin, welcher via Schulter von Martin Gerber zu erneuten Führung traf. Vor diesem Treffer versuchte Mark Streit das Powerplay zu unterbinden, in dem er die Scheibe vom Stock des Schweden Petr Forsberg spielen wollte. Doch diese Aktion misslang und der Schuss von Forsberg nahm den erwähnten Verlauf via den Körper von Olivier Keller. Die Schweizer gefielen aber weiterhin mit ihrem schnellen und nie aufgebenden Spiel. Nach 13 Sekunden im Zweiten abschnitt hatten dann die Schweden einige bange Momente zu überstehen. Nach einem normalen Check von Patric Della Rossa fiel dieser auf Matthias Ohlund und beide fuhren ungebremst gegen die Bande. Dabei wurde Ohlund verletzt und musste vom Eis. Die Schweden legten nun an Tempo zu und so mussten den Schweizer in der 23. Minute das 1 zu 3 hinnehmen. Bei diesem Treffer kann man der Defensive der Schweizer einen Vorwurf machen, liessen sie doch die Schweden ungehindert hinter dem Tor herumkurven. Henrik Zetterberg nutze diese Chance aus und erwichte mit einem „Buebetrickli“ Martin Gerber. Nun mussten die Schweizer, wenn sei im Spiel bleiben wollten, reagieren. Doch diese blieb aus. Ganz im Gegenteil. Die Schweizer schienen nun wie erstarrt. Nichts gelang mehr, das Spielglück kippte auf die Schweden. Diese konnten nun schalten und wallten, wie sie wollten. In der 30. Minute musst Flavienne Conne wegen einem angeblichen Haken für zwei Minuten auf die Strafbank. Diese Überzahl nutzen die Schweden zur 1 zu 4 Führung aus. Nur drei Minuten später konnten die Schweden von einem Stellungsfehler von Romano Lemm profitieren. Mats Sundin erzielte zwischen den Beinen von Martin Gerber das 1 zu 5. Das Spiel war entschieden. Die Schweizer fanden nicht mehr in das Spiel zurück, fanden nicht mehr ihre Aggressivität, welche sie in den Spielen gegen die Tschechen und die Kanadier hatten, liessen sich vom Lauf und Passspiel der Schweden verleiten und versuchten ihrerseits das Gleiche zu machen. Erst in den letzen Minuten des letzen Spielabschnittes, nach dem eine Strafe gegen einen Schweden als nicht erklärlichen Gründen nicht gegeben wurde, begannen sie wieder den Körper einzusetzen. Doch da war es zu spät.



Kurz nach dem Anspiel in das letze Drittel brachte Romano Lemm mit einem schnellen Tor die Schweizer Hoffnungen auf ein gutes Resultat wieder zurück. Er verkürzte, nach einem Zuspiel von Ivo Rüthemann, auf 2 zu 5. Kurz danach scheiterten Paterlini und Jeanin in guter Abschlussposition. Die Schweizer kamen nun wieder etwas besser ins Spiel, konnten mithalten. Doch das nötige Quäntchen Glück fehlte einfach. So bald die Schweden das Tempo erhöhten waren die Schweizer überfordert oder netter ausgedrückt, einen Schritt zu spät. So schoss denn in der 49. Minute Pahlsson das 2 zu 6 Schlussresultat.



Nach dem Spiel war Coach Ralph Krueger dennoch von der gezeigten Leistung überzeugt. „Wir hatten im mittleren Abschnitt ein frühes Gegentor. Von diesem haben wir uns nicht mehr erholt. Dennoch bin ich zufrieden mit der Leistung, welche die Mannschaft im dritten Drittel wieder gezeigt hat.“ In einer ersten Analyse nach dem Spiel kann man durch aus auf ein gelungenes olympisches Turnier aus Schweizer sicht zurück schauen. Man schlug die Tschechen und die Kanadier und konnte auch gegen über den vermeintlich kleinen Nationen zwar nicht restlos Überzeugen, doch man erledigte diese Aufgaben erfolgreich. Dennoch kann die Schweizer Nationalmannschaft auf internationalem Niveau nur dann Überzeugen, wenn man mit den Kräften sparsam umgeht und auch das Spielglück auf seiner Seite hat. So wartet denn nun auf den Headcoach Ralph Krueger an den nun kommenden Weltmeisterschaften in Riga (Lettland) eine Zeit der Bewährung. Kann er die erreichten Resultate bestätigen, dann hat die Schweiz einen Schritt nach vorne gemacht. Wenn nicht, dann stagnieren die Eisgenossen auf einem hohen Niveau, an welchem man noch arbeiten kann.





Telegramm



Esposizioni Torino; Turin



Zuschauer: 2`970



Schiedsrichter: Marouelli (CAN); Nelson (USA), Shelyanin (RUS)



Strafen:4 x 2` SUI; 1x 2’ SWE



Tore: 4. 0-1 Sedin H.; (Sedin D., Lidstrom); 9. 1-1 Streit (Della Rossa, Plüss); 14. 1-2 Modin (Forsberg, Alfredsson); 23. 1-3 Zetterberg (Holmström,Jonsson K.); 30. 1-4 Sundin (Lidström, Alfredsson); 33. 1-5 Sundin (Forsberg, Tjarnqvist); 41. 2-5 Lemm (Rüthemann); 49. 2-6 Pahlsson (Alfreddson, Axelsson);



Aufstellung:



Schweiz: Gerber; Seger, Forster; Vauclair, Hirschi; Bezina, Blindenbacher; Keller, Streit; Paterlini, Ambühl, Rüthemann; Jenni, Conne, Fischer; Lemm, Jeannin, Wichser; DiPietro, Plüss, Della Rossa



Schweden: Tellquist; Backmann, Jönsson K.; Tjarnqvist, Hävelid; Öhlund, Lidstrom; Alfredsson, Sundin, Modin; Samuelsson, Sedin H., Sedin D.; Jönsson J.; Zetterberg, Holstrom; Hannula, Pahlsson, Axelsson; Forsberg;








Fotos von Thomas Oswald


Die Schweizer Steve Hirschi und Marcel Jenni sind am Boden, das 1:0 für Schweden


Paul Di Pietro sehen wie der Puck rein geht.


Martin Gerber gegen Henrik Zetterberg


Romano Lemm gegen Henrik Sedin


Martin Gerber gegen Samuel Pahlsson


Die Schweden haben allen Grund zum feiern


Geber schiesst frustriert einen weiteren Puck aus dem Tor.


Mathias Seger gegen Samuel Pahlsson


Martin Gerber und Daniel Alfredsson


Die Schweizer waren sich nicht immer einig, hier Mathias Seger und Adrian Wichser


David gegen Goliath - Andres Ambühl gegen Mats Sundin


Ein enttäuschter Martin Plüss nach dem Spiel


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