Montag, 19. Februar 2006

Olympische Winterspiele 2006 Herren-Turnier

2 : 2
(0:0, 1:2,1:0
Deutschland Schweiz
 

Matchbericht



 
 

Schweizer ohne Kraft, Deutsche ohne Konzept

Von Urs Berger

Wie erwartet konnten die Schweizer nach dem gestrigen Kraftakt gegen die Kanadier nicht mehr ganz an die Leistung anknüpfen. Dennoch kontrollierten sie das Geschehen auf dem Eis weitgehend. Die Deutschen spielten nicht wie erwartet aggressiv und hart auf den Körper, sondern liessen sich von den Schweizern herumschubsen. Zu Guter letze teilte man sich dann die Punkte gut brüderlich.

Wie meistens in den Spielen gegen den grossen Kanton tat man sich zu beginn des Spieles schwer. Beide Teams hatten ihre Chancen, konnten diese aber nicht ausnützen. Schienen müde und ausgelaugt zu sein. So gelang denn in den ersten zwanzig Minuten nicht viel Zusammenhängendes. Die erste Pause war denn auch für die Coachs das Zeichen, beiden Mannschaften zu sagen, dass man nun nicht mehr in den Betten liege und man eigentlich da sei, um Eishockey zu spielen. Bei den Deutschen schien diese Ansprache wohl mehr gefruchtet zu haben als bei den Schweizern. Anders lassen sich die Aussetzer von Patrick Fischer und Flavien Conne nicht erklären. Beide wurden auf der defensiven Seite erwischt, als Christian Erhoff die Vorarbeit für Sven Felski leistete, der zum 1 zu 0 für die Deutschen einschob. Die Schweizer erwachten nun durch dieses Tor und begannen aktiver mitzuspielen und schoben bald die Deutschen körperlich herum. Die Reaktion der Deutschen? Fehlanzeige. Ganz anders bei den Schweizern. Patrick Fischer machte seinen Lapsus beim 1 zu 0 der Deutschen wieder gut, schoss auf Oli Kölzig, welcher nur nach vorne abprallen konnte und da stand, wie auch er das Gegentor vergessen machen wollte, Flavien Conne, der den Abpraller verwertete. Die Schweizer fanden nun besser ins Spiel zurück checkten, schubsten und liefen. Wie das Paul diPietro gestern gemacht hatte. Kurz vor Ende des zweiten Drittels hatte dann genau dieser diPietro genug. Er nahm hinter dem Tor Anlauf, sah seinen Teamkollegen Patric Della Rossa, passte auf diesen, lief nach vorne und erhielt den Pass zurück. Mit einem trockenen Schuss skorte diPietro das 1 zu 2 für die Schweizer. Die deutschen Adler waren wieder nahe an einem Absturz. Lange hielten die Schweizer das Resultat, liessen das Spiel gehen und verteidigten, wie dies Ralph Krueger fordert, konsequent. So auch in der 48. Minute als Steve Hirschi auf der Strafbank war. Doch seine Kollegen richteten es und liessen kein Tor zu.



Die Schweizer bauten nun mit zunehmender Dauer des Spieles ab. In den letzen 10 Minuten brachten sei die Scheibe nur noch sporadisch über die rote Mittellinie und wenn, dann war es meistens ein Icing oder ein missratener Pass aus der eigenen Zone. Die Deutschen spürten nun, dass sie von der Müdigkeit der Schweizer profitieren konnten und in der 53. Minute bezwang Thomas Boss den Schweizer Schlussmann David Aebischer zum 2 zu 2 ausgleich. Die Verteidigung der Schweizer sah bei diesem Treffer nicht gerade glücklich aus, verlor doch Beat Forster die defensive Seite und auch Thomas Ziegler konnte einen Check nicht mehr richtig fertig machen. Ein Einbruch, der erwartet erden konnte. Die Deutschen machten nun mehr Druck auf das Tor der Schweizer, wollten unbedingt gewinnen. Nichts nützte den Mannen von Uwe Krupp. Zu statisch, ohne Feuer und Stolz, spulte man die restlichen sieben Minuten ab. Der eine oder andere Check mehr wäre sicher möglich gewesen. Doch Deutschland resignierte gegen die Schweizer. Auch dann noch, als Uwe Krupp seinen Spielern im Time-Out noch einmal versuchte, die Wichtigkeit des Spieles zu erklären und 12 Sekunden vor Schluss der Partie den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzte. Die Deutschen waren nicht mehr in der Lage, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. So steht den nun die Schweizer Nationalmannschaft unter den besten vier der Gruppe und Deutschland muss sich aus dem Turnier verabschieden. Am morgigen Montag können die Schweizer sich erholen, um am Dienstag das letzte Gruppenspiel gegen die Italiener zu bestreiten. Die einzige Zielsetzung für dieses Spiel ist eine gute Vorbereitung auf den Viertelfinale. Wer auch immer das sein wird, spannend wird es sicher bleiben.



Telegramm



Palasport Olympico, Turin



Zuschauer: 8756



Schiedsrichter: Van Massenhoven (CAN); Redding (USA), Shelyanin (RUS)



Strafen: je 4x 2`



Tore: 23. 1-0 Felski (Erhoff); 29. 1-1 Conne (Fischer); 39. 1-2 diPietro (Della Rossa); 53. 2-2 Boos (Lewndowski)



Aufstellung:



Deutschland: Kölzig; Goc, Leask; Schubert, Ehrhoff, Schauer, Seidenberg; Sulzer, Renz; felski, Barta, Fical; Busch, Goc, Martinec; Kathan, Ustorf, Kreutzer; Lewandowski, Boos, Furchner;



Schweiz: Aebischer; Seger, Forster; Vauclair, Hirschi; Bezina, Blindenbacher; Keller, Streit; Paterlini, Ziegler, Rüthemann; Jenni, Conne, Fischer; Lemm, Jeannin, Wichser; DiPietro, Plüss, Della Rossa;




Fotos von Thomas Oswald


Flavien Conne schiesst zum 1:1 ein


Ivo Ruethemann gegen Dennis Seidenberg


„Verbissener“ Zweikampf


Schweizer Freude, Deutsche Unzufriedenheit, hier mit Sascha Goc


Freude nach dem 1:1


Patric Della Rossa gegen Christoph Schubert


Flavien Conne gegen Alexander Barta


Paul Di Pietro im Zweikampf mit Sascha Goc, beobachtet von Martin Gerber


Olivier Keller, Mark Streit und Patric Della Rossa


Paul Di Pietro klatscht mit seinen Teamkollegen ab


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