Streik: Schwedinnen sagen Turnier ab

Mittwoch, 14. August 2019, 18:16 - Martin Merk

43 schwedische Nationalspielerinnen haben heute mit einem offenen Brief den schwedischen Verband bestreikt und werden morgen nicht ins Trainingslager mit einem Länderturnier in Finnland einrücken.

Mit einem offenen Brief schwarz auf weiss, welche zahlreiche Spielerinnen publizierten, sind 43 schwedische Nationalspielerinnen in einen Streik getreten und sorgen damit womöglich auch für eine geplatzte Teilnahme der Schwedinnen bei einem Länderturnier in Finnland nächste Woche. Nach Jahren der Frustration fordern die Spielerinnen, dass "die Verbandsführung zeigt, dass sie mit den Spielerinnen arbeiten möchte um bessere Voraussetzungen für sie in der Nationalmannschaft schaffen möchte und für alle Teams in der Zukunft". Dazu der Hashtag #FörFramtiden ("für die Zukunft"). Die Spielerinnen beklagen sich dabei, dass eine der ersten Reaktionen bei einem Aufgebot sei "wieviel Minus sie wirtschaftlich machen werden, wenn sie Ja sagen". Sie fordern, wie Elite-Sportlerinnen behandelt zu werden.

Was ist los in Schweden, dass sich sonst gerne als Musterland bezüglich Gleichstellung präsentiert? Verlässliche Informationen sickern derzeit nicht durch. Die Verbandsführung hat mit einer dreisätzigen Stellungsnahme des Generalsekretärs reagiert, die nicht gerade versöhnlich stimmt. Dort wird betont, dass weder bei den Männern noch bei den Frauen Kompensationen bezahlt werden und dass im Verband kein Unterschied zwischen den Herren- und Frauen-Nationalteams gemacht werde. Entschädigungen würden hingegen über die Clubs ausbezahlt.

In Schweden lief in den letzten Jahren im Frauenhockey einiges schief. Einst top in Europa (historisches Olympia-Silber 2006), liegt der letzte Medaillengewinn zwölf Jahre zurück - und dies, obwohl man die bei Top-Spielerinnen populärste Liga Europas hat mit Spielerinnen aus aller Welt, auch aus der Schweiz. Nach dem enttäuschenden siebten Rang bei den letzten Olympsichen Spielen 2018 verlor man auch staatliche Fördergelder fürs Frauenhockey. Diesen Frühling kam es noch dicker. Die Spielerinnen haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert mit dem erstmaligen Abstieg der Eishockeygeschichte einer schwedischen Nationalmannschaft überhaupt. In der unteren Gruppe B setzte es Niederlagen gegen Deutschland, Tschechien und im entscheidenden Spiel gegen den Aufsteiger Japan ab. Einzig den zweiten Aufsteiger und Mitabsteiger Frankreich vermochte man mit einem Tor Unterschied zu schlagen. Die Mission Wiederaufstieg hat nun denkbar schlecht gestartet und droht bei einer allfälligen Turnierabsage nächste Woche um eine Peinlichkeit reicher zu werden. Auf den sozialen Medien haben Spielerinnen aus anderen Ländern jedoch ihre Unterstützung zugesichert.

Die Schwedinnen sind allerdings nicht die einzigen, die streiken. In Nordamerika fristeten Top-Spielerinnen ein Halbprofitum in den besten Ligen NWHL in den USA und CWHL in Kanada, wobei die CWHL im Frühling ihren Betrieb eingestellt hat. Zahlreiche Nationalspielerinnen aus den beiden Ligen aus Kanada, den USA und Europa haben sich nun dazu ausgesprochen, die kommende Saison auch nicht mehr in der verbliebenen NWHL zu spielen bis Konditionen geschaffen werden, damit für die weltbesten Spielerinnen der Beruf Eishockeyprofi effektiv möglich wird und hoffen darauf, dass sich die NHL einbringt für eine neue Liga. Resultate sind bislang noch ausgeblieben.