Söderholm gibt sein Debüt als SCB-Coach

Samstag, 19. November 2022, 16:03 - Roman Badertscher

Nach der ersten Nationalmannschaftspause kommt es am heutigen Abend in der PostFinance Arena zum zweiten Zähringer-Derby der Saison. Beim SC Bern gibt Headcoach Toni Söderholm seinen Einstand. Nach seiner Ankunft und dem ersten Eistraining am Mittwoch stand der charismatische Finne den Journalisten Rede und Antwort.

Für Toni Söderholm ist es eine Rückkehr nach 15 Jahren. Er spielte von 2005 bis 2007 für den SC Bern und hat rückblickend nur gute Erinnerungen an diese Zeit. Es ist für ihn eine spezielle Situation, auch dass der Wechsel so plötzlich zustande kam und sagte: "Man weiss nie, wann jemand anruft oder ein Club jemanden feuert. Jetzt war der Reiz sehr gross und aufgrund der Ausstiegsklausel beim DEB ging alles ziemlich schnell." Der erste Kontakt zwischen ihm und Andrew Ebbett kam auf Nachfrage von hockeyfans.ch beim Sportchef am Montag dieser Woche zustande. Den SC Bern reizte Söderholm sehr: "Die Stadt, der Puls, die Fans und ein Club mit viel Tradition. Es ist schon eine spezielle Verbindung, die man hier in Bern mit den Fans aufbauen kann. Die Fans spüren, was die Spieler tun und die Spieler fühlen, was die Fans tun. Das ist schon speziell hier und das habe ich auch als Spieler so gefühlt."

Toni Söderholm ist nach Hans Kossmann, Don Nachbaur, Mario Kogler und Johan Lundskog der fünfte Trainer seit Jalonens Entlassung im Januar 2020. Dass sich ein SCB-Trainer nicht länger als drei Jahre im Amt halten kann, ist fast schon normal (Ausnahmen in der mehr als 90-jährigen Clubgeschichte waren Kari Jalonen, Bill Gilligan, Paul-André Cadieux, Ernst Wenger und Paul Gerber, die länger als drei Saisons im Amt blieben). Warum es für einen Coach in Bern so schwierig ist, konnte Söderholm am Mittwoch nicht auf Anhieb sagen: "Ich bin hier seit 6 Stunden. Wahrscheinlich weil die Leidenschaft so richtig gross ist und bei grösseren Clubs ist es oft so, dass viele von aussen einreden." Söderholm tauschte sich über die vielen Stimmen in Grossclubs unter anderem mit Bayern München-Trainer Julian Nagelsmann aus.

Unter dem Coaching von Johan Lundskog sorgte seit Saisonbeginn vor allem eines für viel Gesprächsstoff. Die Eiszeit von Chris DiDomenico. Söderholm wurde gefragt, wie viel Eiszeit DiDomenico erhält. Nach einer kurzen Pause sagte der neue SCB-Coach: "Wir versuchen, dass er im ersten Spiel 20 Minuten auf dem Eis steht." und schob gleich hinterher: "Wir brauchen alle und das ist mir ein wichtiger Punkt." Söderholm lernte während der Zeit bei der deutschen Nationalmannschaft viel von SCB-Meistertrainer Kari Jalonen und auch die taktische Auffassung ist eine Ähnliche. "Ich habe schon viel von ihm gelernt. Er bietet viel an. Ich glaube schon, dass da ähnliche Elemente sind und bin kein Freund davon, dass man einfach den Puck ohne Grund weggibt, wenn man ihn bekommen hat. Weil du weisst auch nicht, wann du ihn zurückbekommst. Ich versuche vom Spielerischen her, dass wir in der Kontrolle des Pucks bleiben, so dass der Gegner das Gefühl hat, dass sie die Scheibe nicht so oft berühren."

"Aber wir müssen auch entscheiden können, wann wir Vollgas gehen müssen und wann weniger. Das muss man heutzutage im Eishockey handeln können. Denn die Spieler sind zu technisch ausgebildet und läuferisch zu stark. Wenn du zu weit aus der Spur rennst, ist Feierabend. Wir werden aber schon so aggressiv spielen wie möglich." Als Kari Jalonen in Bern Trainer war, haben sich die beiden oft ausgetauscht. Jetzt aber hat er nicht über den Job mit ihm gesprochen, dafür mit Ville Peltonen telefoniert, als er nach Bern unterwegs war. "Ville hat sich richtig gefreut und hat einfach viel Glück gewünscht. Zudem erwähnte er, dass ich sehr viele gute Charaktere in der Mannschaft habe, da er noch viele kennt." Söderholm wurde daraufhin gefragt, auf was er aufpassen muss und sagte kurz und knapp: "Auf euch alle natürlich" und lachte dabei mit den Journalisten mit.

Söderholm konnte nach den wenigen Stunden bereits einen guten Eindruck der Mannschaft gewinnen. Die Jungs sind keienswegs am Boden, wie das sonst normalerweise der Fall ist. Er sagte: "Es ist immer speziell für beide Seiten. Wenn du als neuer Trainer kommst, ist es für den Trainer, die Co-Trainer, die Physiotherapeuten aber auch für die Spieler aufregend. Es dauert ein bisschen bis sich jeder komfortabel fühlt. Man muss uns ein paar Tage geben. Die Energie und die Ausstrahlung, die die Jungs haben, waren sehr positiv. Für mich habe ich das so erlebt, dass Freude da war, dass es einfach losgeht. Weil die Jungs haben ja auch gewartet bis sie wussten, wer der Trainer ist. Deshalb habe ich auch gesagt, wir reden jetzt nicht so viel, wir fangen jetzt an zu schwitzen und dann kriegen wir die Eindrücke. Ich glaube nur, dass wir in Bezug auf das Spielerische einige Schrauben stellen müssen, damit dies noch mehr Energie auslösen kann. Die Neugier spürte man sofort. Das ist das aller wichtigste."