Die NHL erhält den deutschen Umlaut

Donnerstag, 14. Januar 2021, 14:42 - Martin Merk

Der NHL-Saisonstart hat auch einen linguistischen Nebenschauplatz: Das deutsche Stürmertalent Tim Stützle darf als erster NHL-Spieler einen Umlaut in seinem Namen verwenden.

Die National Hockey League war bislang frei von Sonderzeichen. Selbst Franko-Kanadier wie Marc-André Fleury oder früher Daniel Brière durften ihre Sonderzeichen nicht auf den Trikots oder Aufstellungen verwenden – trotz der kanadischen Übermacht an Spielern in der Liga. Und nun löst ausgerechnet ein 18-jähriger Deutscher eine sprachliche Revolution aus, denn die Ottawa Senators haben angekündigt, dass der kürzlich als Nummer 3 gedraftete Stützle seinen Namen als Stützle auf dem Trikot haben möchte, und nicht etwa Stuetzle oder Stutzle. Fans, die bereits ein Trikot mit dem «falschen» Namen haben, können es umtauschen.

Ob tatsächlich die beiden Punkte auf seinem dritten Buchstaben auf dem Trikot stehen werden, wird man wohl erst mit eigenen Augen sehen, wenn er in der Nacht auf Samstag im Startspiel gegen die Toronto Maple Leafs dabei sein wird. Doch zumindest neben dem Eis hat die NHL bereits die Weichen auf «Ü» gestellt. Auf der Webseite heisst Tim Stützle nämlich: Tim Stützle. Und den Namen muss man in der Spieler-Suchmaschine auf NHL.com zuerst einmal finden, denn Sonderzeichen sind in der Suche gar nicht erlaubt. Damit ihr euch dies sparen könnt:

Dies ist eine kleine Sensation. Bislang erhielten Spieler aus dem Ausland diese Möglichkeit nicht. Meist wurde einfach der Name im Pass aus der maschinen-lesbaren Zeile genommen, ohne dass Spieler gross mitreden konnten. So kam bei deutschsprachigen Namen dann jeweils ein «e» hinzu, weshalb aus Sven Bärtschi in der NHL Sven Baertschi wurde. Bei Finnen oder Schweden ist dies nicht üblich, da fehlen einfach die Punkte auf den ä und ö. Noch schlimmer haben es die Russen, wo derselbe russische Name in der NHL in verschiedenen Varianten vorkommen kann je nach Spieler und Herausgeber des Passes, oder aufgrund von Tippfehlern gar falsche Namen im Umlauf sind. So hiess der Islander-Torhüter Semyon Varlamov früher in der NHL wegen einer fehlerhaften Umschreibung zum Vornamen lange Semen (übersetzt: Sperma). Erst nach einigen Jahren änderte die NHL den Namen auf das in IIHF-Wettbewerben genutzte, dem russischen Namen entsprechenden Semyon, der sich seither weniger Witze anhören muss.

Nun stellt sich aber die Frage, ob die NHL mit Stützle nicht die Büchse der Pandora geöffnet hat. Was passiert mit den anderen Spielern mit Umlauten? Kommt auch noch eine Horde an Sonderzeichen der tschechischen, slowakischen und lettischen Spielern auf die NHL zu? Was denken die Franko-Kanadier? Und wie schaut es mit den fehlerhaften russischen Namen aus?

Für den Moment lässt sich dies wohl am besten in den Worten von Sven Bärtschi, ehhh, Baertschi, beantworten als Reaktion auf die Ankündigung: