Junost Minsk weissrussischer Meister

Freitag, 3. April 2020, 22:01 - Martin Merk

Wir haben tatsächlich einen Meister: In Weissrussland, wo die Coronavirus-Pandemie als «Psychose» heruntergespielt wird, gewann Junost Minsk die Extraliga. Viele Fans blieben dem Finale aber freiwillig fern.

Letzte Woche last ihr bei uns (und später auch in vielen anderen Medien) über den Sonderfall Weissrussland, wo es praktisch keine Restriktionen wegen der Coronavirus-Pandemie gibt und die Extraliga im Eishockey weiterläuft als ob nichts wäre, während der Präsident Alexander Lukaschenko selbst in einem Amateurturnier Eishockey spielt und meint, dass Sport, insbesondere Eissport, die echte Medizin sei. Abgesehen von Saunabesuchen und Wodka, die ebenfalls helfen sollen das Virus zu töten.

Das war vor einer Woche. Heute Abend ging die Meisterschaft mit einem neuen, alten Meister zu Ende in der Finalserie um den Präsidenten-Cup. Die einzige Liga der Welt, die den Spielbetrieb nicht ab- oder zumindest unterbrach, ist damit zu Ende. Die Hockeywelt geht in die verfrühte Sommerpause (sofern die NHL nicht noch im Hochsommer weiterspielt).

Mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Schachtjor Soligorsk entschied Junost Minsk die Serie mit 4:1-Siegen für sich. Maxim Parfejewets erzielte den Siegestreffer in der 68. Minute in Überzahl und geht so in die Geschichtsbücher des weissrussischen Eishockeys ein.

Ganz normal war es dann aber doch nicht. In den Spielen 3 und 4 in der Provinzstadt Soligorsk gab es doch erstmals Restriktionen – es durften nur Fans über 18 Jahre in die Eishalle. Und es kamen weniger Fans, denn obwohl es keine Restriktionen oder Ausgangssperre gibt, bleiben laut Medienberichten immer mehr Menschen in Weissrussland aus Angst vor dem Virus freiwillig daheim. So konnte Junost Minsk zwar vor heimischem Publikum die erfolgreiche Titelverteidigung feiern, doch sah es in der Tschischowka-Arena gähnend leer aus. Offiziell wurden 239 Zuschauer gezählt – bei einem Fassungsvermögen von rund 8800 Zuschauern.