Lugano stellt sein Team vor
Montag, 1. August 2011, 18:38 - Maurizio Urech
Letzte Woche wurde an mehreren Anlässen die Mannschaft des HC Lugano für die Saison 2011/12 vorgestellt. hockeyfans.ch nahm einen Augenschein vor Ort.
Am letzten Mittwoch waren die Medien an der Reihe. Es war Neopräsidentin Vicky Mantegazza, welche die anwesenden Gäste und Pressevertreter begrüsste, und sie stellte sofort klar, dass an diesem Abend nicht sie, sondern das Sportliche, sprich die Mannschaft, die Hauptrolle spielen würde, bevor sie jeden Spieler des aktuellen Kaders einzeln vorstellte.
Anschliessend war es der Sportchef des HC Lugano, Roland Habisreutinger, der das Wort ergriff, notabene in italienisch. Er orientierte über die Ziele die man verfolgen möchte, zuerst über die kurzfristigen. Man wolle alles unternehmen um möglichst viele Tifosi dazu animieren zu können, sich jedes Heimspiel des HC Lugano ansehen zu wollen, dies weil eine tolle Stimmung in der Resega zu haben viel wichtiger sei, als einen zusätzlichen Spieler auf dem Eis. Es sei aber auch klar, dass es an der Mannschaft liege, das Feuer bei den Tifosi zu entfachen. Man wolle nicht mehr, dass die Tifosi das Alibi einer Mannschaft haben, die nicht auf der Höhe sei. Klar sei auch, dass es nur mit einem zahlreiche Erscheinen der Tifosi in der Resega möglich sein werde die mittel- und langfristigen Ziele zu erreichen.
Mittelfristig sei es das primäre Ziel eine Mannschaft auf dem Eis zu haben, welche mit den besten Teams der Liga konkurrenzfähig sei. Dies sei allerdings nur möglich, wenn man mit vier kompletten Blöcken die Spiele bestreiten kann. Man wolle nicht immer mit dem Messer am Hals spielen, oder noch schlimmer gezwungen sein nach zwei Dritteln mit nur drei Blöcken oder noch weniger weiterzuspielen. Klar sei jedes Spiel wichtig, doch mittelfristig könne man nur konkurrenzfähig sein, wenn man regelmässig 60 Minuten mit allen 4 Blöcken durchspiele, dies haben die zwei Finalisten der letzten Saison gezeigt.
Der letzte Punkt, die langfristigen Ziele, sei ein delikates Thema, denn für einen Deutschschweizer heisse langfristig nicht nur für eine Saison zu planen, während für einen Tifoso des HC Lugano langfristig zwei Monate bedeute. Es gehe nicht darum über das sportliche Ziel dieser Saison zu reden, sondern davon, dass es in den nächsten Jahren das Ziel sein muss, dass die Mannschaft und die Organisation des HC Lugano stabil zu einer der besten in der Schweiz gehören soll. "Zufällig Erfolge feiern zu können ist einfach, doch wir wollen etwas aufbauen das verhindert, dass jedes kleine Unwetter das Boot zum kentern bringt", sagt Habisreutinger. "Um den Titel mitspielen und vielleicht sogar gewinnen hat keinen Wert, falls wir in der Saison vorher und nachher um die Playoff-Qualifikation bangen müssen oder diese sogar verpassen. Damit wir dies verhindern können, muss allen klar sein, dass nicht ein einziger Spieler des HC Lugano wichtig ist, sondern jedes einzelne Mitglied der grossen HCL-Familie. Darum habe ich vorher unterstrichen, dass wir unsere Ziele nur mit der Unterstützung unserer Tifosi erreichen können."
Anschliessend war die Reihe am neuen Headcoach des HC Lugano Barry Smith. "Zuerst will ich mich bei der Mantegazza Familie und beim Verwaltungsrat bedanken, die mir die Möglichkeit gegeben haben heute hier zu sein", sagte Smith. "Es ist für mich eine Ehre Coach des HC Lugano zu sein. Als ich zu den ersten Interviews nach Lugano kam, hatte ich sofort den Eindruck, dass alle Komponenten des HC Lugano einen grossen Willen und ebenso grossen Ehrgeiz haben, diese Organisation konstant an die Spitze zu führen, und aus meiner grossen Erfahrung kann ich sagen, dass jede Organisation einen Puls, ein Herz und einen Kopf besitzt und all dies habe ich hier in besonders stark vorgefunden. Es geht nicht darum eine Mannschaft zu bilden die nur eine Saison vorne mitspielen kann, sondern der HC Lugano soll konstant zu einer Topadresse werden. Der erste Eindruck der Mannschaft zeigt mir, dass die Spieler einerseits hart gearbeitet haben, andererseits auch den nötigen Stolz haben, um wieder auf die Erfolgsstrasse zurückzukehren. Doch dies passiert natürlich nicht von selbst. Dies ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Man muss jeden Tag investieren, vergleichbar wie mit einer Hypothek bei einer Bank, wo man regelmässig einzahlen muss, um seine Schuld abzuzahlen. Damit wir erfolgreich spielen zu können, brauchen wir ein Team, das heisst nicht nur 5-10 Spieler oder eine Toplinie. Wir brauchen alle. Wir müssen von der Basis her arbeiten. Nur mit einem Kader der genügend Breite und Tiefe aufweist, werden wir dies erreichen."
Smith wolle, dass Lugano wieder Stolz auf seine Mannschaft sein kann. "Wir wollen gute Unterhaltung bieten, und wie jeder Musiker der öffentlich auftritt, wollen wir dies vor möglichst vielen Zuschauern", erklärte Smith. "Wir spielen professionelles Eishockey um zu gewinnen, und unser Ziel wird es sein, dass sowohl das Tessin als auch Lugano glücklich über uns sein werden und uns möglichst zahlreich unterstützen werden. Wir wollen möglichst viele Zuschauer in der Resega haben, die uns helfen können, das Momentum zu bilden, und die Energie, die wir von den Zuschauern erhalten werden, wird wie ein zusätzlicher Spieler auf dem Eis sein. Wir werden mit Spass und Enthusiasmus spielen, wir wollen aggressiv sein, und dies während 60 Minuten. Hier und heute sprechen wir von Hoffnungen und vom Potential, wir haben weder einen Sieg noch eine Niederlage auf dem Konto, doch wir müssen an uns glauben, und wie vorher gesagt jedes Team hat ein Herz und eine Seele und ich bin überzeugt dass diese Mannschaft das Potential besitzt, um erfolgreich zu sein.
Smith brachte auch eine kleine Anekdote aus seiner NHL-Zeit. Als er anfing in Pittsburgh zu arbeiten, machte er einen Rundgang in der Arena zusammen mit dem damaligen GM und ihm fiel sofort auf als er nach oben schaute, dass dort keine Banner oder Flaggen hingen, welche auf die Erfolge der Organisation hinwiesen. "Ich sagte ihm dies müsse schleunigst geändert werden und am Ende er Saison hatten wir die Division und den Stanley Cup gewonnen, und hatten endlich etwas, das wir unter dem Hallendach aufhängen konnten", sagte Smith. "Hier in Lugano hat es schon diverse Banner und unser Ziel muss es sein, für Zuwachs zu sorgen, damit wir nächstes Jahr an gleicher Stelle mit einem Glas Champagner anstossen können."
Abschliessend sprach im Namen der Mannschaft noch Kapitän Julien Vauclair, der vom Vorbereitungsprogramm der Mannschaft berichtete und da es ja rund um die Mannschaft viel Neues gab, hätte auch die Mannschaft ihren kleinen Teil dazu beigetragen, indem man zusammen einen Teil der Garderobe neu bestrichen habe. Zu den Hauptaufgaben der "Alten" gehöre es, den zehn neuen Spielern die Integration zu erleichtern. Positiv zu bewerten sei, dass auch dieses Jahr diverse junge zur Mannschaft gehören, die Enthusiasmus und gesunde Konkurrenz bringen und trotz der harten Arbeit sei die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft positiv und von grossem Respekt geprägt.
Als kleine Überraschung gab es noch einen Videoclip plus kurzen Gruss von Rob Niedermayer, der ja bekanntlich erst am nächsten Wochenende in Lugano eintreffen wird, da er momentan noch in Kanada in einem gemeinnützigen Projekt engagiert ist.
Noch zwei wichtige Informationen: Die Mannschaft wird während der Preseason in einem speziellen Dress spielen, das ausser den traditionellen Farben auch ein unübliches Rosa trägt. Dies einerseits, weil zum ersten Mal eine Frau Präsidentin des HC Lugano ist, aber vor allem weil rosa die Farbe der Solidarität ist, und nach dem Ende der Vorbereitungsspiele werden diese Trikots auf der Homepage des HC Lugano für einen guten Zweck versteigert. Der Erlös geht an die Associazione Elisa, die sich um kranke Kinder kümmert.
Für die jungen Fans des HC Lugano ist es wichtig zu wissen, dass wenn man weniger als 18 Jahre alt ist, gegen Vorweisung eines Ausweises auf dem Sekretariat eine Saisonkarte gratis für die Curva Sud erhalten kann.
Am Samstag Vormittag fand in der Resega das erste öffentliche Eistraining der Mannschaft statt, dies vor über 1200 Zuschauern - eine beachtliche Anzahl, zumal im Tessin die Ferienzeit schon begonnen hat. Alle Neuzugänge inklusive Headcoach Barry Smith wurden mit Flashinterviews den Zuschauern vorgestellt, und um das Training aufzulockern wurde auch ein Wettbewerb mit diversen Skills ausgetragen. Team Hirschi trat gegen Team Vauclair an, und wie es sich gehört wurde dieses erste Spiel im abschliessenden Penaltyschiessen vom Team Hirschi gewonnen. Am Schluss durften die Fans aufs Eis, um sich mit den Spielern fotografieren lassen und erste Autogramme zu sammeln. Auch die Unterschrift von Barry Smith war sehr gefragt, eine rundum gelungener Anlass.