KHL auf Konfrontationskurs mit NHL

Donnerstag, 30. Juli 2009, 18:38 - Martin Merk

Und er scheint doch wieder loszugehen, der Transferkrieg zwischen der russischen KHL und der NHL. Während man sich vor einem Jahr unter Vermittlung der IIHF darauf geeinigt hatte, Verträge gegenseitig zu respektieren, geht es diesen Sommer im um die "restricted free agents".

Stein des Anstosses ist der Tscheche Jiri Hudler. Er hat ein Angebot auf Vertragsverlängerung mit den Detroit Red Wings abgewiesen und das im NHL-Gesamtarbeitsvertrag eingebaute Schiedsgericht aufgerufen. Nach Ansicht der NHL ist er damit vertragliche Verpflichtungen eingegangen, denn laut dem Gesamtarbeitsvertrag muss jene Partei, die das Schiedsgericht beauftragt, den Entscheid annehmen, während die Gegenpartei wählen kann, ob sie den Vertrag zu den vom Gericht festgesetzten Konditionen eingehen will oder nicht. Falls Detroit also annimmt, hätte er in der NHL einen Vertrag.

Doch bevor er überhaupt zur Anhörung (für morgen geplant) kam, unterschrieb Hudler einen besser dotierten Vertrag bei Dynamo Moskau. Die NHL legte ihr Veto ein, worauf die KHL ihr Abwarten signalisierte. Heute hat sie aber den Vertrag registriert unter dem Vorwand, dass Hudler einerseits vertragslos sei und ein Abkommen zwischen der NHL und der KHL bezüglich "restricted free agents" (RFA) fehle.

Die RFAs waren in der Vor-KHL-Zeit nie ein Thema bei internationalen Transfers. Ein vertragsloser Spieler konnte die NHL immer verlassen, auch wenn er ein restricted free agent war. Das Problem nun ist, dass die 2008 gegründete KHL zahlreiche Konzepte der NHL kopiert hat und in einer veränderten Form ebenfalls RFAs kennt. Die Regeln werden aber weitaus strenger interpretiert. Während ein NHL-Club die Spielerrechte an RFAs für die Liga besitzt, gelten die Spielerrechte für RFAs in Russland gemäss dem KHL-Reglement weltweit. Ein RFA kann also faktisch die KHL gar nicht verlassen, was kürzlich das russische Sportschiedsgericht bestätigt hat bei den Spielern Denis Parschin und Sergej Schirokow. Deren Verträge waren beim ZSKA Moskau zwar ausgelaufen, jedoch werden sie an einen Wechsel nach Nordamerika gehindert.

In der Klemme der russischen Liga sitzt auch Jewgeni Dadonow. Sein Vertrag mit Traktor Tscheljabinsk ist ausgelaufen, doch er ist RFA und Traktor hat vom reglementarischen Recht Gebrauch gemacht, den Vertrag automatisch und einseitig um zwei Jahre zu verlängern. Dadonow ist jedoch nicht ins Trainingslager erschienen. Die Florida Panthers hatten in einem Medienbericht verlauten lassen, dass er in ihrer Organisation spielen wird, auch wenn es bislang keine offizielle Mitteilung vom Club gegeben hat. Auch den "Fall Dadonow" gibt die KHL als Grund an, Hudler für Dynamo Moskau freizugeben.

Ölstadt Chanty-Mansijsk will in die KHL

Neben der internationalen Fehde plant die KHL an einem weiteren Aufstockungsversuch weiter. Ligavertreter waren zu Besuch beim Zweitliga-Meister HK Jugra aus der boomenden Öl-Stadt Chanty-Mansijsk in Zentralrussland. Der Club möchte nächstes Jahr der KHL beitreten. Zuletzt ist eine internationale Expansion an mangelndem Interesse gescheitert. Einzig der tschechische Meister Karlovy Vary hatte die KHL in Betracht gezogen, jedoch nicht die nötigen Mittel gehabt.