Fall Fribourg: Reglement oder Sportlichkeit!

Mittwoch, 19. Februar 2003, 00:00 -


Kommentar von Martin Merk

Morgen werden der Nationalliga-Einzelrichter Heinz Tännler und die Rekurskomission um den Fall Fribourg entscheiden müssen. Gibt es entsprechend den Reglementen eine Forfait-Niederlage gegen Fribourg und wird damit die Meisterschaft verfälscht - oder kommt es zu einer überraschenden Wende?
Die Referenz dazu ist jedenfalls aus der höchsten Liga Schwedens gegeben. Letzte Saison verpflichtete der schwedische Titelverteidiger Djurgården einen Japaner aus der zweithöchsten Spielklasse als Ersatztorhüter, weil der Ex-Freiburger Thomas Östlund verletzt ausfiel. Was man übersah: Der japanische Nationaltorhüter Jiro Nihei wurde zwar in Schweden geboren und spielte über zehn Jahre dort, hat jedoch keinen schwedischen Pass. Die Folge: Weil mit Nihei während neun Spielen vier statt drei Nicht-EU-Spieler auf dem Matchblatt waren, gab es neun Forfait-Niederlagen. Doch im Nachhinein korrigierte der schwedische Verband den Entscheid in eine hohe Geldbusse, weil andere Teams in Mitleidenschaft gezogen und die Plätze um die Playoff- und Abstiegsrundenplätze vertauscht wurden. Zudem war der Spieler nicht spielentscheidend, da er jeweils nur Ersatztorhüter war.
Die Schweden stuften die Sportlichkeit höher ein als Details aus den Reglementen. Der Fall lässt sich gut auf den aktuellen Fall um Fribourg-Gottérons Nachwuchsstürmer Sandro Abplanalp übertragen. Abplanalp spielte zwar, jedoch nur einige Einsätze im vierten Block. Ob er massgeblich für die Tordifferenz beim Sieg in Zug verantwortlich ist, darf in Frage gestellt werden. Und dass andere Teams im Mitleidenschaft gezogen werden, trifft ohne weiteres zu. Denn es verlöre nicht nur der Täter Fribourg seinen Playoff-Platz an Rapperswil, sondern mit den SCL Tigers auch ein unbeteiligter Club. Die Emmentaler müssten für Zug in den Abstiegskampf, nachdem nun schon die Ferien geplant wurden.
Morgen nun wird dieser Fall für heisse Köpfe sorgen. Man muss sich nun hinter einem in diesem Fall sportlich weniger bedeutenden Reglement oder hinter der Sportlichkeit stellen, wie dies die Schweden vor einem Jahr getan hatten. Umstritten wird der Entscheid so oder so sein. Und das Schlimme: Wäre so eine Forfait-Niederlage wie auch schon Mitten in der Saison ausgesprochen worden, hätte es auch im Nachhinein niemand gross gestört. Nun spricht man bei den involvierten Teams von Meisterschaftsverfälschung. Egal wie der Entscheid ausfallen wird, der Frust bei den Verlierern wird gross sein.