WM, Gruppenspiele 2. Spieltag, Sonntag, 28. April 2002

 
 Deutschland Schweiz 
3:0 (1:0, 1:0, 1:0)
Zuschauer
Kinnarps Arena, Jönköping. - 3148 Zuschauer.
Schiedsrichter
Lepaus (Fi),Karol Popovic,Staniforth (Slk/USA).
Skorer
10. Kreutzer (Dennis Seidenberg/Ausschluss Seger) 1:0.
21. (20:22) Ustorf (Kreutzer/ Ausschluss Seger) 2:0
41. (40:26) Jürgen Rumrich 3:0
 Skorer
Strafen
6mal 2 plus 5 Minuten (Soccio) plus Spieldauer (Soccio)
 Strafen
6mal 2 Minuten
Aufstellung
Seliger (Müller); Köppchen, Schubert; Benda, Ehrhoff; Molling, Goldmann; Renz, Dennis Seidenberg; Martin Reichel, Ustorf, Jürgen Rumrich; Kathan, Soccio, Morczinietz; Kreutzer, Abstreiter, Loth; Lewandowski, Hynes, Blank
 Aufstellung
Martin Gerber (Weibel); Hirschi, Höhener; Beat Gerber, Steinegger; Julien Vauclair, Seger; Streit, Patrick Fischer II; Wichser, Martin Plüss, Reichert; Rüthemann, Jeannin, Conne; Baldi, Thomas Ziegler, Aeschlimann; Paterlini, Crameri, Björn Christen.
Bemerkungen
Schweiz ohne Weibel (Ersatztorhüter) und Bührer (überzählig). - Lattenschuss Soccio (22.). - Powerplay: Deutschland 2/5; Schweiz 0/6. - Schussverhältnis: 26:35 (6:7, 6:19, 14:9)

Bericht:
Quelle: Si

Eisgenossen von den Deutschen entzaubert



Am eigenen Unvermögen gescheitert: Die Schweiz ist an der WM in Schweden nach zwei Spielen nicht weiter als vor drei Monaten nach zwei Olympia-Partien in Salt Lake City: Nach dem 0:3 von Jönköping gegen Deutschland sind die Viertelfinals weit weg; primär geht es nun um Schadensbegrenzung.

Der Sonntag war ein bitterer Tag für das junge Schweizer Eishockey-Team. In numerischer Gleichzahl dominierten die Schweizer die Deutschen. Sie kamen zu mehr Torchancen und schossen öfter aufs Tor (35:26 Schüsse). Die Deutschen aber gingen dank Powerplay-Toren von Daniel Kreutzer (10.) und Stefan Ustorf (21.) mit wenig Aufwand 2:0 in Führung und sicherten sich den Sieg mit Jürgen Rumrichs 3:0 nach 26 Sekunden des letzten Drittels.

Die Deutschen waren zwar nicht besser als die Schweizer, aber sicher glücklicher. Beim wegweisenden 1:0 prallte der Puck von Thomas Zieglers Schoner Kreutzer pfannenfertig auf den Stock. Und dem 2:0 Ustorfs ging eine Strafe voraus, die der finnische Ref Lepaus kaum ausgesprochen hätte, wenn er die Szene genauer gesehen hätte. Unter dem Strich war aber entscheidend, dass die Schweizer keine Tore schossen. «Dass wir nach zwei Spielen noch kein Tor geschossen haben, ist nicht schönzureden», so Ralph Krueger. «Im Powerplay haben wir ganz eindeutig unseren Job nicht erledigt.»

Das Powerplay! Deutschland benötigte für zwei Überzahl-Tore lediglich 152 Powerplay-Sekunden. Die Schweizer dagegen brachten in 15:48 Minuten Überzahl nichts Zählbares zu Stande - dabei konnten sie eine Minute lang sogar zu fünft gegen drei kombinieren. Während der ersten drei der total sechs Powerplay-Chancen kam die Schweiz bloss zu einem Torschuss. Während der anschliessenden zwei langen Überzahl-Phasen (drei und fünf Minuten) boten sich zwar massenhaft Chancen, der Puck wollte aber nicht am überragenden deutschen Keeper Marc Seliger vorbei. Krueger: «Nach den misslungenen ersten Powerplays wollte niemand mehr die Schussverantwortung übernehmen.»

Neun gute Chancen zum 1:2-Anschlusstreffer boten sich alleine im zweiten Drittel trotzdem. Der endgültige Hammer erfolgte indessen mit dem 0:3 nach bloss 26 Sekunden des letzten Drittels, nachdem die Schweizer schon im zweiten Abschnitt nach 22 Sekunden ein Gegentor kassiert hatten.

Ralph Krueger stellt sich nun die delikate Aufgabe, sein Team in lediglich 24 Stunden bis zum Japan-Spiel wieder aufzurichten. Schon einmal startete die Schweiz mit zwei Zu-Null-Niederlagen in eine A- WM: 1993 in München verlor das Team von Bill Gilligan zuerst 0:2 gegen Kanada und 0:1 gegen Italien. Wissen Sie, was vor neun Jahren im dritten WM-Spiel folgte? Nochmals eine Nullnummer... - 0:6 gegen Russland! Das darf heute Nachmittag (16.00 Uhr/live auf SF2) gegen die Japaner auf keinen Fall passieren.

Aber aufgepasst auf das Team des in der Schweiz gut bekannten Steve Tsujiura (Headcoach): Die Japaner führten gestern gegen die Tschechen lange 1:0, gewannen in der WM-Vorbereitung sogar gegen Lettland und können für die arg verunsicherten Schweizer durchaus zum ernsthaften Gegner werden.

Aber selbst bei einem Sieg über Japan droht den Schweizern nun eine unerfreuliche Weltmeisterschaft. Die Qualifikation für die Viertelfinals erscheint derzeit unrealistisch; entsprechend dürfte Ralph Krueger und einige seiner Entscheidungen im Vorfeld der WM ins Zentrum der Kritik rücken. Krueger musste gegen Tschechien und Deutschland feststellen, dass die nominierten jungen Spieler sich auf dem WM-Niveau noch nicht zurechtfinden. Aber er lässt sich noch nicht entmutigen. «Es scheint, dass wir an jeder Weltmeisterschaft in so eine kritische Situation kommen müssen», so Krueger. «Einige Male haben wir uns aus dem Dreck herausgraben können. An diesem Herausgraben arbeiten wir jetzt. Wir müssen Japan heute nicht nur schlagen, sondern dabei auch zu einer konstruktiven Spielweise finden, auf der wir in der Zwischenrunde aufbauen können.»