WM 2001, Qualifikationsgruppe A: Samstag, 28. April 2001

 
 Deutschland Schweiz 
3:1 (1:0, 0:1, 2:0)
Zuschauer
Köln Arena. -- 18 500 Zuschauer (ausverkauft).
Schiedsrichter
Sindler (Tsch),Neuwirth,Popovic (Ö/Slk).
Skorer
19. Sturm 1:0.
58. (57:21) Lüdemann (Soccio) 2:1 (Eigentor Steinegger)
59. (58:04) Kreutzer 3:1
 Skorer
36. Reichert (Streit) 1:1
Strafen
7mal 2 Minuten
 Strafen
7mal 2 plus 10 Minuten (Patrick Sutter)
Aufstellung
Künast; Benda, Seidenberg; Mayr, Lüdemann; Molling, Smazal; Goldmann, Renz; Greilinger, MacKay, Rumrich; Sturm, Soccio, Kathan; Kreutzer, Abstreiter, Daffner; Goc, Hynes, Loth.
 Aufstellung
Martin Gerber; Bezina, Julien Vauclair; Salis, Patrick Sutter; Olivier Keller, Streit; Steinegger, Seger; Demuth, Aeschlimann, Thomas Ziegler; Della Rossa, Zeiter, Jeannin; Reichert, Martin Plüss, Conne; Riesen, Crameri, Jenni.
Bemerkungen
Schweiz ohne Weibel (Ersatz). MacKay mit Schlüsselbeinbruch ausgeschieden (13.). - Timeout Schweiz (59.).- Powerplay: Deutschland 0/5; Schweiz 0/5.

Bericht:
Quelle: tagesanzeiger.ch

Deutscher Wille schlug Schweizer Talent

Die Schweizer vermochten beim 1:3 zum WM-Auftakt ihre läuferischen und technischen Vorteile nicht auszuspielen

Als die letzten Sekunden gespielt und das Startspiel gegen Deutschland vorbei war, schritt Ralph Krueger mit starrer Miene zur deutschen Bank und streckte Hans Zach die Hand zur Gratulation entgegen. Die letzte Hoffnung war verflogen. Nun galt es, den Schein zu wahren. 1:3 hatten die Schweizer zum Auftakt der Weltmeisterschaft verloren. Nach 60 Minuten sind sie damit bereits unter Druck. Eine weitere Niederlage morgen Montag gegen Weissrussland wäre bereits das Ende aller Ambitionen und der Anfang des Abstiegskampfs.

Die Entscheidung fiel in den letzten drei Minuten und innerhalb von 43 Sekunden: Zuerst lenkte Martin Steinegger mit dem Schlittschuh einen Schuss von Lüdemann zum 1:2 ins eigene Tor. Dann enteilte Kreutzer den aufgerückten Schweizern und schlug Torhüter Martin Gerber im zweiten Anlauf. Den ersten Schuss hatte der Langnauer blockiert; die Scheibe prallte aber von seinem Helm direkt vor den Stock des Deutschen.

Conne und Reichert überzeugten, die meisten anderen nicht

Die Aktion stand stellvertretend für den ersten Auftritt der Schweizer in Deutschland: Der Wille war da, er allein reichte aber nicht, um den geforderten und erwarteten Startsieg zu erreichen. Nur eine Handvoll Spieler spielten gestern vor der beeindruckenden Kulisse von 18 500 Zuschauern in der Kölnarena auf normalem Niveau. Zu ihnen gehörten mit Flavien Conne und Marc Reichert ausgerechnet die beiden Jüngsten im Team. Conne sorgte mit seinem Punch für etwas Bewegung im Spiel, Reichert erzielte im 16. Länderspiel sein 5. Tor und rechtfertigte damit seine Berücksichtigung.

Dass Reicherts Treffer der einzige blieb, war nicht Pech, sondern angesichts der Chancenverteilung logisch. Marcel Jenni kam einem weiteren Tor noch am nächsten. Im letzten Drittel und beim Stand von 1:1 rutschte der Puck nach seinem Schussversuch zwar unter dem deutschen Torhüter Künast durch, nicht aber über die Torlinie. Ansonsten verliefen sich die Schweizer Angriffe regelmässig vorzeitig oder in den Spielfeldecken. Das Forechecking, mit dem sie am Mittwoch zum Abschluss der Vorbereitung die USA zermürbt und 6:2 geschlagen hatte, fand nur selten statt. Und die läuferische und technische Überlegenheit war kein Faktor.

Der deutsche Torhüter Christian Künast musste auf dem Weg zur Auszeichnung des besten Spielers seines Teams kaum Schlüsselparaden zeigen. Der 30-jährige Münchner hatte im vergangenen Playoff für seinen Klub nicht mehr und danach im Nationalteam nur einmal gespielt - beim 1:3 vor einer Woche gegen Italien. Wider Erwarten wurde der Torhüter aber nicht zur deutschen Hypothek. Die konzentrierte Defensivleistung seiner Vorderleute genügte, um die Schweizer Angriffe frühzeitig zu bremsen und ihn vor einer härteren Bewährungsprobe zu bewahren.

Der Paradeblock sah zu, wie Lüdemann das Siegestor erzielte

Und in der Offensive erhielten die Deutschen Unterstützung von den Schweizern: Vor dem 0:1 spielte Edgar Salis dem NHL-Profi Marco Sturm den Puck direkt und ohne Bedrängnis auf den Stock. Und beim 1:2 hatte Steinegger seine Schlittschuhe ungewollt im Spiel. Der entscheidende Gegentreffer hatte sich aber auch ohne das Pech des Berners angekündigt. Der nominelle Paradeblock um Gian-Marco Crameri sah mehr oder weniger tatenlos zu, wie Lüdemann den Treffer im zweiten Anlauf erzielte.

Für die Deutschen fiel damit nicht ins Gewicht, dass sie bereits nach 13 Minuten und einem harten, aber korrekten Check Steineggers Mark McKay durch einen Schlüsselbeinbruch für den Rest des Turniers verloren und ihn mit dem noch nicht 18-jährigen Marcel Goc ersetzen mussten. Ihre schwarze Serie in der Vorbereitung mit je drei Unentschieden und Niederlagen gegen Frankreich, die Ukraine und Italien ist eine ebenso bedeutungslose Notiz in der Statistik wie das 6:2 der Schweizer gegen die USA. Im entscheidenden Moment waren die Deutschen besser als die Schweizer. Nicht zum ersten Mal.