Vorbereitungsspiel Schweiz - Canada, 7. November 2000



 
 Schweiz Kanada 
4:6 (0:3, 3:3, 1:0)
Zuschauer
8254 Zuschauer.
Schiedsrichter
Schimm (De),Eichmann,Stricker.
Skorer
23. (22:41) Reichert (Martin Plüss/Strafe angezeigt) 1:3
27. (26:32) Zeiter (Rötheli) 2:4
32. Julien Vauclair 3:5
54. Della Rossa (Steinegger, Jenni) 4:6
 Skorer
4. Parks (Julien, Lindberg/Ausschluss Zeiter) 0:1.
6. Belanger (Savage, Laplante) 0:2
8. Ferguson (Marois) 0:3
24. (23:29) Bohonos (Marois, Ferguson) 1:4
27. (27:00) Ferguson (Marois, Bohonos) 2:5
39. Falloon (Ausschluss Seger) 3:6
Strafen
6mal 2 Minuten
 Strafen
5mal 2 Minuten
Aufstellung
Pavoni (31. Martin Gerber); Keller, Julien Vauclair; Seger, Steinegger; Salis, Streit; Rolf Ziegler, Bezina; Wichser, Aeschlimann, Rüthemann; Della Rossa, Zeiter, Rötheli; Patrick Fischer, Crameri, Jenni; Reichert, Martin Plüss, Baldi.
 Aufstellung
McArthur; Allen, Plavsic; Bouchard, Lambert; Belanger, Julien; Bohonos, Ferguson, Marois; Vilgrain, Laplante, Savage; Glowa, Cavallini, Roy; Falloon, Parks, Lindberg.
Bemerkungen
Timeout Schweiz (8.). - Pfostenschuss Glowa (53.). Powerplay: Schweiz 0/4; Kanada 2/5. Trauerminute für den ehemaligen Internationalen Eric Conne (Vater von Flavien Conne).
Bilder
   

   

   

   

 


Das Schweizer Eishockey-Nationalteam ist sich selber treu geblieben. Wie in den ersten drei Jahren der Ära Ralph Krueger verlor es das erste Länderspiel der Saison, diesmal mit 4:6 (0:3, 3:3, 1:0) im Zürcher Hallenstadion gegen Kanada. Nach sieben Minuten führten die Kanadier bereits 3:0. Es war ein historischer Schweizer Fehlstart. Bei der höchsten Schweizer Länderspiel-Niederlage, dem 0:33 am 30. Januar 1924 in Chamonix gegen Kanada, mag es nach noch weniger als sieben Minuten 0:3 gestanden haben. 0:3 nach lediglich 437 Sekunden lagen die Schweizer in der jüngeren Vergangenheit aber nie mehr zurück. Und dieses Zwischenresultat war nicht einmal unverdient. Die Gäste hätten nach dem ersten Drittel sogar noch deutlicher führen können. Sie waren den Schweizern in allen Belangen überlegen und kamen zu acht guten Abschlussmöglichkeiten. Die erste Schweizer Torchance wurde erst Sekunden vor der ersten Pause registriert. Die Schweizer Probleme im ersten Länderspiel der Saison sind keineswegs neu. Sie mögen mit dem im Herbst über weite Strecken bescheidenen Rhythmus in der Nationalliga A zusammen hängen. Aber nicht erst seit der Krueger-Ära geht die Saisonpremiere meistens verloren. Einen Auftaktsieg gab es letztmals am 4. November 1992 unter Bill Gilligan in Lugano gegen eine damals deutlich schwächere kanadische Auswahl. Die Suche nach Erfreulichem gestaltete sich aus Schweizer Optik schwieriger als für die Kanadier am Anfang das Toreschiessen. Positiv war, dass die Schweizer nach dem katastrophalen Start nicht auseinander fielen. Die Schweizer kämpften und glaubten bis in die Schlussminute hinein an einen Umschwung, "obschon", so Krueger, "es einem nichts bringt, die letzten 50 Minuten im Spiel zu gewinnen." Debütant Marc Reichert (1:3), Michel Zeiter (2:4), Julien Vauclair (3:5) und Patric Della Rossa (4:6) erzielten die Schweizer Tore. Unter Druck gerieten die Kanadier, bei denen der 38-jährige Kelly Glowa mindestens ebenso engagiert wirkte wie die meisten Schweizer, jedoch nur in der Schlussphase. Zuvor war die Schweizer Hoffnung jeweils im Keim erstickt. Nach Reicherts erstem Tor dauerte es bloss 48 Sekunden bis zu Lonny Bohonos' (Davos) 1:4. Und auch das zweite Schweizer Tor durch Zeiter beantworteten die Kanadier durch den starken "Freiburger" Craig Ferguson (zwei Tore, ein Assist) nur 28 Sekunden später. Die übrigen kanadischen Treffer erzielten der derzeit arbeitslose Greg Parks (ex Langnau), Chris Belanger (Ajoie) und Pat Falloon (Davos). Die "Swiss Canadiens" erwiesen sich als der erwartet starke Gegner. In den 70er-Jahren besassen Spiele gegen die in den Nationalligen engagierten Kanadier Tradition. Mit ihrer Leistung haben die Kanadier dafür gesorgt, dass solche Partien künftig wieder Usus werden können. Für Nationalcoach Ralph Krueger war die Niederlage ein Weckruf. "Wir haben uns", so Krueger, "sechs Monate lang im Erfolg der WM gesonnt. Dieses Spiel gegen Kanada hat nun allen gezeigt, dass es so nicht geht. Wir haben in den ersten Minuten praktisch ohne Körperkontakt gespielt und wir haben in den ersten fünf Minuten zwei dumme Strafen kassiert. Für diese Fehler wurden wir brutal bestraft." Schuld am 4:6 waren am Ende gewiss nicht die Neulinge (Reichert, Bezina, Rötheli), die das Eis alle mit einer ausgeglichenen Bilanz verliessen. Vielmehr waren es einige WM-Helden von St. Petersburg, welche die erwartete Leistung nicht erbringen konnten. Geringe Schuld an der Niederlage traf Torhüter Reto Pavoni, obwohl er drei der ersten sechs Schüsse passieren liess und nach 31 Minuten unplanmässig durch Martin Gerber ersetzt wurde.

Trotz der 4:6-Niederlage gegen Kanada in Zürich startet das Schweizer Eishockey- Nationalteam als ein Mitfavorit in den Deutschland-Cup von Freitag bis Sonntag in Hannover. In den ersten drei Saisons unter Ralph Krueger haben die Schweizer auf unbefriedigende Leistungen wie jene vom Dienstag in Zürich stets reagieren können. Nationalcoach Krueger verlangt auch dieses Mal eine vehemente Reaktion und zweifelt keinen Moment daran, dass diese erfolgen wird. "Über die Niederlage gegen Kanada mache ich mir darum keine grossen Gedanken. Sie erleichtert mir gar die Arbeit, denn nun hören mir die Spieler in den nächsten Tagen ganz bestimmt konzentriert zu. Sicher hätte ich lieber in Timbuktu verloren, wo es niemand zur Kenntnis genommen hätte, als im Hallenstadion vor fast 10 000 Zuschauern und bei Liveübertragung im Fernsehen." Die erste Gelegenheit zur Wiedergutmachung bietet sich den Schweizern am Freitagnachmittag gleich wieder gegen Kanada. Allerdings treffen die Schweizer in der Arena von Hannover, wo im Frühling die entscheidenden WM-Partien ausgetragen werden, auf andere Leute: Am Deutschland-Cup werden die "Swiss Canadians" durch DEL-Kanadier abgelöst. Von der Mannschaft aus Zürich sind derzeit nur die arbeitslosen Greg Parks und Chris Lindberg sowie Verteidiger Peter Allen (Schwenningen) auch für das Vierländerturnier gemeldet. Allerdings dürfte das kanadische Kader noch Mutationen erfahren. So meldete beispielsweise Luganos Joel Savage Interesse an, auch übers Wochenende mit von der Partie zu sein. Wichtiges Deutschland-Spiel Die weiteren Schweizer Gegner in Hannover sind Deutschland am Samstag (19.30 Uhr) und die Slowakei am Sonntag (15.30). Das grösste Augenmerk gehört der Partie gegen die Deutschen. "Gegen Deutschland werden wir im Frühling in Köln das erste WM-Spiel bestreiten. Für mich ist es sehr wichtig, gegen die WM-Gegner im Verlauf der Saison mindestens einmal zu spielen", so Krueger. Das erleichtere an der WM die Spielvorbereitung, "denn wir kennen die Trainer und ihr bevorzugtes System." Die weiteren Gegner in der WM- Vorrunde werden Weissrussland und Tschechien sein. Den Weissrussen begegnen die Schweizer Mitte Dezember am Vierländerturnier in Trencin (Slk) und gegen die Tschechen beginnen sie Anfang April die unmittelbare WM-Vorbereitung. Im deutschen Team von Bundestrainer Hans Zach (verlängerte den Vertrag mit dem DEB bis 2002) debütieren in Hannover vier Akteure, neben den jungen Christoph Schubert (München), Christian Ehrhoff (Krefeld) und Marcel Goc (Schwenningen) auch der 31-jährige Routinier mit dem "deutschen" Namen Wayne Hynes (Mannheim). Hynes ist in Montreal geboren, besitzt jetzt aber die Spielberechtigung für Deutschland. "Wir haben wieder eine bessere Auswahl, die Anzahl der Nationalmannschafts-tauglichen Spieler hat sich erhöht", so Franz Reindl, der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes. Der erfahrenste deutsche Internationale ist mit 97 Länderspielen Torsten Kienass (Düsseldorf). Ziel: Turniersieg Im Schweizer Lager wurde am Mittwoch das 4:6 vom Vortag nur kurz thematisiert. Ralph Krueger sprach vor dem 50-minütigen Eistraining in der Garderobe der Dübendorfer Eishalle ein paar träfe Worte. Am Donnerstagmittag fliegt die Schweizer Equipe nach Hannover, wo in der neuen Arena vor dem Spiel gegen Kanada noch ein weiteres Training ansteht. Das Turnier in Hannover ist mit 100 000 Mark dotiert. Die 40 000 Mark für den Sieger wollen die Schweizer mitnehmen. "An so einem Turnier muss unser Ziel der Sieg sein", sagte Krueger. "Es ist ein hochgestecktes Ziel. Aber wir verfügen über eine Mannschaft, die es erreichen kann. Bedingung ist allerdings, dass wir schnellstens unser defensives Spiel wieder finden." Vor dem Match am Dienstag hatte Krueger mehr Kreativität im Spiel nach vorne gefordert. Bei der Umsetzung vergassen die Akteure jedoch ihre defensiven Pflichten. Krueger: "Ich werde mich hüten, in dieser Woche nochmals das Wort Offensive zu benutzen..."