Gottéron – In Barry we trust?

6.9.2017 - Von Maurizio Urech

Die letzte Saison war für den Drachen eine Saison zum vergessen. Es begann mit dem freiwilligen Abgang des Trainers Gerd Zenhäusern, der anfangs Oktober von Larry Huras abgelöst wurde. Er übernahm Gottéron auf dem 11. Tabellenplatz und dem Routinier traute man zu die Playoff-Qualifikation noch zu schaffen, doch am Schluss blieb der Status Quo mit 177 einkassierten Gegentreffern, 13 mehr als das Tabellenschlusslicht Ambrì-Piotta. Geht es nun aufwärts?

Eines der Hauptprobleme war letzte Saison, dass man mit Benjamin Conz einen Torhüter hatte, der seiner Mannschaft nie ein Rückhalt war. Als man die Verpflichtung von Reto Berra bekannt gab, schien das Problem für die neue Saison gelöst, doch dann ging das Goalieschauspiel weiter: Berra erhielt ein Angebot der Anaheim Ducks und kehrte nach Nordamerika zurück. Damit ging die Suche nach einem Torhüter von vorne los und Sportchef Christian Dubé gelang es, den Kanadier Barry Brust von Slovan Bratislava zu verpflichten. Und die zuletzt nicht erfolgsverwöhnten Fans hoffen, dass er Gottéron wieder in die Playoffs hexen kann.

Neuer Coach soll Umschwung bringen

Der Kanadier Mark French soll als Nachfolger von Larry Huras die Drachen wieder auf Vordermann bringen. Er kennt das Schweizer Eishockey nicht, hat aber den Vorteil, dass sich jeder Spieler unter ihm neu beweisen muss – also ein kompletter Neuanfang. Wie üblich sind die ersten Rückmeldungen der Spieler positiv, doch die Wahrheit wird sich erst im harten Meisterschafts-Alltag beweisen.

Der norwegische Nationalspieler Jonas Holös soll das neue defensive Gewissen von Gottéron werden. Der Routinier hat die Qualitäten um diese Aufgabe zu erfüllen. Eher überraschend kam die Verpflichtung eines weiteren Routiniers. Man darf gespannt sein, was der französische Internationale Laurent Meunier bringen kann. Matthias Rossi, der von Biel verpflichtet wurde, kann mit seiner physischen Präsenz eine wichtige Rolle spielen. Jim Slater, der nach zwei Saisons in Genf eine neue Herausforderung sucht, soll einer der weiteren Schwachpunkte der letzten Saison, die Centerposition, beheben.

Reicht die Offensivpower für die Playoff-Qualifikation?

Unbestritten ist, dass Gottéron genügend Offensiv-Talent hat um jede gegnerische Defensive in Schwierigkeiten zu bringen. Yannick Rathgeb ist vielleicht der beste Schweizer Offensiv-Verteidiger. Er wird auch dieses Jahr für Spektakel und viele Tore sorgen. Aber da ist die Kehrseite der Medaille. Er beendete die Qualifikation mit einer katastrophalen Minus-21-Bilanz. Einer der Hauptaufgaben von French wird es sein, Rathgeb zu disziplinieren, damit dieser nicht immer kopflos nach vorne geht und vor allem seine defensiven Hausaufgaben nicht vergisst.

Kapitän Julien Sprunger genauso wie Roman Cervenka und Michal Birner sind für mindestens einen Punkt pro Spiel gut. Doch natürlich ist es nicht der Zweck der Übung, dass diese drei bei jeder Partie mehr als 30 Minuten pro Spiel auf dem Eis stehen müssen. Auch dies wird zu den Hauptaufgaben von Mark French sein: Er muss die Eiszeiten besser verteilen, auch die Spieler des dritten und vierten Blocks müssen ihren Anteil zum Erfolg beitragen.

Es ist bekannt, dass der Drache vor allem von den Emotionen lebt. Ein guter Saisonstart ist enorm wichtig. Die Fans von Gottéron sind treu und begeisterungsfähig. Doch eine weitere Katastrophen-Saison wie die letzte wäre nur schwer zu goutieren. Das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive kann eigentlich nur besser werden und damit eine Playoff-Teilnahme wieder realistischer werden.

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Barry Brust

Der letztjährige KHL-Torhüter Barry Brust soll dafür sorgen, dass Gottéron nicht wieder in der Gegentor-Statistik führt. Foto: Andreas Robanser