Letten mischen Schweizer Ligen auf

23.4.2016 - Von Fabian Lehner

Deniss Smirnovs und Sandis Smons stehen mit Lettland in der Abstiegsrunde gegen Dänemark. Wir haben uns mit den beiden Junioren aus Genf getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, wieso so viele junge Spieler – elf an der Zahl – aus Lettland ins Schweizer Junioren-Eishockey wechseln. Heute kommt es für sie zum entscheidenden dritten Abstiegsrundenspiel.

Die beiden Jungs scheinen zuversichtlich. „Natürlich haben wir gehofft, dass wir gegen die Schweizer einen Sieg holen, und gar nicht erst in dieser Situation wären. Aber der Coach hat uns gut vorbereitet und wir haben gut trainiert“, meint der Stürmer Smirnovs. „Wir kennen die Dänen auch gut und haben uns einige Videos angeschaut“, ergänzt der Verteidiger Smons. Die Jungs gehen also mit erhobenem Hauptes in diese Spiele und haben auch prompt das erste Spiel mit 5:1 gewonnen. Generell sind sie mit dem Turnier zufrieden: „Ich denke wir hatten zwei sehr gute Spiele gegen die Schweden und die Schweiz. Mehr lag wohl nicht drin“, meint Smirnovs. Er, der Topscorer der Schweizer U17-Liga Novizen Elite, ist der etwas Redseligere von den beiden.

Natürlich interessiert es uns neben dem Turnier auch sehr wieso sie gerade in die Schweiz gekommen sind. „Kaspars Daugavins (ehemaliger Spieler von Genf-Servette) hat uns da sehr geholfen. Er rief bei Servette an und fragte ob sie es sich vorstellen könnten, zwei lettische Talente zu integrieren“, erzählt Smons, „und glücklicherweise haben sie ja gesagt.“

„Wir mussten ein Probetraining machen und haben uns nachher für fünf Jahre verpflichtet. Das ist eine super Situation für uns“, bestätig Smons seinen Landsmann. Die Vorteile liegen für beide auf der Hand. „Das Level ist viel höher als in Lettland. Bei uns gibt es nur eine gute Mannschaft mit Dinamo Riga, hier sind es mindestens vier bis sechs“, Meint Smirnovs.

„Das merkt man ganz eindeutig auch bei den Junioren. Alles ist viel Schneller als es in Lettland war, aber wir sind ja auch schon zwei Jahre hier, und haben uns daran gewöhnt“, meint der etwas schüchterne Smons.

Die NLA ist für beide das Ziel, aber sie bleiben bescheiden. Sie fokussieren sich zuerst auf die Zukunft eine Altersklasse höher bei den Elite-Junioren. „Meinen Titel als Topscorer will ich auf jeden Fall verteidigen“, sagt Smirnovs selbstbewusst. „Den habe ich, nachdem ich letztes Jahr zweiter hinter Nico Hischier wurde, auch erwartet.“

Allgemein gefällt es ihnen in der Schweiz. Genf sei eine schöne Stadt und die Leute sind sehr nett. Ihr Französisch ist auch schon sehr gut. Sie haben zwar noch Mühe es zusprechen, verstehen es aber bereits sehr gut. Das können wir bestätigen, zumindest die Begrüssungsfloskeln klingen schon sehr gut.

Die beiden sind nur zwei von einer wachsenden Zahl an Spielern aus dem Baltikum, die als Junioren in die Schweiz kommen und auf den Status Lizenz-Schweizer setzen. Die beiden NLA-Torhüter Elvis Merzlikins (Lugano) und Ivars Punnenovs (Langnau) sind die Bekanntesten. Beide sammelten auch schon Erfahrungen mit dem lettischen Herren-Nationalteam. In der NLB kamen mit den Stürmern Toms Andersons (Thurgau), Marks Lazarevs und Rihards Puide (beide GCK Lions) gleich drei Letten mit Schweizer Lizenz zum Einsatz. Die beiden GCK-Stürmer spielten auch bei den Elite-A-Junioren zusammen mit ihrem Landsmann Eriks Zubulis. Ebenfalls bei den Elite-A-Junioren spielen Valts Peleckis (Rapperswil) und Emilijus Krakauskas. Der Litauer kam ebenfalls über Lettland in die Schweiz und ist Topscorer der Bieler Junioren. Bei den Novizen sind neben den beiden Genfern auch Rihards Melnalksnis (Langnau), Kristers Arnicans (ZSC Lions) und Rihards Mezsargs (Rapperswil) im Einsatz. Die Spieler aus dem nordosteuropäischen Land mit knapp zwei Millionen Einwohnern machen sich im Schweizer Junioren-Eishockey breit.

Etwas Besonderes ist es für Smons und Smirnovs immer dann, wenn Elvis Merzlikins mit Lugano nach Genf kommt. „Dann haben wir immer einen lettischen Abend“, meint Smons. Chris McSorley kennen sie noch nicht so gut, aber er gibt ihnen viele Tipps. Ab nächster Saison hoffen sie auch mit der 1. Mannschaft trainieren. Es wird wohl nicht die vollen fünf Jahre ihres Vertrag brauchen, bis die beiden Letten als Lizenz-Schweizer gelten und ein erstes Ausrufezeichen in der NLA setzen können.

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Genfer Letten

Die beiden lettischen U18-Nationalspieler Deniss Smirnovs und Sandis Smons stehen im Alltag für die Novizen von Genf im Einsatz. Fotos: Andreas Robanser