Und plötzlich steht Ovechkin vor dir

12.1.2016 - Von Pascal Zingg

Die Edmonton Oil Kings sind eine der wenigen Mannschaften der kanadischen Junioren Liga WHL, die ihre Spiele in einem NHL-Stadion austragen. Mitten drin in diesem Trubel spielt mit U20-Nationalspieler Dario Meyer auch ein Schweizer. Wir wollten deshalb von ihm wissen, wie es sich anfühlt im Herzen des Hockeylands Kanada Eishockey zu spielen.

„Es schon sehr speziell im gleichen Stadion wie die Edmonton Oilers zu spielen. Wir sehen die Stars der ersten Mannschaft beinahe täglich. In der Garderobe kreuzen sich unsere Wege immer wieder, so dass ich mich ab und zu auch mit den Spielern unterhalten kann“, beschreibt Meyer die Situation in Edmonton. Auch die Auswärtsteams könnte er immer wieder beim Training beobachten. „Da kann es schon mal vorkommen, das grosse Spieler wie Alex Ovechkin neben dir durchlaufen“, meint der Berner beeindruckt.

Auch neben dem Eis spüre man, dass man in Edmonton verrückt nach Eishockey ist. „Die Leute erkennen dich in der Stadt. Sie sprechen dir Mut zu oder wollen gar ein Autogramm von dir.“ Obwohl die WHL-Mannschaft der Oil Kings in der gleichen Halle spielt wie die grossen Edmonton Oilers, kämen auch zu den WHL-Spielen noch viele Fans meint Meyer. „Wenn nicht so viele Leute da sind, ziehen sie im oberen Rang jeweils einen Vorhang, damit das Stadion nicht so leer aussieht. In den Derbies gegen Red Deer oder Calgary kann es jedoch schon mal vorkommen, dass wir vor 15'000 Leuten spielen. Die Atmosphäre an diesen Spielen ist immer sehr speziell und auf dem Eis geht es dementsprechend noch härter zu und her.“

Musste viel lernen

Sportlich gehört Meyer mit 0.54 Punkten pro Spiel (26 Spiele, 5 Tore, 9 Assists) zu den vier produktivsten Spielern der Oil Kings. „Ich hatte am Anfang grosse Mühe mit dem kleinen Eisfeld und der damit verbundenen Härte. Ich musste deshalb viel lernen. Der Coach konnte mir jedoch sehr viel beibringen. Nun bin ich aber angekommen und fühle mich sehr wohl im Team“, beschreibt der junge Berner seine sportliche Situation. Verglichen mit den Elite-Junioren sei das Niveau in der WHL einiges höher. „Einige Spieler möchten sich für den Draft aufdrängen. Andere sind schon gedraftet und wollen sich mit guten Leistungen für höhere Aufgaben empfehlen. Dies steigert das Niveau extrem.“

Einen grossen Unterschied, gäbe es derweil auch bei der Anzahl der Spiele, so gäbe es in der WHL doppelt bis drei Mal so viele Spiele, wie bei den heimischen Elite-Junioren. „Das ist einerseits strenger, auf der anderen Seite macht es aber auch mehr Spass, weil du viel schneller wieder für ein Spiel aufs Eis kannst.“ Als dritten Unterschied nennt Meyer die Aufmerksamkeit, die der Juniorenliga geschenkt wird. „Die WHL ist ein grosses Thema in den Medien, weshalb auch viel mehr Zuschauer an die Spiele kommen.“

Schule, Training, Roadtrip

Steht der Berner einmal nicht auf dem Eis, besucht er mit einigen Teamkollegen eine Schule, in der er vor allem sein Englisch verbessert. „Es ist gut neben dem Eishockey auch noch ein bisschen Abwechslung zu haben. So kann man ab und an auch an etwas Anderes als nur Hockey denken“, meint Meyer. Als speziell bezeichnet der Stürmer der Schweizer U20-Nationalmannschaft derweil die Roadtrips. „Wir verbringen sehr viel Zeit im Bus, um an die Auswärtsspiele zu reisen. Der Bus ist viel komfortabler ausgestattet als bei uns in Europa. Ich schlafe deshalb sehr oft im Bus oder bin einfach nur am Handy.“ Neben Schule, Training und Roadtrip bleibe dabei nicht mehr viel Zeit für Freizeit. „Ab und zu gehe ich mit meinen Teamkollegen etwas shoppen. Interessanterweise spielt sich das Leben in Edmonton weniger im Stadtzentrum, als viel mehr in den grossen Einkaufszentren am Stadtrand ab“, meint der junge Berner. In der Schweiz habe er ausserdem sehr oft Badminton oder Tennis gespielt. Dies jeweils mit seinen damaligen Teamkollegen Julien Privet und Tim Grossnicklaus.

Noch völlig ungewiss ist, wo Meyer nächste Saison spielen wird. Theoretisch könnte er als Overager noch eine Saison bei den Oil Kings anhängen. Da die WHL pro Team jedoch nur drei Spieler zulässt, die älter als 20 Jahre sind, ist diese Option mehr als ungewiss. Meyer selbst lässt sich davon jedoch nicht stressen: „Ich konzentriere mich erst einmal auf meine Leistungen in dieser Saison. Danach schaue ich, was ich in der nächsten Saison mache, ich bin mir jedoch sicher, dass ich ein gutes Angebot kriegen werde.“

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Meyer

Dario Meyer im Einsatz an der Junioren-WM in Helsinki. Foto: Andreas Robanser
 
 

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