Derby-Final im Mittelland?

31.8.2015 - Von Leroy Ryser

Für die NLB-Interessierten scheint in dieser Saison bereits vor dem Start vieles klar: Langenthal und Olten kämpfen um die vordersten beiden Plätze, La Chaux-de-Fonds, Visp, Rapperswil und Martigny kämpfen um die Plätze 3 bis 6 und Winterthur, die GCK Lions, Ajoie und Thurgau kämpfen um die letzten beiden Playoff-Plätze. Doch welche Geschichte wird der unberechenbare Sport schreiben?

Wer Experten, Zuschauer, Spieler und Funktionäre fragt, der erhält für diese Saison sehr ähnliche Prognosen. Langenthal und Olten haben die besten Teams, Rapperswil muss sich zuerst an die NLB gewöhnen und spielt deshalb nicht ganz vorne mit, Thurgau und Ajoie sind die Favoriten für die Plätze sieben und acht, während die GCK Lions und Winterthur eher ohne Chancen bleiben. Doch fast in jedem Jahr gibt es Überraschungen – positive wie negative – welche nicht vorauszusehen sind. Wer wird für diese Sport-Geschichten zuständig sein?

Thurgau als Favorit der Kleinen

Mit den Rapperswil-Jona Lakers und Winterthur spielen in der nächsten Spielzeit in der NLB gleich zwei neue Mannschaften und damit auch ein Team mehr als noch im letzten Jahr. Das ist gut. Neue Stadien, neue Gegner und auch andere Spieler werden damit die NLB bereichern. Doch insbesondere der EHC Winterthur wird es enorm schwer haben, sich in dieser Liga zu profilieren. Gerade weil die Equipe ohne Ausländer starten wird, dürfte der EHCW auf längere Zeit grösste Mühe haben, den Anschluss an die Playoffplätze zu halten. Auch Ajoie, das in diesem Jahr jünger – besonders auf dem Torhüterposten – ist, wird es ähnlich wie die GCK Lions schwer haben, die entscheidenden Punkte für eine Playoff-Qualifikation zu sammeln. Und sollte es auch Hockey Thurgau nicht gelingen, den Effort aus den letzten Jahren zu wiederholen, so droht in der NLB vielleicht sogar eine Zweiklassengesellschaft. Es kann aber auch anders gehen: Winterthur wird beflügelt vom Aufstieg Unglaubliches schaffen und gerade zu Beginn der Saison zahlreich Punkte sammeln. Ajoie fightet aufgrund der technischen Stärke und Schnelligkeit sogar ganz vorne mit und Thurgau kann dank Verpflichtungen wie jener von Adrian Brunner oder dem zu viel unterschätzten Eric Arnold ebenso überzeugen wie in den letzten Jahren. Alles ist möglich.

Wie gut sind die Lakers?

Zwei Wege gibt es auch bei Red-Ice Martigny. Auf dem Papier ist die Mannschaft nicht besser geworden. Besonders in der Verteidigung scheint der Kader eher schlechter. Gerade weil die Philosophie auf defensive Disziplin ausgelegt ist, muss dies aber kein Problem sein. Martigny kann dank der eigenen Disziplin erneut auf den zweiten Rang vorstossen, erwartet wird aber eher, dass die von Russen unterstützte Mannschaft auf dem 6. Rang klassiert sein wird. Ähnlich kann es auch bei Rapperswil-Jona laufen. Der Absteiger dürfte die SCL Tigers kaum 1:1 ersetzen können. Weder von der Stärke her, noch vom Fanaufmarsch. Nach einer langen Phase der Zweifel ist es den Verantwortlichen aber dennoch gelungen, ein kompetitives Team auf die Beine zu stellen. Ist der Abstiegsgroove beseitigt, ist diese Mannschaft fähig vorne mitzuspielen. Gerade aber die erste B-Saison der SCL Tigers lässt eher gegenteiliges vermuten, insbesondere weil die Lakers qualitativ doch etwas schwächer einzuschätzen sind.

Interessant erscheint aber auch die Beurteilung von La Chaux-de-Fonds und Visp, die beide Top oder Flop sein können. La Chaux-de-Fonds beispielsweise hat auf der Torhüterposition keinen Top-Drei-Torhüter. Das kann ein Problem sein. Der hintransferierte David Stämpfli ist ausserdem nicht so gut wie der Abgänger Dave Sutter (Biel). Auch das kann Spuren hinterlassen. Aber: La Chaux-de-Fonds hat eine gute Altersmischung im Team und offensiv gefährliche Routiniers. Bei Visp hingegen besteht die Gefahr vielmehr beim Gegenteil, weil es eine sehr junge Mannschaft ist. Jung und vor allem auch klein(er). Spieler wie Neher, Altorfer und Privet sind zwar technisch sehr stark, treffen sie aber auf eine Linie, zusammengestellt von Josh Primeau, Arnaud Montandon und Marc Kämpf so wird es für sie besonders schwierig. Der Vorteil hier dürfte aber der Torhüter sein: An einem guten Tag kann Matthias Schoder definitiv der beste Keeper der Liga sein. Möglich, ist auch bei diesen vier Teams, alles.

Im Mittelland sind die Favoriten

Zwei Mannschaften bleiben für die Einschätzung also noch übrig und diese beiden werden zurecht ganz vorne hingetippt. Überraschenderweise waren jene Teams in der letzten Qualifikationssaison auf den Plätzen fünf und sechs rangiert. Beide Mannschaften haben in der Zwischenzeit den Trainer entlassen und wollen nun wieder ganz vorne angreifen. Langenthal und Olten dürften diese Erwartungen auch erfüllen.

Olten beispielsweise hat sich punktuell und treffend verstärkt. Mit Reto Kobach und Stefan Hürlimann wurden gute, solide Arbeiter transferiert. Während die Oltner in der Offensive eine Wucht bleiben werden, steht das Fragezeichen erneut in der Defensive. Matthias Mischler kann im Tor heroische Leistungen erbringen und zu den besten drei Keepern gehören, es kann aber auch sein, dass er sich mit Kevin Huber in einem Zweikampf messen muss. Das wiederum wäre keine Auszeichnung für den Ex-Ajoulos. Der Derbygegner aus Langenthal wird in diesem direkten Vergleich kaum Probleme haben. Mit dem gereiften Marco Mathis und dem weiterhin starken Marc Eichmann haben die Langenthaler eines der besten Duos. Dazu kommen herausragende Transfers wie jene von Phlippe Seydoux und Claudio Cadonau, welche die Defensive weiter stabilisieren. Auffallend ist derweil die zugewonnene Grösse mit Stürmern wie Arnaud Montandon und Josh Primeau. Das alles ist vor allem auf den Trainer Jason O’Leary abgestützt, der wie er selbst sagte, kanadisch spielen will. Sprich hart, schnell und aggressiv. Gerade dort kann aber auch der mögliche Stolperstein der Langenthaler sein. Denn wer gross ist, muss nicht unbedingt auch schnell sein. Kommen die Checks zu spät, so kann das System auch fehlschlagen. Und kanadisch spielen heisst, wie an der Weltmeisterschaft deutlich ersichtlich war, auch technische Stärke mitzubringen. Abgesehen von der alles überstrahlenden ersten Linie mit Brent Kelly, Jeff Campbell und Stefan Tschannen muss diese erst bewiesen werden.

 

Tipp-Rangliste von hockeyfans.ch für die Qualifikation:

  1. EHC Olten

  2. SC Langenthal

  3. HC La Chaux-de-Fonds

  4. Rapperswil-Jona Lakers

  5. EHC Visp

  6. HC Red-Ice Martigny

  7. Hockey Thurgau

  8. HC Ajoie

  9. GCK Lions

  10. EHC Winterthur