„Das Schweizer Trikot anziehen war genial“

8.5.2015 - Von Leroy Ryser

Cody Almond bestreitet seine erste Weltmeisterschaft für die Schweizer Nationalmannschaft. Der gebürtige Kanadier ist begeistert, seine zweite Heimat repräsentieren zu dürfen. Der beste Moment dieser WM sei indes aber nicht das nahende Spiel gegen das ursprüngliche Zuhause.

Paul DiPietro, Ryan Gardner und Cody Almond. Drei Kanadier, die zugleich Schweizer sind. Dank ihren Vorfahren haben sie den Schweizer Pass, obwohl sie allesamt in Kanada geboren sind. „Das ist gar nicht mehr so speziell“, lacht Cody Almond, der Jüngste in diesem Verbund. Gleich im nächsten Atemzug, muss er aber zugeben, dass es nicht alltäglich ist. „Es ist sehr speziell, an einer WM ein Land zu repräsentieren. Das ich aufgeboten wurde, freut und ehrt mich sehr“, sagt der 25-Jährige. Dass dieses Aufgebot von der Schweiz kommt, sei hingegen nicht allzu speziell, fühle er sich doch sehr heimisch in seiner „Heimat, weg von daheim“. „Ich fühle mich sehr wohl in Genf und mir gefällt es in der Schweiz. Dass ich nun für dieses Land spielen darf, macht mich stolz.“

Eine Medaille aus Prag

Es ist das erste Mal, dass er dies darf. Seit letztem Sommer ist Almond für die Schweiz spielberechtigt und weil er sich trotz eines Vertrages in der NHL bei Minnesota in Übersee nicht durchsetzen konnte, ist er im Verlauf der letzten Spielzeit wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Das Thema NHL sei derzeit weit weg. Im Fokus stehen für ihn Servette und die Schweizer Nationalmannschaft. „Ich will mit Genf einen Titel gewinnen. Und wir wollen aus Prag mit einer Medaille heimkehren“, sagt er mit kanadischem Selbstverständnis.

Zugegeben sei die NHL vielleicht entfernt ein Thema, entsprechend sei er auch enttäuscht gewesen, als er die Chance in der letzten Saison nicht erhielt, für die Wilds zu stürmen. „Ich dachte eigentlich, dass ich ein gutes Camp gespielt habe, dann hat es trotzdem nicht gereicht.“ Heute sei er aber sehr froh, dass er wieder in die Schweiz zurückkehren konnte.

Anstatt mit den Wilds die Playoffs zu absolvieren, steht Almond seit WM-Beginn im Kader der Schweizer Nationalmannschaft. Und dort hat der Center bisher überzeugen können. Immerhin verfügt er mit +3 über die beste Bilanz im Schweizer Team, neben zwei Assists blieb ihm ein Torerfolg aber noch verwehrt. „Ein Tor zu machen wäre schön, aber ich fokussiere mich gar nicht auf persönliche Statistiken“, sagt er.

Polyvalent einsetzbar

Für seine ersten Einsätze bei einer Weltmeisterschaft sind die Leistungen aber dennoch ansprechend. Er versucht mit Pässen die Angriffe zu orchestrieren, nahm bisher auch seinen defensiven Part stets wahr. „Ich bin mir alle Rollen gewohnt. Das macht mich stark. Ich kann überall und mit jeder Aufgabe eingesetzt werden“, verrät der 25-Jährige. Dass er am Samstagabend gegen Schweden neben Damien Brunner und Kevin Fiala den etwas defensiveren Part übernehmen muss, sei kein Problem für ihn. „Ich will sie so gut wie möglich unterstützen, damit sie ihre Aufgabe bestmöglich erfüllen können“, sagt Almond.

Dass nach der flauen Ausbeute vor dem gegnerischen Tor mehr Druck auf seiner Linie und ihm lastet, sei für ihn aber kein Thema. „Wir repräsentieren ein Land an einer Weltmeisterschaft. Da gibt es immer Druck.“ Er wolle selbst nicht zu viel darüber nachdenken und einfach spielen. Das Beste geben und gewinnen.

Und das sei denn auch weiterhin möglich, daran zweifelt der Linksschütze keine Sekunde. „Die Schweden sind sehr gute Schlittschuhläufer. Wir müssen unbedingt mit mehr Tempo durch die neutrale Zone gehen und etwas physischer spielen“, erklärt Almond. Dann sei ein Erfolg aber durchaus möglich. Denn: „Unser Boxplay war herausragend. Und wenn wir vielleicht ein Powerplaytor schiessen, dann können wir auch Schweden schlagen.“

Erstmals gegen Crosby

Noch etwas spezieller als das heutige Spiel gegen Schweden dürfte aber jene Partie von morgen gegen Kanada sein. Denn Almond ist gebürtiger Kanadier und darf deshalb erstmals gegen seine Heimat antreten. „Gegen Spieler wie Sidney Crosby zu spielen wird sowieso sehr speziell. Es wird das erste Mal für mich sein, diese Möglichkeit zu haben“, sagt Almond.

Aber trotz dem morgigen Spiel gegen die Kanadier: Jener Moment, den er in seinen Erinnerungen behalten möchte, kam ganz am Anfang. „Das Trikot ein erstes Mal anzuziehen, war für mich absolut genial.“ Dieser Moment, erstmals für ein Land zu spielen, sei besonders speziell gewesen. „Und wenn nach einem grossen Sieg auch noch deine Fahne nach oben getragen wird, und die Hymne ertönt, dann ist das genial.“

Nicht zuletzt deshalb wolle er den Text des Schweizer Psalms noch lernen. „Das ist auf meiner To-do-Liste“, lacht er. Genauso wie Französisch und später auch Deutsch zu lernen. Zuerst stehen aber andere Programmpunkte an. Und die tragen den Namen Viertelfinal. „Wir haben die Leidenschaft und den Willen, eine Medaille zu holen.“ Die Chemie und das Können stimmen ebenfalls, ist Almond überzeugt. „Wir können das schaffen.“