Schweizer bei den Playoff-Protagonisten

14.4.2015 - Von Maurizio Urech

Hier kommt der zweite Teil unserer Vorschau zu den NHL-Playoffs mit den Paarungen im Westen, welche aufgrund der hohen Schweizer Beteiligung für uns besonders interessant ist. Zuerst schauen wir die Central Division an, dann die Pacific Division.

St. Louis Blues (1) gegen Minnesota Wild (4)

Die St. Louis Blues haben eine konstante Qualifikation gespielt und dank fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen gewann man die Central Division mit starken 109 Punkten. Minnesota hatte einen harzigen Start und Mitte Januar lag man acht Punkte hinter einem Playoffplatz. Die Verpflichtung von Goalie Devan Dubnyk veränderte alles. Seit dem 15. Januar sind die Wild das beste Team im Westen mit 59 Punkten.

Auf der Goalieposition besitzen die Blues keine klare Nummer eins. Brian Elliott und Jack Allen gehen mit gleichen Chancen in den Playoffs, Coach Hitchcock wird die Wahl treffen. Bei Minnesota ist Devan Dubnyk die unumstrittene Nummer eins, er war einer der Hauptgründe wieso die Wild die Qualifikation doch noch schafften und ein Trumpf für Minnesota. In der Verteidigung gibt es wenige Unterschiede. Bei den Blues heissen die Leader Shattenkirk und Bouwmeester, während bei Minnesota der unumstrittene Leader Ryan Suter heisst, doch auch Jared Spurgeon und Marco Scandella spielten ihre bisher beste Saison in der NHL und werden eine wichtige Rolle spielen.

In der Offensive sind die Blues sehr breit aufgestellt angeführt von Vladimir Tarasenko und Jaden Schwartz, komplettieren David Backes und Alexander Stehen das Quartett mit mehr als 20 Treffern, aber gleich dahinter folgt das Trio T.J. Oshie, Paul Stastny und Jory Lehtera, damit haben die Blues drei Sturmlinien die Tore schiessen können und einen vierten Block der solides Eishockey zeigt. Bei den Wild sind vor allem die ersten zwei Blöcke fürs Toreschiessen zuständig. Zach Parise kam erstmals seit 2011/12 auf über 30 Treffer und komplettiert die Linie mit Jason Pominville und Mikael Granlund. Der zweite Block wird von Center Mikko Koivu angeführt und von den Flügeln Chris Stewart, der während der Saison aus Buffalo kam, und Nino Niederreiter komplettiert. Niederreiter erzielte 24 Tore - gleich 10 mehr als in seiner bisher besten NHL-Saison - und wird sicherlich auch in den Playoffs zu den Trümpfen der Wild zählen.

Prognose: Diese Serie dürfte sehr ausgeglichen sein, da wir aber glauben dass Minnesota den besseren Torhüter hat, wird Minnesota die Serie in sieben Partien gewinnen.

Nashville Predators (2) – Chicago Blackhawks (3)

Nashville spielte eine souveräne Qualifikation, die Playoffs waren nie wirklich in Gefahr, dies vor allem weil diesmal Torhüter Pekka Rinne gesund blieb, während Chicago Hochs und Tiefs hatte und vor allem den Ausfall von Patrick Kane beklagen musste.

Diese Paarung könnte sehr wohl durch die Torhüter entschieden werden. Pekka Rinne ist zweifellos einer der besten Goalies der Welt und könnte zu einem Trumpf für Nashville werden, doch auch Corey Crawford spielte eine starke Saison und weiss wie man in den Playoff gewinnt. In der Verteidigung hat Nashville leichte Vorteile gegenüber Chicago, das Duo Shea Weber – Roman Josi gehört nicht nur defensiv zum Besten, was die NHL anbieten kann, sondern sorgt auch für offensive Highlights. Roman Josi spielte eine sensationelle Saison mit 15 Tore und 40 Assist, auch das zweite Verteidigungspaar Mattias Ekholm und Seth Jones spielten eine starke Saison. Chicago konnte den Abgang von Nick Leddy nicht wirklich kompensieren und in den Playoffs wird viel vom Quartett Duncan Keith, Brent Seabrook, Niklas Hjalmarsson und Johnny Oduya abhängen.

Kaum eine Mannschaft hat eine so starke Offensive wie die Chicago Blackhawks. Jonathan Toews, Patrick Sharp, Marian Hossa und Brandon Saad schiessen nicht nur viele, sondern vor allem auch wichtige Tore und dazu wird Patrick Kane, der seit dem 24. Februar verletzt ausfiel, ins Team zurückkehren. Das einzige Fragezeichen ist Brad Richards. Bei Nashville hat Neuzugang Mike Ribeiro voll eingeschlagen, dazu spielte der Rookie Filip Forsberg eine sensationelle Saison mit 63 Punkten. Zusammen mit dem Trio Colin Wilson, Mike Fisher und Craig Smith waren sie dafür verantwortlich, dass Nashville auch offensiv stark war und mit dem Transfer von Mike Santorelli konnte ein wichtiger Ergänzungsspieler verpflichtet werden. Kevin Fiala wurde von Nashville auf die Playoffs hin zurückgerufen, doch ob er zu Einsätzen kommen wird, ist fraglich.

Prognose: Kaum eine Serie verspricht so spannend und ausgeglichen zu werden wie diese und es würde uns nicht überraschen wenn diese in der Verlängerung von Spiel 7 entschieden wird, zu Gunsten von Nashville.

Anaheim Ducks (1.) – Winnipeg Jets (4.)

Anaheim spielte wie Nashville eine souveräne Qualifikation und kam auf 109 Punkte wie die St. Louis Blues. Winnipeg schaffte die Qualifikation in extremis dank einem starken Endspurt in dem Goalie Ondrej Pavelec eine Schlüsselrolle spielte.

Auf der Torhüterposition sind beide Teams etwa gleich stark besetzt, bei Anaheim dürfte Frederik Andersen die Playoffs beginnen, John Gibson ist eine valable Alternative. Bei Winnipeg verlor Pavelec während der Saison seinen Platz an Rookie Michael Hutchinson, doch in der Schlussphase der Qualifikation kehrte der Routinier zurück und überzeugte durch starke Leistungen. In der Verteidigung hat Anaheim leichte Vorteile. Während der Saison kamen James Wisniewski und Simon Depres, die zusammen ein starkes Paar bildeten. Auch Francois Beauchemin und Hampus Lindholm sind genauso wie Sami Vatanen und Cam Fowler sichere Werte. Winnipeg hatte grosses Verletzungspech und verlor im Dezember gleich die besten vier Verteidiger. Dustin Byfuglien kehrte in die Verteidigung zurück und aus Buffalo kam Tyler Myers.

Ryan Kesler war der Königstransfer von Anaheim und hat voll eingeschlagen. Und da auch Captain Ryan Getzlaf und Corey Perry regelmässig scorten, gehörte die Offensive zu den Stärken von Anaheim, dies weil auch andere Spieler wie Matt Beleskey, Kyle Palmieri oder Andrew Cogliano wichtige Treffer schossen. Bei Winnipeg war das Trio Andrew Ladd, Blake Wheeler und Brian Little, das für die offensive Musik sorgte. Ergänzt wurden sie durch Mark Scheifele, Evander Kane und Drew Stafford, der während der Saison aus Buffalo kam. Damit hat Winnipeg vier ausgeglichene Blöcke am Start.

Prognose: Winnipeg wird diese Playoffs mit grossen Enthusiasmus beginnen, doch am Schluss dürfte die grössere Routine von Anaheim in sechs Partien den Ausschlag geben.

Vancouver Canucks (2.) – Calgary Flames (3.)

Diese Serie ist aus Schweizer Sicht am interessantesten. Nach der Abschiebung von Sven Bärtschi sind immer noch vier Schweizer dabei, die zum Einsatz gelangen werden. Vancouver spielte eine solide, wenn auch nicht eine spektakuläre Saison und die Sedin-Zwillinge waren wie immer eine Bank. Bob Hartley schaffte mit Calgary die Qualifikation für die Playoffs dagegen eine Überraschung. Nach einem starken Beginn erwarteten viele den Einbruch des jungen Teams, das aber in der entscheidenden Phase die wichtigen Punkte buchte.

Das Torhüter-Duell könnte interessant werden. Bei Vancouver kehrte Routinier Ryan Miller erst für das letzte Qualifikationsspiel zurück und er dürfte den Vorzug vor Eddie Lack erhalten. Bei den Flames hat sich Karri Rämö verletzt und Jonas Hiller wird daher die Playoffs beginnen. In der Verteidigung scheint Vancouver breiter besetzt. Hinter mit dem Duo Alexander Edler und Christopher Tanev folgen mit Dan Hamhuis, Kevin Bieksa und den Schweizern Luca Sbisa und Yannick Weber vier weitere starke Verteidiger. Vor allem Weber spielte seine bisher stärkste Saison mit 10 Toren und 11 Assist, während der Vertrag von Sbisa erst kürzlich zu einem gute Salär verlängert wurde. Bei Calgary fehlt seit Ende Februar Kapitän Marc Giordano, andere wie Kris Russell und Dennis Wideman sprangen in die Bresche. Raphael Diaz, der seit dem 2. April nicht mehr gespielt hat, dürfte rechtzeitig für die Playoffs wieder fit sein.

In der Offensive war bei Vancouver Business as usual, die Sedin-Zwillinge schossen viele und vor allem wichtige Tore und waren mit Radim Vrbata die Hauptwaffe der Canucks, doch dahinter kommen mit Alexandre Burrows, Chris Higgins und Nick Bonino weitere Trümpfe in einem Team das breit aufgestellt ist. Sven Bärtschi hätte wie Kevin Fiala auf vereinzelte Einsätze gehofft, wurde aber trotz seiner beiden Treffer im letzten Spiel der regulären Saison in die AHL zurückgeschickt und gehört zum Playoff-Start nicht zum Canucks-Kader. Bei Calgary waren es die jungen Wilden Sean Monahan und Johnny Gaudreau, die eine unglaublich konstante Saison spielten und zusammen mit Routinier Jiri Hudler für 86 der 237 Tore der Flames verantwortlich waren. Doch auch andere wie Joe Colborne und Lance Bouma spielten ihre bisher beste NHL Saison und sorgten dafür dass auch Calgary offensiv gut bestückt ist.

Prognose: Wir trauen dem Team von Bob Hartley eine weitere Überraschung zu und glauben, dass Calgary den Schwung aus der Qualifikation mitnehmen kann und diese Serie in sechs Spielen gewinnen wird.