Wo sollen wir beginnen? Mit dem grandiosen Auftaktsieg gegen die Tschechen? Oder der dummen Aktion von Yannick Rathgeb, welche erst den Ausgleich im wichtigsten Spiel der Vorrunde ermöglichte? Sollen wir über die Disziplinlosigkeiten der Spieler lästern? Sollen wir über verpasste Chancen jammern und uns in Selbstzweifel zerfleischen? Wir hüten uns davor dies zu machen. Denn John Fust sagte es von Beginn an: “Wir haben das jüngste Team der WM. Und wir werden Lehrgeld bezahlen.“ Dass diese Worte so viel Wahrheit enthalten sollten, war vor dem Start Spiel nicht zu erahnen.

Das Startspiel liess dann die Erwartungen hoch steigen. Früh kam das Gefühl auf, dass man jede Mannschaft in Schwierigkeiten bringen kann. Um dann im nächsten Spiel gegen Russland eine heftige Ohrfeige zu erhalten. Davon erholten sich die Schweizer Spieler nicht mehr richtig. Und im entscheidenden Spiel gegen Dänemark vergab man fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit die Führung. Im letzten Spiel gegen Schweden musste man dann ein Unentschieden erreichen um sicher weiter zu kommen oder auf einen Sieg der Russen gegen Tschechien hoffen. Wie wir nun wissen traf beides nicht zu.

Eines der Probleme waren die Spezialsituationen. Weder im Box- noch im Powerplay setzen die Schweizer irgendwelche Duftmarken, sondern diese waren mehr Ärgernis denn lobenswert. In beiden Disziplinen lag die Mannschaft weit hinter den Spitzenteams. Ebenfalls hinter den Spitzenwertungen anderer Nationen war man im Bereich der Torhüterleistungen. Anzuführen ist aber, das beide eingesetzte Schlussmänner mit Jahrgang 96 jung und, auf diesem Niveau, teilweise überfordert waren.

Dass die Mannschaft mehr kann als in den ersten vier Spielen der Weltmeisterschaft gezeigt, sah man an den Spielen gegen Deutschland. Das Team von John Fust lies selten einen Zweifel aufkommen, wer im nächsten Jahr in der Top-Division spielen würde und wer nicht. Diese mentale Reife kann nun für die Zukunft ein grosses Versprechen sein.

In Helsinki wird es mit dem vermutlich kaum veränderten Kader, die wenigen Spieler mit Jahrgang 95 können gut ersetzt werden, das Kader ist durch diese Erfahrung sicher reifer. Wichtig wird für John Fust sein, vor allem auch im Back- und Forechecking das Augenmerk zu verstärken. Teilweise waren diese zu wenig Konsequent. Und hätte man sich während dem Turnier steigern können.

Dennoch sehen wir für die Zukunft wieder bessere Zeiten auf die U20 zukommen. Die Mehrheit des Kaders dürften gerade diese Erlebnisse hier in Toronto helfen, die Juniroen-Nationalmannschaft weiterzuentwickeln. Viele Spieler werden dann sagen, das kennen wir, das haben wir gemacht. Und davon profitieren. Und wenn der Verband den eingeschlagenen Weg mit John Fust weiter gehen wird, dann kann in einem Jahr die eine oder andere Überraschung im Bereich des Möglichen liegen. Und wir werden dann von einer gelungenen Weltmeisterschaft schreiben.

Spieler in der Einzelbewertung:

1 Waeber Ludovic 1996 Fribourg Gotteron GK 6-0-0-0-0 80 Min 21.92MIP 7GA 42SVS 49SOG 85,71%SVS% 5,25GAA

In 80 Minuten Einsatzzeit konnte der Torhüter von Fribourg wichtige Erfahrung sammeln. Kann mit mehr Selbstvertrauen und einer guten Verteidigung stärker werden.

29 Descloux Gautier 1996 Genf GK 5-0-0-0-0 285 Min 78.08MIP 15GA 108SVS 123SOG 87.8%SVS% 3.16GAA

Der Genfer, der in Martigny spielt, war, bis auf das Spiel gegen Russland, solide. Er kann in den kommenden Jahren noch geformt werden. Wenn ihn Chris McSorley behutsam an die NLA heran führt, kann Descloux eine gute bis sehr gute Nummer 1 werden.

2 Fora Michael 1995 Kamloops Blazers WHL D 6-0-2-2-2 -1

Guter erster Pass, solide in der Verteidigung. Nach vorne manchmal zu wenig mutig. Er spielt eher den „Stay at home“ – Verteidiger. Und war dadurch einer der besten Verteidiger. Trotz seiner -1 Billanz.

5 Müller Mirco 1995 San Jose Sharks NHL D 6-0-1-1-6 -1

Mirco Müller hat uns nicht überzeugt. Er kam nicht auf Touren. Oder waren die Erwartungen an einen NHL-Spieler einfach zu hoch? Es war wohl eine Mischung aus beidem. Es wird interessant werden, wie er sich weiter entwickelt.

6 Harlacher Edson 1996 Kloten D 6-0-0-0-2 +1

Stabil nach hinten. Immer wieder mit guten öffnenden Pässen. Er muss noch reifer und mutiger in der Verteidigung werden.

14 Baltisberger Phil 1995 Guelph Storm D 5-0-0-0-6 0

In seiner 4. Weltmeisterschaft nicht mehr so dominierend wie auch schon. Dennoch kann er in seiner Entwicklung noch einen Schritt nach vorne gehen. Die Zeit wird zeigen, wo er sich weiderfinden wird.

20 Kindschi Simon 1996 Davos D 6-0-0-0-2 -1

Unauffälliger Verteidiger, der seinen Job gut machte. Kann in den kommenden Jahren noch weit kommen.

25 Siegenthaler Jonas 1997 ZSC Lions D 6-0-1-1-8 +9

Laut der Statistik war er der beste Verteidiger der Schweizer. Für einen Spieler mit Jahrgang 97 eine gute Weltmeisterschaft. Er zeigte, welchen weg er in Zukunft einschlagen kann. Schwachpunkt: Vor allem im Spiel nach vorne. Hier kann er noch mutiger werden.

27 Rathgeb Yannick 1995 Plymouth Whalers OHL D 4-1-0-1-27 +5

Sollen wir den Captain der Schweizer nun in den Himmel loben für seine gute defensive Arbeit? Oder sollen wir ihn wegen seinen Strafen in den ungünstigsten Momenten tadeln? Wir wissen es nicht. Aber den wahren Rathgeb haben wir nicht gesehen.

9 Hügli Michael 1995 Zug/ Langenthal 6-0-0-0-6 -1

Zusammen mit Marc Aeschlimann eher ein Spieler zur Teamergänzung. Er muss in Zukunft noch einiges lernen. Kann er noch einen Schritt nach vorne machen?

10 Fiala Kevin 1996 HV71 F 6-4-1-5-16 +6

Fiala ist ein offensiver Freigeist, der auch nach hinten arbeitet. Mit seiner guten Technik und seiner Spielübersicht kann er viel erreichen. Noch ist er nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt.

12 Fuchs Jason 1995 Ambri F 6-1-1-2-2- +2

Flink, schnell und gradlinig. Das wären seine Attribute. Aber in den entscheidenden Momenten tauchte Fuchs leider unter. In den Relegationsspielen dann wieder auf der Höhe und ein wichtiger Spieler zum Klassenerhalt.

13 Hischier Luca 1995 Bern F 6-1-4-5-2 -1

Nach der Sperre gegen Rathgeb wurde er unverhofft zum Leader des Teams. Wir waren positiv überrascht über seine Interpretation der Captain-Rolle. Ein Flinker Spieler, der vor allem im Forechecking erfolgreich ist. Kann bald den Sprung in die NLA erreichen.

15 Schmidli Kris 1996 Kelowna Rockets WHL F 6-1-0-1-0 -6

Hat er von sich zu viel gefordert? Wir denken ja. Den wahren Kris Schmidli sahen wir nicht. Aber wir wissen, dass er mehr kann. Und er wird dies in den nächsten Jahren zeigen.

16 Malgin Denis 1997 ZSC Lions F 6-1-6-7-0 +6

Ein Ausnahmekönner welcher lieber den einen Pass zu viel spielt als selber direkt vor das Tor zu ziehen. Oft wäre aber genau dieser Egoismus nötig. Seine Kurve wird aber weiter nach oben zeigen.

18 Schweri Kay F 1996 Sherbrooke Phoenix QMJHL 6-0-1-1-0 -1

Kay Schweri ist mehr der Passgeber, der Spielmacher denn der geborene Torschütze. Defensiv muss er noch mehr an sich arbeiten. Dann kann er sich in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Spieler entwickeln.

19 Aeschlimann Marc 1995 Davos F 6-0-0-0-0 -6

War meistens 13. Stürmer und daher nicht oft im Einsatz. Sein Defensivesverhalten muss noch besser werden. Mehr ein Ergänzungsspieler als ein Leader. Deshalb auch so wichtig für das Team.

21 Fazzini Luca 1995 Lugano F 6-2-5-7-2 +7

Schade ist Luca Fazzini nächstes Jahr nicht mehr in der U20. Wir hätten uns gefreut, ihn noch mal zu sehen. Es machte Spass Fazzini zu zu schauen. Seine Entwicklung hat einen grossen Sprung nach vorne gemacht. Als Playmaker sehr wichtig im Team.

22 Wieser Tim 1995 Sherbrooke Phoenix QMJHL F 6-1-0-1-0 0

Wieser konnte nicht ganz an seine Reputation in der QMJHL anknüpfen. Er kann mehr. Das weis er selber auch. Wird sich aber in den kommenden Jahren zu einem Top Spieler auf Nationalem Niveau entwickeln.

24 Suter Pius 1996 Guelph Storm OHL F 6-2-0-2-2 +5

Ein für sein alter hervorragender smarter Center und Spielmacher. Er ist defensive wie auch offensive eine Bank. Machte selten Fehler. Und wenn, dann bügelte er sie aus.

26 Rod Noah 1996 Genf F 6-3-3-6-2 +6

Rod ist ein Spieler den man gerne in der eigenen Mannschaft hat. Bei ihm stimmt das Paket. Mit drei Toren und drei Assists zeigte er sein Potenzial nur ansatzweise.

28 Meier Timo 1996 Halifax Mooseheads F 6-2-4-6-2 +2

Meier überraschte uns sehr. Mit 21 Schüssen war er sehr erfolgreich. Und wir würden ihm wünschen, wenn er sic him kommenden Jahr noch etwas an Kraft und Gewicht zu legen könnte.