„Tragisch“, „extrem“ und „nicht einfach“

21.4.2014 - Von Leroy Ryser

Der EHC Visp und der EHC Biel können nach dem Saisonende zufrieden, respektive versöhnlich zurückblicken. Visp gewann der Meister und übertraf seine Ziele, Biel scheiterte zwar lange, der Ligaerhalt gelang aber trotzdem.

Im Sport kann nur einer gewinnen. Einer muss verlieren. Diese Aussagen sind zusammen falsch! In der letzten Ligaqualifikationspartie zwischen dem EHC Biel und dem EHC Visp hat kein Team verloren. Die unterklassigen Visper haben den Bielern am Samstag ein letztes Mal alles abverlangt. Sie haben sie in die Enge getrieben, führten sogar mit 2:1 und mussten sich dann in diesem einen Spiel mit 3:2 geschlagen geben. Doch Verlierer sind sie nicht. Nach zuerst eher durchzogenen Saison, die zwischenzeitlich auf dem zweitletzten Rang gipfelte, konnten sie den Meistertitel feiern. In den letzten drei Jahren verloren sie lediglich gegen die beiden A-Klubs Biel und Lausanne ihre Playoff-Serien. Den Rest gewannen sie. „Wir hatten keine Energie mehr“, musste Visp-Trainer Kim Collins zugeben und erwies sich dann sogleich als fairer Sportsmann. „Biel war und ist besser als wir. Bereits auf dem Papier. Sie sind das A-Team, wir das B-Team“, erklärte der Visp-Trainer gefasst. „Aber wir haben gekämpft. Unsere Beine waren tot, aber wir haben mit dem Herzen gespielt und alles herausgeholt.“

„Wir wurden nervös“
Visp hat tatsächlich alles herausgeholt. Gleich nach der Partie musste denn auch Biels Captain Emanuel Peter zugeben: „Wir wurden nervös.“ Vor allem nachdem die Visper mit 2:1 führten und auf dem Weg zum Sieg waren. Da hatten die beiden wenig später folgenden Tore geholfen. „Ramons Tor zum 2:2 war sehr wichtig. Der Treffer zum 3:2 von Marc Wieser kurz nach der Pause aber genauso. Es hat uns wieder Luft gegeben“, erklärte der Biel-Captain den Weg zum Erfolg. Abhaken wolle er die Saison nach dem Sieg im letzten Spiel aber nicht. Analysieren müsse man sie. Und danach könne man sie vielleicht vergessen. Wie dies in Biel bereits üblich ist, stand auch Trainer Kevin Schläpfer inmitten des Freudentaumels. Ihren Hockeygott hatten die Fans wenig nach der Partie bereits herausgerufen und gefeiert. „Der Stein, der mir vom Herzen fiel, ist riesig“, gab Schläpfer später im Interview zu. Nur ein bisschen entfernt werde derzeit an einem neuen Stadion gebaut. Ein Abstieg wäre fatal gewesen. „Wir haben unsere Ziele verpasst. Aber zumindest gab es ein Happy End.“

Ausländer-Rochaden als Erfolgsrezept?
Die Ziele erreicht haben hingegen die Visper. Mit dem zweiten Meistertitel in drei Saisons haben sie nach Lausannes-Weggang die Position des derzeitigen Ligakrösus übernommen. Auf die Frage, wie lange es dauert bis Visp A-klassig sein wird musste Captain Alain Brunold zuerst schmunzeln und sagte dann: „Das ist schwierig zu beantworten. Wir werden sicherlich immer den Titel gewinnen wollen. Wir nehmen Jahr für Jahr und schauen was kommt.“ Zuerst kommt nun aber die Pause. Man sei froh, erstmal ein bisschen Abstand vom Eishockey und voneinander zu erhalten, so Brunold weiter. „Dann werden wir am Samstag ein super Fest in Visp machen und dann gehen wir in die Ferien.“

So gesehen ist nun für beide Seiten klar, dass bereits in einem Jahr die beiden Mannschaften am selben Ort mit denselben Ausgangslagen stehen könnten. Biel wird wohl weiterhin das kleinste Budget haben und man werde höchstwahrscheinlich auch in diesem Sommer wiederum Spieler verlieren, sagt Kevin Schläpfer. „Es ist auch für mich nicht einfach, immer wieder in dieser Situation zu stehen. Es ist tragisch. Es ist extrem. Jetzt muss ich zuerst einmal Pause machen“, erklärte der Biel-Trainer. Danach muss er in derselben Frische zurückkehren, wie ihn die Eishockeyschweiz kennt. Denn wenn Biel aus budgettechnischen Gründen keine namhaften Verstärkungen tätigen kann, dann brauchen sie zumindest ihren Hockeygott, der hie und da einen Trumpf aus dem Ärmel zieht. Wie beispielsweise die Ausländerrochaden in der Ligaqualifikation. Schläpfer traute sich nach dem Sieg im dritten Spiel das Gebot „Never change a winning team“ zu ignorieren und setzte im Spiel drei etwas überraschend auf den späteren Best-Player Dragan Umicevic. Der Schwede war letztlich einer der entscheidenden Spieler der Serie. „Umicevic hat Potenzial. Aber er ist auch ein bisschen eine Diva. Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen. Das hat gut geklappt. Ausserdem ging auch der Einsatz von Beaudoin in Visp, sowie der heute von Spylo genau auf“, zeigte sich der Trainer der Seeländer zufrieden. „Wenn am Schluss alles geklappt hat, dann kann man aber immer erfreut darüber sprechen. Wenn es schief gegangen wäre, dann hätte es Diskussionen gegeben“, so Schläpfer weiter. Aber so kann man im Nachhinein eben auch sagen: Der Hockeygott war, und in diesem Zusammenhang ist das wenig erstaunlich, erneut auf der Seite Biels.

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Biel

Die Biel-Spieler lassen sich nach dem Klassenerhalt von den Fans feiern. Foto: Samanta Grossen

Biels "Hockeygott" Kevin Schläpfer. Foto: Samanta Grossen