Titelverteidiger setzt auf Konstanz

17.9.2024 - Von Fabian Lehner

Der Meister will seinen Titel verteidigen. Die Chancen dafür stehen gut, aber ein leichtes Unterfangen wird es für die Zürcher nicht. Der Kern des Teams blieb zusammen und die Abgänge scheinen verkraftbar zu sein. Nur ein einziger externer Zugang würde getätigt. Das spricht für ein intaktes Team und System, aber hungriger wird das Team so eher nicht. Es wird weniger eine Qualitätsfrage sein, ob der ZSC den Titel verteidigen kann, sondern ob es Marc Crawford und dem Team gelingt, den Meisterblues zu vertreiben.

Die Zürcher durften nach sechs langen Jahren wieder einmal die Trophäe in den Himmel stemmen. Die Lions wurden ihrer Rolle als Favorit während der Saison und auch in den Playoffs gerecht. Auch wenn der LHC im Final ein ebenbürtiger Gegner war und mit etwas Glück auch hätte gewinnen können. Doch dieses Mal war nicht nur die Spielerqualität auf der Seite der Lions, sondern auch das Quäntchen Glück, das ihnen zwei Jahre zuvor gegen den EVZ noch gefehlt hatte.

Sehr viel getan hat sich im Kader des ZSC auf der Seite der Zuzüge nicht. Nur Sattu Kinnunen kam extern zu den Lions nach zwei AHL-Saisons bei den Charlotte Checkers. Er ersetzt den letzte Saison wenig auffälligen Scott Harrington. Die ZSC Lions priesen ihn bei der Verpflichtung als vielseiteigen Verteidiger an. Aus Finnland hört man Ähnliches. Ihm wird eher die fehlende Physis als Grund ausgelegt, warum es am Ende für die NHL nicht gereicht hatte.

Jugend soll nachrücken

Ansonsten hatte man sich vornehmlich intern bei den GCK Lions bedient. Joel Henry, Jan Schwendeler, Daniil Ustinkov, Timo Bünzli und Robin Zumbühl gehören in dieser Saison fix zum Kader. Alle von ihnen konnten bereits letzte Saison NL-Luft schnuppern, teilweise sogar davor. Allen ist eine ordentliche, wenn nicht sogar eine gute NL-Karriere zuzutrauen. Besonders hervorzuheben ist Ustinkov. Kein Eishockey-Spieler mit seinem Jahrgang und dem Schweizer Pass ist mit so viel Talent in den Kufen gesegnet. Läuferisch ist es eine Augenweide ihm zuzuschauen. Es ist seidenfein wie er die Beine bewegt. Es lag sicher nicht daran, dass er beim letzten Draft übergangen wurde. Sorgen machte den Scouts eher seine Entscheidungsfindigkeit und die Physis.

Erfahrungsverlust

Bei den Abgängen ging vor allem Erfahrung verloren. Bis auf Kyen Soppa, der auf mehr Eiszeit beim HC Ajoie hofft unter seinem ehemaligen U20-Natitrainer, sind alle Spieler 27 Jahre alt oder älter, welche den Club verliessen und spielten zuletzt in den hinteren Linien. Jerome Bachofner hofft auf eine grössere Rolle beim EHC Biel. Phil Baltisberger wurde als nicht mehr genügend gegenüber seinem Salär empfunden (so scheint es zumindest) und zog weiter zu den SCL Tigers. Simon Bodenmann beendete seine Karriere. Reto Schäppi wollte noch nicht in den Ruhestand hat sich dem EHC Kloten angeschlossen. Genau so wie Ludovic Waeber, der keine reelle Chance sah, Simon Hrubec kurzfristig als Nummer 1 zu verdrängen. Für ihn ist der Wechsel sicher sinnvoll um weiterhin Spielpraxis als Nummer 1 zu bekommen. Es ist ausserdem sehr mutig Waeber nicht mit einer profilierten Nummer 2 zu ersetzten. Qulitativ sind es nicht die Stützpfeiler, welche bei den ZSC Lions abgebrochen sind. Viel Erfahrung ist aber dennoch verloren gegangen.

Mut zur Kontinuität vs. fehlender Umbruch

Am Ende wird es auf diese Fragen hinauslaufen. Bringt die Kontinuität den Erfolg oder fehlt dem Team der Hunger auf den nächsten Titel und sind die Löwen satt? Hätte es nicht noch mehr neue Mitglieder im Rudel gebraucht? Auf dem Papier bleibt der ZSC die Nummer 1. Die verloren gegangene Erfahrung kann sich in der «schönsten Zeit» im Frühling jedoch rächen. Sind die Jungen bis dann bereit an einem Dienstagabend in den Playoffs den Unterschied auszumachen? Es ist ein mutiger Entscheid von Sven Leuenberger und es ist ihm zu wünschen, dass es hinhaut. Es wäre ein starkes Zeichen an die Liga: Seht her! Auch mit den eigenen Junioren kann man einen Titel verteidigen.

hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1. ZSC Lions
2. EV Zug
3. Lausanne HC
4. Genf-Servette
5. Fribourg-Gottéron
6. HC Lugano
7. HC Davos
8. SC Bern
9. EHC Biel
10. HC Ambrì-Piotta
11. SC Rapperswil-Jona Lakers
12. SCL Tigers
13. EHC Kloten
14. HC Ajoie