Die ZSC Lions müssen Meister werden
Der Titel zum Abschied aus dem Hallenstadion wurde dem Z 2022 kurz vor der Ziellinie weggeschnappt. Der Titel zur Einweihung des neuen Stadions rückte schon vor dem Jahreswechsel in weite Ferne. Die ZSC Lions sind fest entschlossen, den Meistertitel in der zweiten Saison in Altstetten nachzuholen. Es ist kein Wollen, es ist ein Müssen. Kein anderer Club in der National League steht unter derartig grossem Druck, die Meisterschaft zu gewinnen.
Die erste Saison in der neuen Arena war, vom Zuschaueraufmarsch her, ein voller Erfolg. Die Swiss Life Arena war deutlich öfter ausverkauft, als es das Hallenstadion in den Jahren zuvor war. In der neuen Saison wird das auch so sein. Die Lions mussten den Saisonkartenverkauf nach über 8'500 verkauften Karten stoppen, um weiterhin auch Fans eine Möglichkeit zu geben, an Spiele zu kommen, die sich keine Saisonkarte leisten können. Damit die erfreuliche Auslastung so bleibt, muss sportlich ein anderes Gesicht gezeigt werden als letzte Saison. Sven Leuenberger nennt das so: «Wir brauchen mehr mentale Härte.»
Das Kader der ZSC Lions sieht auch für diese Saison hervorragend aus. Zudem hat Trainer Marc Crawford den Konkurrenzkampf erhöht, indem er für mehr Durchlässigkeit zwischen den ZSC- und den GCK Lions gesorgt hat. Einen prominenten Namen hat es bereits erwischt: Die Identifikationsfigur Jérôme Bachofner findet sich plötzlich im Kader der Swiss League wieder und kämpft um den sofortigen Wiederaufstieg. Die Lions wollen vermehrt selber von der eigenen hervorragenden Juniorenarbeit profitieren. Zurzeit stehen 15 Eigengewächse im Kader. 26 beim ZSC ausgebildete Spieler spielen in anderen NL Clubs, 12 in anderen SL Clubs und 5 in der NHL. Einer dieser fünf, Tim Berni, könnte schon bald zu seinem Heimclub zurückkehren und die Konkurrenzsituation weiter anheizen.
Torhüter
Ludovic Waeber war die klare Nummer 2 und hat es trotzdem geschafft, ein Angebot aus Übersee zu erhalten. Mit ihm verlieren die ZSC Lions die Versicherung für Simon Hrubec. Der Tscheche wird sich nicht oft ausruhen können. Schon gar nicht, wenn der ZSC nach 10 Spielen nicht an der Tabellenspitze steht. Simon Hrubec ist ein Weltklassetorhüter, ohne Frage. Wenn er in der Qualifikation aber nahezu 50 Spiele bestreiten muss, wird ihm in den Playoffs die nötige Frische fehlen. In der letzten Saison bestritt er 33 Partien. In diesem Durchgang dürften es deutlich mehr werden.
Verteidigung
Die Defensive sieht keine Veränderung. Mikko Lehtonen, Patrick Geering, Yannick Weber und Dean Kukan bilden wohl die zwei ersten Verteidigungen. Um die restlichen vier Plätze streiten sich Phil Baltisberger, Christian Marti, Dario Trutmann, Daniil Ustinkov, Silvan Landolt und Enzo Guebey. Wer nicht genügt, wird den Umweg über die Swiss League machen müssen.
Angriff
Im Sturm ist der Konkurrenzkampf noch ausgeprägter. 20 Spieler müssen die 12 Plätze unter sich ausmachen. Jérôme Bachofner ist bereits der erste Leidtragende dieses Überangebots. Von Vinzenz Rohrer, Livio Truog, Nicola Baechler, Marlon Graf und Joel Henry wird erwartet, dass sie den gestandenen Kräften Feuer unter dem Hintern machen. In den letzten Jahren hatten schlechtere Leistungen kaum Konsequenzen. Nun soll die vielgepriesene Leistungskultur auch tatsächlich gelebt werden. Wenn ein Spieler die Leistung nicht bringt oder eben die «mentale Härte» nicht hat, wird es für ihn eng werden.
Der wichtigste Neuzuzug ist zweifellos der Rückkehrer Denis Malgin. Seine Kreativität wurde letzte Saison sehr vermisst. Ohne Malgin an seiner Seite wirkte Sven Andrighetto in manchen Spielen verloren. Von den ausländischen Stürmern haben Alexandre Texier, Garrett Roe, Justin Azevedo und Lucas Wallmark den Z verlassen. Roe und Azevedo kamen nicht mehr an ihr gewohntes Leistungsniveau heran. Wallmark war nach der Entlassung von Grönborg nur noch ein Schatten seiner selbst. Grönborg war ein bekennender Fan von Wallmark. Im System von Crawford fand sich der Schwede überhaupt nicht mehr zurecht. Die Ausländerpositionen im Sturm wurden mit Rudolfs Balcers (Tampa Bay Lightning), Derek Grant (Anaheim Ducks) und Jesper Frödén (Seattle Kraken) besetzt. Balcers kam für Florida und Tampa Bay nur gerade auf 17 Einsätze in der NHL in der letzten Saison. Dafür hatte er grossen Anteil an der Bronzemedallie der lettischen Nationalmannschaft an den Weltmeisterschaften. Derek Grant kam in 46 Spielen für die Ducks auf 18 Scorerpunkte. Er wird vor dem Tor für freie Räume sorgen und in Unterzahl immer wieder für einen Shorthander gut sein. Jesper Frödén hat die letzte Saison mehrheitlich in der AHL verbracht. Allerdings hat er in der SHL für Skelleftea bewiesen, dass er ein ausgezeichneter Stürmer ist, der auch in der Schweiz für 40 Punkte gut sein wird.
Im Sturm sollten sich die Zürcher definitiv keine Sorgen machen müssen. Denis Hollenstein ist wieder fit, Sven Andrighetto wird für die wichtigen Phasen zurück sein und Simon Bodenmann will beweisen, dass sein Vertrag zurecht doch noch verlängert wurde. Dann ist da immer noch Juho Lammikko, der letzte Saison sämtliche Spiele bestritt und in der Regular Season 24 Tore und 16 Assists erzielt hat.
Die offizielle Zielsetzung der ZSC Lions lautet: Top 4 in der Qualifikation, um das Heimrecht in den Playoffs zu sichern bzw. Top 3, um sicher für die CHL qualifiziert zu sein. In den Playoffs soll wieder der Halbfinal erreicht werden. Tatsächlich ist die Zielsetzung klar: Der Meistertitel muss her! Alles andere muss als Enttäuschung gewertet werden. Folgende Fragen werden in dieser Saison beantwortet: Hält die Mannschaft diesem Druck stand? Kann Simon Hrubec auch unter grosser Arbeitslast konstant stark spielen? Kann Simon Bodenmann wieder scoren wie zu Beginn der letzten Saison? Schlägt der Konkurrenzdruck auf die Stimmung im Team?
Das erste Spiel der Saison wird traurig beginnen. Vor dem ersten Puckeinwurf wird mit einer Schweigeminute an den kürzlich verstorbenen Morgan Samuelsson gedacht. Doch je länger die Saison geht, umso mehr Freude sollte sie, nach Plan, den Fans bescheren.
hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1. ZSC Lions
2. Genf-Servette
3.
4. EHC Biel
5. HC Davos
6. Lausanne HC
7. SC Bern
8. SC Rapperswil-Jona Lakers
9. HC Lugano
10. Fribourg-Gottéron
11. EHC Kloten
12. HC Ambrì-Piotta
13. SCL Tigers
14. HC Ajoie
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