Robert Mayer: «Es gibt keinen Ort, wo ich lieber wäre»
Robert Mayer hat sensationelle Playoffs hinter sich, die mit dem ersten Meistertitel für Genf-Servette endeten. Nun will er auch an der WM hoch hinaus. Wir sprachen vor dem Spiel gegen die Slowakei mit ihm.
Robert Mayer Sie haben auch in Nordamerika gespielt, wie war diese Zeit?
«Es war eine lehrreiche, lange und super Zeit, die mich auf meinem Weg geprägt hat. Es war eine wichtige Etappe in meiner Karriere.»
Wie war Ihre Rückkehr in die Schweiz mit der Umstellung auf europäische Eisflächen?
«Ich hatte wenig Probleme, da ich bis 17, als ich nach Nordamerika ging, mich daran gewöhnen konnte. Klar musst du deinen Stil verändern, hier hast du mehr Zeit um das Spiel zu lesen. Du musst dich hier schneller verschieben, in Nordamerika wird geschossen sobald man im gegnerischen Drittel ist. Bei uns werden mehr Pässe gespielt und Runden gelaufen. Hier musst du auch als Goalie mehr Schlittschuhlaufen. Dies sind die grössten Unterschiede.»
Jetzt reden wir über die Saison von Genf-Servette. Alle sahen in euch die grossen Favoriten, die besten Ausländer der Liga, gute Schweizer. Wann seid ihr als Einheit zusammengewachsen?
«Ich glaube dies geschah im Trainingscamp, da hatte ich schon dieses Gefühl. Wir hatten in Genf schon immer eine Supergarderobe, auch mit unseren Ausländern. Wir waren immer eine Einheit. Es gab keine Gruppen innerhalb der Mannschaft. Wir waren immer zusammen, hatten einen super Leadership. Mit Noah Rod auch einen Kapitän, der viel von Goran Bezina gelernt hat der uns beigebracht hat, was es heisst Leader zu sein. In unserer Garderobe war jeder ein Leader. Wir hatten auch einen super Trainerstab. Schon vor der Saison hat Tanner Richard die Rolle des Organisators übernommen. Er hat das Händchen dafür. Wir gingen alle zusammen nach Cannes um uns besser kennenzulernen, wichtig vor allem für die neuen Ausländer und dort entstand schon eine super Chemie, die uns geprägt hat und wir gewannen neun der ersten zehn Spiele. Dies ist bei uns wichtig, bringt Ruhe in die Mannschaft. Dort entstand das Gefühl, dass wir zusammen etwas Grosses erreichen können.»
Als Erster nach der Qualifikation steht man meistens im Playoff-Viertelfinal etwas unter Druck, denn man will nicht alles verlieren, was man vorher aufgebaut hat. Habt ihr diesen Druck gespürt?
«Ja sehr. Lugano machte es uns das Leben schwer. Ich glaube es war die schwierigste Serie für uns. Wir waren Erster, hatten eine Supersaison und plötzlich musst du gegen den Zehnten Spielen, der gegen Gottéron gewonnen hat. Lugano spielte defensiv sehr gut, wir haben sicher mehr Druck gemacht, aber sie spielten sehr clever. Es war die Serie mit dem meisten physischen Einsatz und natürlich lag der ganze Druck auf uns; sie konnten befreit aufspielen. Nach dem Sieg in den Pre-Playoffs war dies für Lugano wie eine Befreiung, sie hatten nichts mehr zu verlieren. Nachdem wir diese Hürde geschafft hatten, wussten wir, dass noch ein langer Weg vor uns stand. Aber der Druck war etwas weg. Nachdem wir Zug eliminiert hatten, den zweimaligen Meister, stiegen wir mit viel Selbstvertrauen ins Final gegen Biel, das ebenfalls eine unglaubliche Saison gezeigt hatte. Wir wussten, dass es eng werden würde, doch wir haben das Zepter in die Hand genommen und wurden belohnt.»
Sie persönlich hatten eine ganz wichtige Rolle bei diesem Triumph. Kann man sagen, dass Sie momentan in der Form Ihres Lebens sind?
«Ich kann sagen, dass ich gereift bin. Ich habe schon vorher gute Saisons gespielt, ansonsten wäre ich nicht hier an meiner vierten WM. In einer Karriere gibt es Höhen und Tiefen. Ich hatte zwei ganz schwierige Jahre hinter mir, nicht nur wegen den Verletzungen. Ich bin dankbar dafür, dass dies passiert ist. Jetzt bin ich hier beim Interview und ich bin hier in Riga mit einer Supermannschaft und geniesse diese Zeit und freue mich unheimlich. Es gibt keinen Ort, wo ich momentan lieber wäre.»
Es ist ja nicht immer einfach nach einen Triumph wieder die nötigen Ressourcen aufzubringen um für eine WM bereit zu sein. Wie klappte es bei Ihnen?
«Vielleicht war es ein Vorteil, dass ich nicht wirklich eine Pause hatte. Ich kam gar nicht dazu, das Ganze zu verarbeiten. Das ist ein Vorteil, da ich immer noch in diesem Drive bin und in meinem Spiel. Physisch fühle ich mich gut. Ich kam zu vielen Einsätzen während der Playoffs, dies gefällt mir, dann finde ich meinen Rhythmus, dann konnte ich noch ein Vorbereitungsspiel gegen Tschechien bestreiten, wo ich ein Drittel brauchte bis ich wieder drin war, aber dann spürte ich den Wechsel und war wieder drin. Es war sicher stressig, aber ich weiss, es sind noch zwei Wochen und diese geniesse ich in vollen Zügen.»
Nach den drei Siegen gegen die «Kleinen» folgen jetzt härtere Brocken. Aber an Selbstvertrauen fehlt es euch bestimmt nicht.
«Ich glaube es ist normal, dass man am Anfang eines Turniers innerhalb eines Spiels 10-15 schwächere Minuten hat, aber dies gehört dazu, ich kenne keine Mannschaft, die ins Turnier startet und jede Partie 60 Minuten dominiert, vor allem mit der Energie und Aggressivität, mit der wir spielen. Die Energie müssen wir behalten. Wir freuen uns alle auf die nächsten Spiele. Wir haben viel Talent und Leadership und können viel erreichen, wenn wir an unserem System festhalten. Wir wissen, dass wir auf sehr gute Mannschaften treffen. Es wird eine lange und super Zeit. Ich freue mich hier zu sein, wir haben es alle verdient. Wir spielen für die Schweizer Nationalmannschaft und vertreten eine ganze Nation und ich hoffe, dass wir den Fans Emotionen schenken können und sie stolz machen.»
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… von Maurizio Urech
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Der Schweizer Torhüter Robert Mayer spielt den Puck nach vorne. Foto: JustPictures.ch / Jari Pestelacci
Robert Mayer im Interview in Riga. Foto: JustPictures.ch / Jari Pestelacci